E-Rezept – Wie es funktioniert und welche Vorteile es hat

Das e-Rezept wird ab Januar 2022 verpflichtend in Deutschland eingeführt. Mit seiner Einführung soll das gedruckte Rezept nach und nach auslaufen.

Experte: Tobias Kühne-Döge, Pharmazeutisch-Technischer Assistent

Tobias Kühne Döge

Tobias Kühne-Döge

Pharmazeutisch-technischer Assistent

Tobias Kühne-Döge ist seit 2001 in seinem Beruf tätig und hat seither für verschiedenste Apotheken gearbeitet. Welche das sind und wie sein Werdegang im Einzelnen aussieht, lest ihr auf unserem Expertenprofil.

Transkript der Folge E-Rezept – Wie es funktioniert und welche Vorteile es hat

Wenn wir heutzutage Geld überweisen, dann bringen wir in der Regel nicht mehr altmodisch den Überweisungszettel zur Bank, sondern erledigen das meistens online. Also gut, meine Oma vielleicht nicht, aber es gibt eine digitale Entwicklung. Aber warum bringen wir eigentlich noch Rezepte in Papierform zur Apotheke?

Ab Januar 2022 wird das E-Rezept eingeführt, um die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer zu machen, Abläufe in der Arztpraxis und der Apotheke zu vereinfachen und die Zettelwirtschaft im Gesundheitswesen zu beenden. Mit der Einführung des elektronischen Rezeptes wird das bisherige Verfahren mit dem gedruckten Formular zum Auslaufmodell.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen Tag bei „kernig & gesund“! Eine brandneue Ausgabe gibt es auch an diesem Mittwoch. Mein Name ist Mario D. Richardt und ich bespreche jede Woche mit Experten ein Gesundheitsthema und heute ist es das E-Rezept. Und das kommt schneller als man denkt, nämlich schon dieses Jahr.

Mein heutiger Gesprächspartner am Mikrofon ist quasi schon Stammgast bei „kernig & gesund“, er ist pharmazeutisch-technischer Assistent und sein Name ist Tobias Kühne-Döge. Schönen guten Tag!

Tobias Kühne-Döge: Hallo Mario! Grüße!

Was versteht man unter dem E-Rezept?

Mario D. Richardt: Tobias, was ist es eigentlich das E-Rezept?

Tobias Kühne-Döge: Das E-Rezept soll tatsächlich das Papierrezept in seiner bisherigen Form komplett ersetzen. Das heißt, der Arzt wird nichts mehr auf Papier aufschreiben, sondern er wird elektronisch einen, ich sage es jetzt mal ganz vereinfacht, einen QR-Code erzeugen, wie man es auch jetzt mittlerweile kennt, den man dann einfach mit dem Handy abscannen oder abfotografieren kann. Und dieser QR-Code enthält im Endeffekt dann alle verschlüsselten Daten, die der Apotheke ermöglichen, das Rezept zu beliefern. Das heißt, das richtige Medikament zu erkennen, dem richtigen Patienten zuzuordnen, die Dosierung abzulesen und letztendlich auch gegenüber der Krankenkasse, den Kostenträgern letztendlich, auch abrechnen zu können. Und das alles verbirgt sich, wie soll es anders sein, in einem QR-Code.

Es wird allerdings, und da sind sich die Experten relativ einig, immer noch das Papierrezept geben, gerade auch für viele, die entweder keine Möglichkeit haben, irgendeine App zu bedienen oder vielleicht doch kein Smartphone haben oder nicht in der Lage sind, es so zu bedienen, dass es sicher wäre. Ich denke gerade an ältere Leute beispielsweise, da hat nicht jeder so ein Smartphone oder hat die Möglichkeit. Und demzufolge wird der Arzt dann einfach nach wie vor was auf Papier ausdrucken. Aber es ist nicht mehr das Rezept, wie wir es kennen, sondern es ist ein Rezept und da sind einfach QR-Codes oder ein QR-Code drauf gedruckt. Und damit würde der Patient oder die Patientin dann in die Apotheke gehen oder an den Versender schicken und der würde das dann entsprechend einlösen.

Mario D. Richardt: Ich wollte schon sagen, also für meine Oma ist das ja ein Kulturschock. Die weiß nicht mal, wie man Smartphone schreibt, die wäre völlig überfordert damit.

Tobias Kühne-Döge: Richtig, richtig! Das heißt, es wird definitiv noch eine Übergangsphase geben. Aber auf lange Sicht gesehen müssen sich da auch alle Patienten und Patientinnen darauf einstellen, dass das irgendwann mal komplett aussterben wird das Papierrezept. Weil wie gesagt, man kann es auch nicht ewig dehnen oder immer eine Übergangsfrist noch lassen, weil wenn es dann einfach gegeben ist und es ist ja auch im Gesetz verankert, dass es dann diese digitale Verschreibung geben soll oder geben muss, die müssen sich dann nach und nach dann auch alle einfach zuwenden. Es wird dann einfach so werden.

