In dieser Folge lernen Sie:

  • Was ein Lipödem ist.
  • Was man gegen chronische Fettverteilungsstörung machen kann.
  • Wie sich Adipositas und Lipödem voneinander unterscheiden.
  • Wie gut ein Lipödem therapierbar ist.

Dr. Katja Mühlberg

Angiologin

Seit 2010 ist sie Fachärztin für Innere Medizin und seit 2013 Angiologin. Lesen Sie noch mehr über Dr. Katja Mühlbergs Lebensweg als Ärztin.

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Transkript der Folge Lipödem – Die belastende Fettverteilungsstörung

Heute sprechen wir bei kernig & gesund über ein Thema, über das die Betroffenen eher ungern sprechen und das ist verständlich. Es geht um das Lipödem, das praktisch aus ausschließlich bei Frauen auftritt und für viele Betroffene hochgradig belastend ist.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen schönen guten Tag zu einer brandneuen Folge kernig & gesund, ich bin Mario D. Richardt und spreche jede Woche über ein Gesundheitsthema. Ich freue mich, dass ich heute wieder Dr. Katja Mühlberg gewinnen konnte. Sie ist Fachärztin für innere Medizin und Angiologie und Oberärztin an der Uniklinik in Leipzig. Guten Tag Dr. Katja Mühlberg.

Dr. Katja Mühlberg: Hallo, ich grüße Sie.

Mario D. Richardt: Schön, dass Sie wieder mit dabei sind. Das Lipödem ist ein Thema, das ja, betroffenen Frauen zu schaffen macht. Wie gehen denn Frauen damit um, wenn sie betroffen sind? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, ganz unterschiedlich. Es gibt die Frauen, die sehr offensiv damit umgehen, auch jetzt in der Zeit, wo das Lipödem endlich als Erkrankung anerkannt wurde, es gibt aber auch die Frauen, die sich sehr zurückziehen, bis hin zu depressiven Erkrankungen neigen, aufgrund des Lipödems, weil sie die Erkrankung so kennengelernt haben, in einer Phase, in der man gar nicht wusste, dass es eine Erkrankung ist und die Frauen auch als einfach fett abgestempelt wurden.

Mario D. Richardt: Ja klar, das kann man sich ja vorstellen. Da gab es dann oftmals Spott oder böse Worte.

Dr. Katja Mühlberg: Ja.

Mario D. Richardt: Dabei können die Frauen gar nichts dafür.

Dr. Katja Mühlberg: Richtig, hässliche Bemerkungen, die dann zum Rückzug führen, verständlicherweise und das ist nun gerade das, was wir eben nicht erreichen wollen. Das Krankheitsbild sind wir froh, dass es als solches akzeptiert wurde, das ist jetzt der Stand, wir erleben aber auch zum Teil das Gegenteil, dass alles überschüssige Fett am Körper gern als Lipödem deklariert wird und dann auch zu Fehlbehandlungen führt. Also man muss sehr sauber trennen zwischen der Erkrankung Lipödem und einer einfachen, klassischen Adipositas.

Mario D. Richardt: Dass also dann Frauen auch kommen und wollen das behandelt haben, obwohl es halt wirklich nur Adipositas ist.

Dr. Katja Mühlberg: Richtig, genau.

Mario D. Richardt: Wie können Sie das unterscheiden?

Wie lässt sich Lipödem von Adipositas unterscheiden?

Dr. Katja Mühlberg: Das ist manchmal nicht so einfach, vor allen Dingen, wenn beide Erkrankungen gleichzeitig vorliegen und das wissen wir eigenen Studien zufolge ist bei etwa dreiviertel aller Betroffenen der Fall, also dass wir nicht ein isoliertes Lipödem haben, dann ist die Diagnose relativ einfach, wir sehen eine Ungleichverteilung des Fettes zwischen dem Körperstamm, der ganz normal ist, sehr schlank ist und den sehr starken umfangsvermehrten dicken Beinen oder Armen. Das ist einfach, wenn man so eine Konstellation hat.

Wenn aber zusätzlich eine Frau dick ist, also adipös veranlagt ist, das heißt also auch eine Fettansammlung im Bauchbereich hat, dann wird es schwierig, weil wir dann nicht mehr richtig differenzieren können, das ist das nur kalorisch bedingtes Fett, also zu durch wenig Bewegung und zu ungesunde Ernährung bedingt oder steckt vielleicht trotzdem ein Lipödem dahinter?

