Schlaganfall – Jede Minute zählt

Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Nicht selten bleiben diverse Schäden oder gar Behinderungen zurück. Mario D. Richardt interviewt in dieser Folge Dr. Katja Mühlberg, welche uns über Ursachen und das rechtzeitige Erkennen von Schlaganfällen aufklärt. Wichtig ist, dass im Ernstfall schnell gehandelt wird, damit die Wahrscheinlich auf schlimme Folgeschäden reduziert werden kann. Informieren Sie sich hier.

Expertin: Dr. Katja Mühlberg, Angiologin

Dr. Katja Mühlberg

Angiologin

Seit 2010 ist sie Fachärztin für Innere Medizin und seit 2013 Angiologin. Lesen Sie noch mehr über Dr. Katja Mühlbergs Lebensweg als Ärztin.

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Transkript der Folge Schlaganfall – Jede Minute zählt

Jedes Jahr gibt es in Deutschland rund 200.000 neue Schlaganfälle, dazu kommen 66.000 wiederholte Schlaganfälle. Das sind Zahlen, die es mir eiskalt den Rücken runterlaufen lassen. Doch was sind die Ursachen für einen Schlaganfall und wie erkennt man ihn? Darüber sprechen wir heute bei „kernig & gesund“.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen guten Tag zu einer brandneuen Ausgabe von „kernig & gesund“! Ich bin Mario D. Richardt und beschäftige mich jede Woche mit einem Gesundheitsthema. Heute geht es um den Schlaganfall, und darüber spreche ich mit Dr. Katja Mühlberg, sie ist Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie und sie ist Oberärztin an der Uniklinik in Leipzig. Guten Tag, Frau Dr. Mühlberg!

Katja Mühlberg: Hallo, ich grüße Sie!

Was ist die Angiologie?

Mario D. Richardt: Schön, dass Sie da sind. Und wir fallen mal gleich mit der Tür ins Haus. Was ist denn eigentlich die Angiologie?

Katja Mühlberg: Tja, Angiologie, das kennen gar nicht so viele, das ist die Lehre von den Gefäßkrankheiten. Das „Angio“, das steht für Gefäße, und dieses Fachgebiet beschäftigt sich mit Arterien, Venen und Lymphgefäßen.

Mario D. Richardt: Die Zahlen, die ich anfangs nannte, die haben mich in der Tat ein bisschen erschreckt. Schlaganfälle sind nach Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und der häufigste Grund für eine Behinderung im Erwachsenenalter. Frau Dr. Mühlberg, was genau verbirgt sich denn hinter dem Begriff Schlaganfall?

Katja Mühlberg: Der Name suggeriert schon, dass es etwas ist, was plötzlich kommt, schlagartig. Es ist der Verlust einer Fähigkeit, die von dem neurologischen System gesteuert wird. Wir können plötzlich nicht mehr sprechen, wir verlieren plötzlich das Gleichgewicht, wir können plötzlich einen Arm oder eine Hand nicht mehr bewegen. Und das ist das, was den Schlaganfall ausmacht.

Mario D. Richardt: Was passiert da genau im Körper, wie muss man sich das vorstellen?

Katja Mühlberg: Es gibt im Wesentlichen zwei Ursachen, die alle häufigste ist, dass Gefäße verstopft sind, plötzlich durch ein Gerinnsel das Blut nicht mehr durchfließen kann und damit das Gehirn, die Nervenzellen keine Nahrung mehr bekommen. Und eine zweite Ursache, die etwas seltener auftritt, ist, dass es zu einer Blutung im Gehirn kommt, aus den Gefäßen heraus, und dadurch auch die Sauerstoffversorgung geschädigt ist.

Mario D. Richardt: Sie sagen, das Gefäß verstopft, aber womit, mit Blut, das dann quasi plötzlich gerinnt?

Katja Mühlberg: Ja. Der häufigste Grund ist geronnenes Blut, was die letzten kleinen Äderchen nicht mehr erreicht.

Wie kommt es zu einem Schlaganfall?

Mario D. Richardt: Aber warum passiert das?

Katja Mühlberg: Das kann ganz verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann eine Gerinnungsstörung ursächlich dafür infrage kommen, aber am allerhäufigsten sind es tatsächlich Herz-Rhythmus-Störungen, das sogenannte Vorhofflimmern, bei dem im Herzen schon die Blutgerinnsel entstehen und dann mit dem Blutstrom durch den Körper schwimmen und sich ungünstigstenfalls im Gehirn in den Hirnschlagadern festsetzen.

Mario D. Richardt: Das kann dann direkt im Gehirn noch dazu führen, dass es eine Hirnblutung gibt?