Aber wie gesagt, für die Einzelfälle ist es nicht so, dass man jemand sagt, du hast kein Handy, du hast kein Smartphone oder kannst mir das nicht sagen, du kriegst jetzt kein Rezept. So wird es definitiv nicht werden. Die Versorgung ist sichergestellt.

Mario D. Richardt: Es gibt dann also diesen QR-Code auf Papier, kann meine Oma den trotzdem nehmen, geht zur Apotheke und die Apotheke kümmert sich dann oder schickt‘s zu euch?

Tobias Kühne-Döge: Richtig! Oder es kann auch so sein, wie gesagt, dass der derjenige, ich denke jetzt vielleicht mal an die etwas Jüngeren oder die mit Smartphone schon affin sind, fotografieren den QR-Code einfach ab und schicken den dann über eine App zur Versandapotheke, beispielsweise eine Apotheke vor Ort, wer auch immer, also da sind ja alle Apotheken angeschlossen.

Das heißt, die eigentliche Wahlfreiheit, die bleibt natürlich nach wie vor bestehen. Das heißt, der Patient kann auch nach wie vor jede Apotheke nutzen, die er auch bisher genutzt hat. Das heißt, da gibt es keine Einschränkungen, weil es darf da einfach auch keinen Makeln geben, dass man sagt, nur die oder der, sondern alle, die im Gesundheitswesen tätig sind, dürfen da dran teilnehmen.

Mario D. Richardt: Kann der Arzt das Rezept auch nach Hause schicken? Also kann man auch ein Rezept bekommen, ohne beim Arzt gewesen zu sein?

Tobias Kühne-Döge: Es gibt mittlerweile auch, hat sich auch etabliert, einfach die sogenannten Online-Sprechstunden oder auch Telemedizin. Das heißt, auch das ist ja einfach durch Corona gewachsen, dass immer mehr Telemedizin angeboten wird.

Das heißt, da ist es einfach trotzdem, der Kontakt zwischen Arzt und Patient läuft dann halt einfach auf Fernkommunikation, das heißt, entweder per Videochat, Telefonie. Wichtig ist, der Arzt muss sich einfach vergewissern, ob der oder diejenige auch der oder diejenige ist, für die er sich ausgibt. Als das heißt, das werden jetzt meistens schon einfach Stammpatienten sein in der Praxis, auch schon reguläre Kunden. Und da vergewissert sich einfach der Arzt und kann dann einfach auf elektronische Art und Weise dann ein Rezept ausstellen.

Mittlerweile gibt’s auch schon Krankschreibungen, die ausgestellt werden können. Das wird sich alles etablieren, sodass der Patient das Haus gar nicht mehr verlassen muss. Gerade jetzt, ich denke mal an Corona-Quarantäne, er muss ja trotzdem irgendwie beliefert werden. Und er wird das dann halt über den Versanddienstleister bekommen oder wie auch immer er dann zu seinem Medikament, das er sich ausgewählt hat, bekommt. Das würde alles gehen.

Da gibt’s schon diverse Anbieter am Markt, die Telemedizin standardmäßig anbieten und teilweise auch schon direkt mit irgendwelchen Krankenkassen abrechnen können. Das ist alles schon gang und gäbe.

Mario D. Richardt: Blutabnehmen und Abhören geht natürlich noch nicht über Telemedizin, aber es gibt ja auch viele Krankheiten, wie du schon gesagt hast, wo man das Ganze dann auch optisch beim Videotelefonat dann klären kann.

Kann ich dann aber auch ein Rezept von meinem Hausarzt bekommen, der jetzt nicht Telemedizin veranstaltet, aber wo ein Anruf reicht „Hören Sie mal hier, ich habe so ein Räuspern da im Hals und mir geht’s so schlecht. Schicken Sie mir mal ein Rezept elektronisch zu.“?

Tobias Kühne-Döge: Wie gesagt, wenn das dann einfach kommen wird mit diesem elektronischen Rezept, ist dann halt immer die Frage: War man im Quartal schon da, muss die Chipkarte eingelesen werden?

Das sind alles Dinge, die muss es ja nach wie vor geben, einfach auch für die Abrechnungen. Weil der Arzt hat ja auch ein Budget, über was er verfügen kann. Und da muss er halt einfach gucken: Ist das jetzt eingelesen? Kann er es abrechnen? Das bedarf immer noch einmal im Quartal die Chipkarte, die auf alle Fälle da sein muss.