Mario D. Richardt: Aber grundsätzlich, so habe ich das zumindest gelesen, ist ein Lipödem eher in den Beinen und in den Armen zu finden, richtig?

Dr. Katja Mühlberg: Richtig und das ist ein ganz wichtiges Diagnosekriterium, wenn wir also Fettgewebsvermehrungen an den Armen und Beinen haben und der Bauch-, Rücken-, Brustbereich nicht betroffen ist, dann ist die Diagnose relativ einfach zu stellen.

Mario D. Richardt: Wie viele Frauen haben denn damit zu kämpfen?

Wie viele Frauen haben damit zu kämpfen?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, da gibt es ganz, ganz unterschiedliche Schätzungen, also es gibt keine verlässlichen Zahlen, weil die Diagnosekriterien nicht sauber im Moment dokumentierbar sind und das liegt daran, dass eben ein bestimmter Anteil der Frauen auch gleichzeitig adipös ist und dann wird vieles durcheinander geworfen und das macht die saubere Diagnostik sehr, sehr schwer.

Mario D. Richardt: Und ich habe es am Anfang gesagt, Männer sind quasi vollkommen heraus aus dem Thema?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, zu 99,9 Prozent. Es gibt ganz wenige hormonelle Erkrankungen, die tatsächlich auch beim Mann zu einem Lipödem führen können, aber das ist verschwindend gering, dieser Bruchteil.

Mario D. Richardt: Und um es noch mal zu erklären, also Lipödem heißt, es ist eine chronische Fettverteilungsstörung?

Dr. Katja Mühlberg: Richtig, das ist angeboren, das kann man auch nicht von sich aus beeinflussen, man hat einfach zu viele Fettgewebszellen an den Armen oder und den Beinen, noch mal, der Bauch ist davon nicht betroffen und diese einzelnen Fettgewebszellen können natürlich auch durch zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung größer werden und wenn die dann größer werden, kann natürlich die Erkrankung auch in ihrem Schweregrad viel schlimmer ausfallen, als wenn das nicht der Fall ist, bei gesunder Lebensweise.

Mario D. Richardt: Und angeboren bedeutet, dass es schon bei Kindern losgehen kann oder beginnt das erst im jüngeren Erwachsenenalter?

Dr. Katja Mühlberg: Die Fettzellen sind in ihrer Lokalisation so angelegt, das ist schon bei Geburt so, aber wir wissen, dass im in Phasen hormoneller Umstellung, also in der Pubertät oder bei Einnahme der Pille oder in der Schwangerschaft, manchmal auch erst in den Wechseljahren sich das Lipödem erstmals manifestiert. Also erst dann wird diese Disproportion zwischen Beinen und Stamm erst auffällig. Vorher sehen die Kinder meistens völlig normal proportioniert aus und erst dann, wenn die Pubertät losgeht, merkt man, oh das sind aber kräftige Beine. Das ist auch das, was Patienten uns häufig erzählt und dass man sagt: „Oh, Du hast aber fette Beine, musst Du mal ein bisschen weniger essen“ und dann fallen die meistens in die Phase, dass sie anfangen zu hungern, versuchen das abzubauen und es gelingt nicht. Und dieses Nichtgelingen hat eben häufig ein Lipödem zu Ursache.

Mario D. Richardt: Das kann man tatsächlich manchmal beobachten, dass es Frauen gibt, die einen absolut schlanken Oberkörper haben, schlankes Gesicht aber dann untenrum quasi, wie soll ich es richtig beschreiben? Als Mann, das kommt vielleicht auch ein bisschen doof rüber, aber die untenrum dann quasi ab dem Hosenbund fülliger sind. Das ist also ein typisches Anzeichen für ein Lipödem?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, ich vergleiche das manchmal, Sie kennen vielleicht auf dem Kartenspiel diese geteilten Bilder oder wenn man so an einer Spiegelkante steht, der Oberkörper passt einfach nicht zum Unterkörper und das ist auch was, was viele Frauen uns beschreiben. Sie haben oben Kleidergröße 38/40 und unten kommen sie mit der 44/46 grad so hin oder sie versuchen sich Hosen zu kaufen, die passen zwar in der Länge perfekt aber der Hosenbund, der schnabelt wie verrückt und das sind so ganz typische Situationen, in denen man den Verdacht auf ein Lipödem äußern darf.