Katja Mühlberg: Die Hirnblutung entsteht durch poröse Wände, poröse Gefäßwände, und es muss ein gewisser Druck herrschen. Häufig ist das der sehr hohe Blutdruck, der dann zu einer Hirnblutung führt. Es gibt auch manchmal angeborene Gefäßerkrankungen, sogenannte Aneurysmen, Aussackungen aus den Gefäßen, aus denen dann bei entsprechend hohem Druck das Blut austreten kann.

In welchem Alter können vermehrt Schlaganfälle auftreten?

Mario D. Richardt: Wir alt sind denn Menschen in der Regel, die einen Schlaganfall bekommen?

Katja Mühlberg: Dann frage ich mal zurück: Was schätzen Sie?

Mario D. Richardt: Ich würde sagen, das sind wahrscheinlich wieder die Älteren, also 60 plus wahrscheinlich?

Katja Mühlberg: Ja, glaubt man, dass es häufig die Älteren sind, das ist auch in der Menge tatsächlich richtig so, aber es sind zunehmend auch sehr junge Leute dabei. Und das heißt, den Schlaganfall, den haben wir eben nicht nur als Erkrankung der älteren Patienten, sondern den gibt es über alle Altersgruppen verteilt.

Mario D. Richardt: Aber wie kann man das verhindern, dass man auch als junger Mensch daran erkrankt?

Katja Mühlberg: Bestimmte angeborene Sachen wie zum Beispiel diese Hirnaneurysmen, Hirnarterien-Aneurysmen, die kann man schlecht verhindern, das ist angeboren, aber alle anderen Ursachen, typische Risikofaktoren für einen Schlaganfall, die kann man verhindern. Und die kennen Sie wie alle, die hören wir den ganzen Tag, Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben alle die gleichen Risikofaktoren. Das ist zum einen das Übergewicht, das ist die ungesunde Ernährung mit sehr fettreichen Bestandteilen, die zu Fettstoffwechselstörungen führen können. Das ist ganz vorn dran der hohe Blutdruck, das ist auch die Zuckerkrankheit und auch das Rauchen.

Mario D. Richardt: Es ist unglaublich, also fast jede Krankheit wird auch durch Rauchen und Fettleibigkeit ausgelöst. Warum machen das die Menschen? Warum essen sie so viel ungesund? Ich esse auch ungesund, muss ich zugeben, aber ich rauche zum Glück nicht. Warum rauchen Menschen, wenn man das doch weiß?

Katja Mühlberg: Es ist offensichtlich ein Genuss, es sind ja auch Genussgifte, und der Mensch strebt auch nach Genuss. Das ist auch in Ordnung, aber man muss für einen gesunden Ausgleich sorgen. Und Rauchen ist nun ein Genuss, auf den man doch lieber besser verzichtet.

Mario D. Richardt: Es gibt viele Krankheiten, die es letztendlich dann auslösen kann. Aber es ist halt eine Sucht, es ist schwierig, davon loszukommen.

Katja Mühlberg: Das stimmt! Ja.

Mario D. Richardt: Ich kann es nicht nachvollziehen, aber es gibt halt genug, …

Katja Mühlberg: Ich auch nicht.

Mario D. Richardt: … die betroffen sind.

Katja Mühlberg: Ich habe auch noch nie geraucht und werde es auch nicht anfangen.

Mario D. Richardt: Jetzt sprachen Sie vom Risikofaktor Übergewicht. Ab wann ist man denn übergewichtig, und zwar so sehr, dass man dadurch krank werden kann?

Katja Mühlberg: Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Es gibt ganz feste Regeln, den sogenannten BMI, den Body-Mass-Index, an dem Sie das festmachen können. Da gibt es Tabellen, ab denen das Übergewicht definiert ist, ab einem bestimmten Wert. Kann jeder messen, ob er dazugehört. Aber das fängt eigentlich schon ein bisschen eher an. Man muss nicht erst nach Definitionen suchen, sondern es gibt schon einen Bereich, in dem jeder merkt, ob er sich noch wohlfühlt oder nicht. Wenn es nicht mehr leicht alles von der Hand geht und wenn man sich anstrengen muss, die Treppe hoch zu gehen, wenn es Mühe macht, bestimmte Kleidung anzuziehen, dann ist da schon ein Moment erreicht, wo man mal kurz drüber nachdenken sollte. Oder wie ein Bekannter von mir sagt, er stellt sich nackt vor den Spiegel und wenn er sagt, nee, sieht nicht mehr gut aus, dann ist es Zeit abzunehmen.

Welche Frühwarnzeichen deuten auf einen Schlaganfall?