Wie gesagt, aber vielleicht wird es auch da dann Möglichkeiten geben, dass man die Chipkarte abfotografiert oder irgendwo einscannt oder wie auch immer. Also ich denke, da wird sich viel bewegen. Und es ist auch denke ich der richtige Weg, den man da eingeschlagen hat.

Lässt sich das E-Rezept in jeder Apotheke einlösen?

Mario D. Richardt: Muss man sich denn schon beim Arzt selbst entscheiden, in welche Apotheke man das Ganze einlöst?

Tobias Kühne-Döge: Für Unentschlossene, wer jetzt noch gar nicht weiß, in welche Apotheke oder er versucht mal da, nimmt es eventuell noch mal mit, der kann das wie gesagt entweder in Papierform mitnehmen oder fotografiert es einfach ab oder lässt es sich aufs Handy schicken.

Da gibt’s ganz verschiedene Möglichkeiten, was man da machen kann. Und die Wahlfreiheit ist nach wie vor da. Oder er sagt direkt, wenn wir irgendwann dann mal so weit sind und er sagt, hier, ich will die Apotheke A, B oder C, und dann kann der Arzt das hinschicken, die Apotheke bestätigt, alles klar, ich kann es liefern.

Das geht Sekunden, in Echtzeit, und da kann der Patient dann mailen oder er schickt es an mehrere gleichzeitig. Und die Apotheke, die halt am schnellsten ist, die wählt er aus, oder sind mehrere, dann sagt er, dann kann ich es dort oder da einlösen. Das ist alles durch digitale Lösungen auch machbar.

Mario D. Richardt: Aber es ist im Prinzip dann wirklich auch viel besser, weil man eben diesen zusätzlichen Weg des Postwegs dann erspart.

Tobias Kühne-Döge: Richtig! Gerade, wer den Versand schon nutzt oder auch perspektivisch nutzen wird, das vereinfacht es dann natürlich für die Versender extrem, weil einfach, wie du schon sagst, das Postalische, ich muss nichts mehr eintüten, ich muss keinen Briefumschlag, ich muss nichts ausdrucken, ich muss nicht zur Post gehen, muss warten bis geleert wird, sondern ich bekomme es in idealer Weise, Sekunden später hat es schon die Apotheke meiner Wahl und kann sofort anfangen den Versandauftrag vorzubereiten, zu schauen, ob alles passt.

Also wie regulär auch, wenn es jetzt in Papierform käme. Also ich denke, es ist schon extreme Zeitersparnis und man kann wirklich auch in Echtzeit kommunizieren, inwiefern vielleicht irgendwelche Herausforderung sind, die man noch besprechen müsste. Und hat auch schnell die Kommunikation zum Arzt, wenn irgendwas ist. Das ist wirklich schon ein extremer Vorteil. Wird auf alle Fälle dem Versender natürlich auch zugänglich sein.

Im Prinzip kann man sagen, das Papierrezept ist wirklich bald Geschichte.

Tobias Kühne-Döge: Richtig! So zumindest der Plan und ich denke, es wird auch so kommen.

Wie gestaltet sich die Abrechnung mit den Krankenkassen?

Mario D. Richardt: Wie wird das abgerechnet?

Tobias Kühne-Döge: Abgerechnet ist es ja so, es gibt zwei verschiedene Arten von Versicherungen, einmal die ganz normale Krankenkassenversicherung, wo die gesetzlich Versicherten einfach Mitglied sind.

Das heißt, wenn ich jetzt beispielsweise ein Rezept von meinem Hausarzt bekommen würde, löse das ganz normal in der Apotheke ein und die Apotheke nimmt dann das Rezept, bedruckt das dann entsprechend. Das heißt, welches Medikament wird da abgegeben, mit der so genannten Pharmazentralnummer, dem Preis dahinter, habe ich Zuzahlung, ja oder nein? Dann kommt die IK-Nummer noch drauf, das Datum noch und ein Stempelchen. Und dann geht das Ganze in eine sogenannte Abrechnungsstelle.

Das heißt, in jeder Apotheke stehen einfach Rezeptabrechnungsstellen, die da einfach im großen Stil die gesamten Rezepte eines Abrechnungsmonats abrechnen. Das heißt, die gucken einfach, ist das richtige Medikament verordnet, ist alles richtig abgegeben, richtige Darreichung, richtige Menge und, und, und. Und stellen dann gegenüber den Krankenkassen die entsprechenden Rechnungen. Das heißt, da wird wirklich mit jeder einzelnen Kasse abgerechnet. Und es gibt sehr, sehr viele, gibt ja nicht bloß drei, vier oder fünf, sondern es sind ja schon einige 100 Kassen, die es immer noch gibt. Und da wird gegen abgerechnet.