Mario D. Richardt: Es gibt ja auch diesen doofen Begriff, diese Reiterhosen, dieses Reiterhosen-Syndrom, hat das auch mit Lipödem zu tun?

Was ist das Reiterhosen-Syndrom?

Dr. Katja Mühlberg: Nicht zwingend. Reiterhose ist letztendlich erst nur einmal eine Beschreibung der äußeren Form, dass also die Oberschenkelaußenseiten sehr betont sind. Für die Diagnose eines Lipödems kommt hinzu, dass das Gewebe schmerzhaft sein muss, das nicht jedes, jede Fettgewebsvermehrung ist gleich krankhaft.

Wir wissen auch, dass es konstitutionsbedingt einfach Typen gibt, die kräftigere Beine oder Arme haben. Das hat noch nichts mit einem Lipödem zu tun und deswegen ist es gerade merken Sie, wenn ich das erzähle, gar nicht so einfach auf Anhieb zu sagen ja, das ist eins oder nein, das ist keins. Man muss sehr ins Detail gehen, sehr genau erfragen, wann begann das, wie hat sich das geäußert, in welchen Phasen?

Wie spricht der Körper an auf Sport? Wie spricht er auf Ernährung an? Und es hat auch in den letzten Jahren einen großen Wandel gegeben in den Therapiezielen und Behandlungsstrategien dieser Erkrankung, das muss man wirklich sehr, sehr diffizil untersuchen.

Mario D. Richardt: Kann eine Frau davon ausgehen, wenn ihre Mutter oder ihre Großmutter das Problem hatte, dass sie es dann auch bekommt?

Dr. Katja Mühlberg: Nicht zwingend, aber wir wissen, dass häufig über mehrere Generationen hinweg die Erkrankung weitergegeben wird und früher wusste man das nicht. Das Lipödem als Erkrankung ist das erste Mal in den 40er Jahren beschrieben worden und wenn man manchmal die Frauen fragt und wir tun das regelhaft: „Wie sieht das in Ihrer Familie aus? Wie sind Mutter, Großmutter, Schwester, Tante körperlich gebaut?“, dann hört man schon sehr, sehr oft ja, die sehen genauso aus wie ich. Damals hat man einfach nicht gewusst, was es ist.

Mario D. Richardt: Kann man das optisch auch sehen an der Hautoberfläche? Lässt sich das irgendwie vergleichen mit Orangenhaut?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, das ist auch was, was wir häufig gefragt werden oder was viele Patienten zu uns treibt. Nein, das kann man nicht. Es gibt Lipödeme mit einer wunderbar glatten Haut und es gibt nicht Lipödeme mit einer sehr welligen, delligen Orangenhaut, Matratzenhaut, gibt ja viele Bezeichnungen dafür, Cellulite. Letztendlich ist die horkelige, wellige Haut, Cellulite ein Phänomen, das auch ausschließlich Frauen betrifft und das hat etwas mit den Bindegewebsfasern in der Haut zu tun.

Die sind bei Frauen nämlich senkrecht aufgestellt und die Fettzellen können sich dann herauswölben. Beim Mann sind diese Fasern über Kreuz und dadurch zieht es immer wieder schön die Haut glatt, aber was ich damit sagen will, die Cellulite ist kein Zeichen eines Lipödems, sondern kann auch ohne Lipödem auftreten und umgekehrt, kann ein Lipödembetroffene Frau ein sehr schönes glattes Hautbild haben und trotzdem starke Schmerzen und Umfangsvermehrungen haben.

Mario D. Richardt: Ab wann sollte denn eine Frau zum Arzt gehen? Also wenn sie das festgestellt hat, oh es sieht jetzt untenrum wirklich ein bisschen merkwürdig aus, ich mache viel Sport, ich ernähre mich gesund, trotzdem werde ich das Fett an den Beinen nicht los. Ist das der Punkt, wo man zum Arzt geht?