Mario D. Richardt: Okay! Da muss ich mal in mich gehen. Also Übergewicht kann auch dazu führen, dass man einen Schlaganfall bekommt. Was sind denn die Frühwarnzeichen, die man beachten sollte?

Katja Mühlberg: Das ist gar nicht so oft, dass es ganz schlagartig gleich mit einer kompletten Lähmung beginnt. Manchmal sind es so kleine Frühwarnsymptome. Das kann sein, dass es vor den Augen flimmert, also dass man Sehstörungen hat, dass das Bild kurzzeitig verschwimmt und dann wieder klar ist. Oder es kann sein, dass man plötzlich einen Satz sprechen möchte und die Worte fallen einem nicht ein. Und wenn das ein paar Mal auftritt, ist das schon komisch. Oder es kann sein, man versteht plötzlich sein Gegenüber nicht mehr oder es wird einem plötzlich schwindlig, während man läuft, man kann auf einmal die Balance nicht mehr halten. Das sind mögliche Frühwarnzeichen. Das sind aber auch, das merken Sie schon, wenn ich das so sage, Symptome, die man auch bei vielen anderen Sachen haben kann. Es kann einfach auch infolge von niedrigem Blutdruck der Fall sein. Und deswegen wird es auch so oft missdeutet, dass man denkt, ach naja, das wird schon nichts weiter gewesen sein. Wenn sowas aber häufig vorkommt, dann sollte man das sehr, sehr ernst nehmen und auch einen Facharzt aufsuchen.

Mario D. Richardt: Kann es sein, dass man einen Schlaganfall überhaupt nicht bemerkt?

Katja Mühlberg: Ja, auch das gibt es. Wir machen manchmal aus ganz anderen Gründen ein MRT oder ein CT vom Kopf und sehen plötzlich Stellen, die offensichtlich nicht durchblutet sind, kleine Areale. Und dann fragen wir die Patienten, die haben gar nichts davon gemerkt, gar keine Ausfälle gehabt, und dann sprechen wir von sogenannten stummen Infarkten.

Mario D. Richardt: Ist es schlimm, wenn man es nicht merkt? Naja, für den Betroffenen ist es gut, wenn er keine Ausfälle hat. Für uns ist es ein Warnzeichen und natürlich auch für den Patienten, dass man was tun muss. Weil auch ein stummer Infarkt kann sich wiederholen und das ist das allergrößte Risiko, dem wir vorbeugen müssen. Und spätestens dann muss man etwas tun und an den Risikofaktoren arbeiten.

Wie erkennt man Schlaganfälle bei anderen?

Mario D. Richardt: Wie kann ich denn bei meinem Gegenüber erkennen, dass er einen Schlaganfall hat?

Katja Mühlberg: Da gibt es so eine Faustregel und so einen Merkspruch, an dem man sehen kann oder fühlen kann, dass da irgendetwas nicht stimmt. Die sogenannte FAST-Regel, F A S T, die Buchstaben, die auch für das Englische „schnell“ stehen. Und das heißt auch, man soll schnell und an einfachen Mitteln erkennen, ob da gerade was abläuft oder nicht. Und F steht für Face, also für Gesicht. Und wenn ich Sie jetzt auffordere zu lächeln – lächeln Sie mal, ja, wunderbar – und das geht und Sie ziehen beide Mundwinkel hoch, dann ist das gut. Wenn das einem Patienten nicht gelingt, ein Mundwinkel hängt, kann das ein mögliches Symptom des Schlaganfalls sein. Zweiter Buchstabe A steht für „Arme heben“. Am besten macht man das so, dass man die Handflächen nach oben nimmt und die Arme beide hochhebt oder sein Gegenüber auffordert, das zu tun. Und dann muss man gucken, ob die beiden Arme auch gleichmäßig und gleichzeitig hochgehen. Wenn ein Arm abfällt, wieder nach unten sinkt oder derjenige gar nicht schafft, den Arm zu heben, ist auch das ein Warnsignal. Das S kommt als nächstes und steht für „Sprechen“ oder „Speach“. Und wenn ich sage, Herr Richardt, sagen Sie doch einfach mal, welchen Tag wir heute haben und welche Uhrzeit, und Ihnen das nicht über die Lippen kommt oder nur sehr schwer oder verwaschen, oder Ihnen fallen die Worte gar nicht ein, auch das ist ein wichtiger Hinweis. Und als letztes das T, das steht dann eigentlich für mich als denjenigen, der solche Beobachtung macht, das heißt „Zeit“. Und wir wissen ja, Zeit ist nicht nur Geld, sondern Zeit ist auch Gehirn. Das heißt, schnell den Notarzt rufen und schnell dafür sorgen, dass derjenige mit Schlaganfallverdacht in eine Klinik kommt.