Bei den privaten Krankenkassen ist es so, da geht der Patient, der privat versichert ist, meistens sofort in Vorleistung, das heißt, der bezahlt direkt an die Apotheke das Geld und holt es dann im Nachgang von seiner Krankenkasse wieder. Je nachdem, ob noch irgendeine Beihilfe mit dabei hängt oder wie auch immer, aber zumindest kriegt er das Geld im Nachgang erst zurück.

Mario D. Richardt: Und kann das dann auch digital wunderbar hinschicken?

Tobias Kühne-Döge: Richtig, genau! Und mit dem Digitalen, es gibt ja schon einige große, gerade privat wie, ohne da jetzt einen Namen zu nennen, die sind da schon längere Zeit aktiv, die rechnen das schon direkt alles ab, für Privatversicherte direkt. War einfach auch so ein Vorreiter im Markt. Aber das wird dann genauso sein, das heißt, da muss kein Papierrezept mehr kommen, niemand muss das wälzen, sondern man signiert den digitalen QR-Code, sagt dann, hier ist abgerechnet.

Wie gesagt, auch die Sicherheitsaspekte sind ganz, ganz genau gehabt. Das heißt, selbst wenn es jetzt dreimal fotografiert werden würde, da, wo es der ersten Apotheke aufschlägt oder eintrifft, dann sind die quasi für andere Apotheken sofort gesperrt. Also da ist schon ein sehr, sehr großer Sicherheitsaspekt hinter. Nicht, dass man einfach sagen kann, ich kriege jetzt vielleicht ein Medikament, was vielleicht besondere Fürsorgepflicht bedarf, ob das jetzt irgendwelche starken Beruhigungsmittel oder Schlafmittel sind, jetzt nur mal Beispiel genannt, das darf wie gesagt auch nur einmal eingelöst werden. Und selbst kann der Kunde dann immer noch stornieren, dann wird das wieder freigegeben.

Das heißt, da hängt auch noch eine ganze Telematik dahinter, die das auch alles beobachtet, betreut, einfach auch Sicherheitsaspekte da einfach reinmacht. Also es ist wirklich sehr, sehr sicher. Deswegen hat es auch so lange gedauert, das E-Rezept einzuführen. Das sollte ja schon viel, viel eher kommen.

Mario D. Richardt: Das ist wirklich ein wichtiger Aspekt. Da gibt’s auch einige Pappenheimer, die es vielleicht wirklich ausnutzen und die denken sich, ah, toll, E-Rezept, dann schicke es mal jetzt hier an drei Apotheken um die Ecke und dann nochmal an eine Online-Apotheke und dann kriege ich alles hier vierfach.

Tobias Kühne-Döge: Nein, nein, genau, also es wird genau dann auch freigegeben oder es wird gesperrt. Das heißt, man weiß genau oder die Apotheke weiß genau, ist das Rezept jetzt noch gültig, darf ich es noch abgeben? Und genauso sehen es auch andere, es ist beliefert.

Das heißt, da gibt’s wie gesagt auch schon früher, jetzt gibt’s auch schon dieses securPharm, das heißt, wo dann auch die Medikamente ausgescannt werden, beispielsweise. Hat jetzt weniger mit dem Rezept direkt zu tun, aber diese ganzen Sicherheitsmerkmale hat man für alle Fälle auch angepasst, dass sie auch dem digitalen Zeitalter standhalten.

Und wie gesagt, das war auch der Grund, warum es sich so ein Stück weit verzögert hat.

Mario D. Richardt: In diesem Jahr geht es schrittweise los und ab 2022 im Januar, wahrscheinlich der 1. Januar ist es dann sozusagen absolut Pflicht?

Tobias Kühne-Döge: Richtig! Da ist es auf jeden Fall verpflichtend flächendeckend, dass alle nur noch dieses Rezept dann in der Form ausstellen.

Mario D. Richardt: Tobias, vielen Dank!

Tobias Kühne-Döge: Gerne doch! Ich freue mich, jederzeit wieder.

Mario D. Richardt: Dann also bis zum nächsten Mal! Und Ihnen danke ich fürs Zuhören. Die nächste Folge „kernig & gesund“ gibt es am nächsten Mittwoch. Außerdem alle Folgen auf kernig-und-gesund.de.

Und im Übrigen auch auf ihrem Smart Speaker, wenn Sie zum Beispiel Amazons Alexa haben, sagen sie einfach „Alexa, spiele den Podcast kernig und gesund“ oder wenn Sie was Google haben „Okay Google, spiele den Podcast kernig und gesund“, und dann läuft das Ganze. Tschüss!