Dr. Katja Mühlberg: Das wichtigste, was man vorab sagen muss und wo man Patientinnen auch beruhigen kann, ist, das Lipödem ist keine zwangsläufig fortschreitende Erkrankung. Viele haben, wenn sie sich in den Medien belesen, immer die typischen Stadienbilder vor Augen, Stadium eins, na ja, das sieht schon ein bisschen umfangsvermehrt aus, aber eigentlich noch ganz in Ordnung, bis hin zum Stadium drei, wo die Beine komplett deformiert sind und große Haut- und Fettlappen hängen. Man kann beruhigen und sagen, das ist nicht der natürliche Verlauf der Erkrankung, sondern der Verlauf der Erkrankung hängt ganz wesentlich davon ab, was Sie gerade gesagt haben. Wie gesund ernähre ich mich? Wie sehr bewege ich mich und wie achte ich bei dem, was ich esse darauf, dass ich insgesamt nicht adipös werde? Wenn eine Frau sich trotz gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung wiederfindet in dem schmerzhaften Fettgewebe, der starken Umfangsvermehrung, dann ist es tatsächlich der richtige Moment zum Arzt zu gehen und über Therapiemöglichkeiten zu sprechen, die über diese konservative Strategie, die ich gerade genannt habe, also gesunde Ernährung und Bewegung hinausgehen, zu sprechen.

Mario D. Richardt: Über die Therapie sprechen wir dann gleich noch mal. Welche Symptome gibt es denn noch, außer dass das Fett vorhanden ist? Sie haben gesagt, Schmerzen. Sind die Schmerzen so, dass es oberflächlich ist? Man drückt auf die Haut, es tut weh oder ist eher im inneren?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, das ist ganz unterschiedlich, es gibt sowohl als auch. Es gibt den Berührungsschmerz, also es kann sein, dass das sanfte Streichen über die Haut schon als sehr unangenehm empfunden wird. Viele berichten uns, dass sie, wenn sie ihre Kinder auf dem Schoß haben, das als sehr schmerzhaft empfunden wird oder die Berührung des Partners kann sehr schmerzhaft sein.

Wir sehen auch häufig blaue Flecken im Fettgewebe, auch da muss man wissen, nicht jeder blaue Fleck ist gleich hinweisend auf ein Lipödem, sondern diese blauen Flecken entstehen meistens spontan, ohne dass man sich irgendwo gestoßen hat. Müde, schwere Beine, zum Teil auch orthopädische Beeinträchtigungen sind die Folge der Erkrankung, das alles können Symptome sein.

Mario D. Richardt: Frau Dr. Mühlberg, wie kann man denn das Lipödem vom Lymphödem unterscheiden?

Wie kann man das Lipödem vom Lymphödem unterscheiden?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, noch so ein Ödem. Eigentlich suggeriert ja der Begriff Ödem Wasseransammlung und deswegen ist die Bezeichnung Lipödem an sich falsch. Das ist auch schon vielfach diskutiert worden in der Wissenschaft.

Man müsste eigentlich die Erkrankung umbenennen, denn es ist ja keine Wasser-, sondern Fettansammlung und diese Bezeichnung Lipödem hat eben häufig dazu geführt, dass man mit, versucht hat, mit Lymphdrainagen der Erkrankung zur Leibe zu rücken. Lymphödeme hingegen haben eine ganz andere Ursache.

Dort ist ein Stau der Lymphflüssigkeit im Gewebe zu sehen und man kann das einfach unterscheiden, vom Lipödem, in dem man sich die Füße oder auch Hände anschaut, beim Lipödem sind Hände und Füße immer schlank, die sind nie betroffen, nie geschwollen, beim Lymphödem hingegen sind die Fußrücken balloniert, also die sind richtig vorgewölbt, auch die Handrücken können vorgewölbt sein, die Zehen und die Finger können betroffen sein, das ist ein ganz wesentliches Unterscheidungsmerkmal.

Mario D. Richardt: Und über das Lymphödem sprechen wir an späterer Stelle auch noch mal. Wie kann man denn Lipödeme behandeln? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit der Behandlung?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, glücklicherweise gibt es die und die beinhaltet nicht nur die Liposuktion, wie wir initial gedacht haben, sondern es gibt noch mehr Möglichkeiten.

Mario D. Richardt: Liposuktion heißt Fettabsaugung?

Dr. Katja Mühlberg: Fettabsaugung, das ist auch ein ganz wesentlicher Aspekt in der Behandlung, und zwar immer dann, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten sinnvoll ausgeschöpft worden, also wenn wir es zum Beispiel mit einem reinen klassischen Lipödem zu tun haben, wo keine relevante Adipositaskomponente dazukommt, dann ist das Absaugen des überschüssigen Fettgewebes eine sehr sinnvolle und wirksame Methode.

Mario D. Richardt: Stellt sich aber auch die Frage, wenn Sie sagen, es ist ja relativ ungefährlich, das heißt man macht Sport, man ernährt sich gesund und hat halt nur dieses optische Problem. Müsste man überhaupt zum Arzt gehen und das behandeln lassen oder würden Sie eher davon abraten?

Dr. Katja Mühlberg: Das hängt ganz davon ab, wie ausgeprägt der Befund ist und wie die einzelne betroffene Frau damit Umgang findet. Ich kenne sehr, sehr viele Patientinnen unserer Gruppe, die genau mit diesen Methoden sehr zufrieden sind, schmerzfrei oder zumindest schmerzarm geworden ist, durch Bewegung und entsprechende Ernährung. Und wenn die Patientinnen damit zufrieden sind und es geht in erster Linie um ein gutes Lebensgefühl, um eine gute Lebensqualität, dann kann man durchaus mit einem Lipödem leben, natürlich. Es bedarf nicht zwingend einer Operation.

Mario D. Richardt: Aber dann kommt natürlich auch der psychologische Effekt dazu und eben wirklich diese Problematik auch in der heutigen Zeit, dass es auch auf Social Media Hohn und Spott teilweise gibt, für Frauen, die gar nichts dafür können. Dann ist es auf jeden Fall ein Fall auch für Sie, wo Sie sagen können, Sie können was machen?

Dr. Katja Mühlberg: Auf jeden Fall und das muss man sehr genau abwägen, gerade die seelische Komponente darf bei der Erkrankung nicht vergessen werden. Wir wissen bis heute nicht, ob eine seelische Belastung die Erkrankung triggert, also noch verstärkt oder ob es die Erkrankung ist, die zu einer seelischen Belastung führt. Sicherlich ist es genau eine Mischung aus beidem, beides bedingt sich gegenseitig, aber nichtsdestotrotz gehört auch die psychologische Mitbetreuung bei diesen Betroffenen unbedingt als Therapiesäule mit hinzu.

Mario D. Richardt: Was kann man außer Fettabsaugung noch machen?

Dr. Katja Mühlberg: Wir hatten jetzt schon ganz viel über gesunde, ausgewogene Ernährung gesprochen, da gibt es mehr herauszuholen, als man denkt, auch mit sportlicher Betätigung, das muss nicht das Fitnessstudio sein, es gibt ganz vielfältige Möglichkeiten, die wir individuell ausloten, was auch für die einzelne Frau geeignet ist und was sie gerne tut.

Ein dritter Aspekt ist die, tatsächlich die Lymphdrainage, die in den aktuellen Therapieleitlinien noch zu finden ist, und zwar dahingehend, es gibt tatsächlich einzelne Lipödembetroffene, die auch einen Anstau von Lymphflüssigkeit im Gewebe haben und das hat wiederum auch etwas mit einer Adipositas zu tun, hier kann Lymphdrainage tatsächlich hilfreich sein, aber nur in Zusammenhang mit einer gleichzeitigen Kompressionstherapie.

Und hier kommen die Kompressionsstrümpfe ins Spiel, die dann auch getragen werden müssen und auch zum Teil zu einer deutlichen Schmerzlinderung und zu einer reduzierten Schwellneigung der Beine führen.

Mario D. Richardt: Um noch mal auf den Aspekt der Fettabsaugung zurückzukommen, ist es so, dass Frauen, die zu Ihnen kommen, wo Sie das also auch festgestellt haben, es ist wirklich Lipödem, bezahlt das die Krankenkasse, den Eingriff?

Dr. Katja Mühlberg: Ja, das ist ein ganz, ganz sensibles Thema, wir wissen ja, dass seit einiger Zeit die Krankenkassen für gesetzlich Versicherte zugestimmt haben die Liposuktion zu übernehmen, wenn ein Lipödem im Stadium drei vorliegt und keine relevante Adipositas, da gibt es einen gewissen Grenzwert des Body-Mass-Indexes, darüber hinaus plädieren wir aber als Behandler sehr dafür, dass Patientinnen auch außerhalb dieser aktuell geltenden Empfehlung einer Behandlung zugeführt werden können, weil wir der Meinung sind, dass das nicht zwingend an ein Stadium gebunden ist und das auch Patientinnen, die nicht adipös sind, einen hohen Leidensdruck verspüren können und nicht zwangsläufig von dieser Therapie ausgeschlossen werden sollten.

Also hier ist gerade auch viel noch in Bewegung, auch was die Leitliniengestaltung auf deutsche und europäischer, sogar internationaler Ebene angeht. Es passiert sehr, sehr viel in der Lipödemforschung derzeit, sodass wir davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren wir einen großen Wandel in der Diagnostik und auch im Behandlungsregime erwarten dürfen und das wünschen wir auch allen Betroffenen.

Mario D. Richardt: Wenn man das machen lässt als betroffene Frau, was kann man da erwarten, welches Ergebnis ist zu erwarten? Natürlich ist es von Patientin zu Patientin unterschiedlich, völlig klar, aber können Sie einen Anhaltspunkt geben, was man erwarten kann. Wird man dann plötzlich gertenschlank? Das wahrscheinlich eher nicht.

Dr. Katja Mühlberg: Ja, es kommt hier ganz genau darauf an, wie gut vordiagnostiziert wurde und wie sicher vorher die Diagnose des Lipödems war. Wenn wir und da kann ich aus unserer Praxis hier sprechen, ein klassisches Lipödem haben und das einer Liposuktion unterzogen wird, dann sehen wir sehr, sehr gute, langfristig gute Verläufe, die Patientinnen sind deutlich schmerzärmer, zum Teil auch schmerzfrei, bedürfen manchmal keiner Kompressionstherapie mehr und sind auch ihrem körperlichen Erscheinungsbild nach sehr zufrieden.

Wir haben aber auch die Fälle, bei denen die Diagnose nicht korrekt gestellt wurde, eine Liposuktion durchgeführt wurde, oft mehrere sogar hintereinander, wenn die Patientinnen dann ihren Lebensstil so beibehalten und wir es eben mit einer zusätzlichen Adipositaskomponente zu tun hatten, dann wird natürlich auch in dem Fettgewebe, was übrig bleibt, wieder der gleiche Prozess ansetzen und wir haben Patientinnen, die nach der Liposuktion, ich sage es jetzt mal, dicker sind als vorher und dann muss man sich ganz klar die Frage stellen, war das hier die richtige Diagnose und was hat die Patientin aus diesem Behandlungsregime mitgenommen und wo sitzt hier eigentlich das Problem? War es nicht doch eine Adipositas, die wir ganz anders hätten behandeln müssen?

Mario D. Richardt: Und grundsätzlich, wenn eine Patientin zu Ihnen kommt, wo es definitiv Lipödem ist, es gibt die Fettabsaugung, zählt sie dann als geheilt, wenn das überschüssige Fett abgesaugt wurde?

Dr. Katja Mühlberg: Nach heutigem Stand der Wissenschaft gehen wir davon aus, dass nach Beseitigung des überschüssigen Fettgewebes das Lipödem nicht wieder auftritt, es also nicht wieder nachwächst, wir sehen aber eine Tendenz dahingehend und das ist aktuell Gegenstand der Forschung, dass sich möglicherweise im Bauchbereich und das ist aber auch abhängig vom Alter der Patientin, dort etwas mehr Fett ansammelt, als es vielleicht ursprünglich der Fall war.

Das sind aber nur Tendenzen, die können wir aktuell noch nicht hinreichend wissenschaftlich belegen, aber nach heutigem Gegenstand der Wissenschaft oder Stand der Wissenschaft gilt das Lipödem nach Liposuktion als behoben.

Mario D. Richardt: Eine letzte Frage noch zu den Schmerzen, die auftreten können beim Lipödem, wie kriegt man die in den Griff? Muss man immer Schmerzmittel nehmen?

Dr. Katja Mühlberg: Davon raten wir ab, auch so unangenehm dieser Schmerz ist, wir wissen, dass die Schmerzmittel eher unangemessene oder unerwünschte Nebenwirkungen aufweisen. Was hier tatsächlich hilft und das ist belegt, ist Bewegung. Bewegung der Muskulatur, Aktivierung des Körpers führt zum Abschwemmen der Schmerzstoffe und scheint tatsächlich viel effektiver zu sein, als die Schmerztablette.

Mario D. Richardt: Vielen Dank, Frau Dr. Mühlberg.

Dr. Katja Mühlberg: Sehr, sehr gern.

Mario D. Richardt: Und Ihnen vielen Dank fürs Zuhören. Die nächste Folge kernig & gesund gibt es am kommendem Mittwoch, bis dahin tschüss und machen Sie es gut.

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