Mario D. Richardt: Kann man diese Symptome auch an sich selbst feststellen? Also dass man sagt, oh, das ist jetzt hier wirklich ein bisschen komisch, ich kann kaum noch reden. Was muss ich denn machen? Oder wenn ich es feststelle, dass es jemand hat. Sofort 112 anrufen!

Katja Mühlberg: Sofort 112 anrufen! Wenn man selbst so ein komisches Gefühl hat, dann durchaus mal an den Spiegel gehen und lächeln und auch die Arme heben und schauen, was passiert. Also was wir gerade besprochen haben, auch mal für sich selbst sprechen, Selbstgespräch machen. Und wenn man merkt, irgendwas davon funktioniert nicht, Telefon nehmen, solange das geht und jemand anderes um Hilfe bitten.

Mario D. Richardt: Wie wichtig ist denn die Schnelligkeit, wenn ein Schlaganfall erkannt wird?

Katja Mühlberg: Ganz besonders wichtig. Es gibt ein bestimmtes Zeitfenster, in dem die Chance sehr, sehr groß ist, das, was gerade nicht mehr funktioniert, das Sprechen, die Lähmung, was auch immer, dass man das wieder vollständig herstellt. Das heißt, deswegen „Time“, Zeit ist Gehirn, Zeit ist Leben, und hier muss man schnell handeln, damit der Patient schnell zu einer Diagnose kommt. Am Anfang wissen wir noch nicht hundertprozentig, ist es ein Schlaganfall oder nicht? Deshalb muss man zeitig eine Bildgebung anstreben, also ein MRT oder ein CT vom Kopf, wo man sieht, ob bestimmte Areale gefährdet sind.

Mario D. Richardt: Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen verrückt, aber im besten Fall ist es doch so, dass man dann in der Öffentlichkeit einen Schlaganfall hat, weil wenn man zuhause ist und das merkt keiner, dann kann es im Prinzip zu spät sein.

Katja Mühlberg: Das ist vollkommen richtig. Genau! Das ist ein großes Glück, wenn man jemand anderes um sich herum hat, der beobachtet oder den man um Hilfe bitten kann, dass etwas passiert. Das ist der günstigste Fall, tatsächlich.

Was sind die Folgen eines Schlaganfalls?

Mario D. Richardt: Kann ein Schlaganfall tödlich sein?

Katja Mühlberg: Oh ja! Das kann auch tödlich enden. Und das liegt daran, dass es bestimmte Areale gibt, die lebenswichtig sind. Und wenn die betroffen sind von einer Sauerstoffmangelversorgung, wenn zum Beispiel das Atemzentrum betroffen ist und der Patient nicht mehr Luft holen kann und dieser Atemreiz ausfällt, das kann durchaus tödlich sein. Ja.

Mario D. Richardt: Wie viele Menschen werden denn prozentual gesehen pflegebedürftig nach einem Schlaganfall?

Katja Mühlberg: Das sind etwa 15 %, Statistiken zufolge.

Mario D. Richardt: Wie geht’s denn nach der Schlaganfalldiagnose weiter? Als man war bei Ihnen, wurde zum Glück rechtzeitig aufgefunden, MRT hinter sich gebracht, wie geht’s dann weiter?

Katja Mühlberg: Wenn die Diagnose steht, dann muss sofort auch die Therapie eingeleitet werden. Da gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten. Das kann von einer einfachen medikamentösen Therapie bei sogenannten leichten Schlaganfällen reichen, bis hin zu auflösenden, sogenannten Lysetherapien, wo man also mit einem Katheter, einem dünnen Draht, direkt in die Gefäße reingeht und dort ein Medikament appliziert, was das Gerinnsel direkt vor Ort auflöst. Oder aber man kann auch mit diesen kleinen Drähtchen, an denen sind winzige Instrumente dran, die Gerinnsel rausholen aus dem Gefäß. Das geht bis zu einer gewissen Kaliberstärke ganz gut. Und wichtig ist eben, dass das sehr, sehr schnell passiert.

Mario D. Richardt: Das war es dann schon? Also danach ist man schon fertig, oder?

Katja Mühlberg: Ja, schön wär‘s. Nein, man muss dann natürlich dafür sorgen, dass das nicht wieder passiert. Das heißt also, die Patienten bekommen in aller Regel, also fast jeder Patient, ein blutverdünnendes Medikament, um diese Gerinnsel-Neigung, was der häufigste Grund ist, zu verhindern. Der zweite Aspekt ist, dass man, wenn es sich um verengte Gefäße handelt, darüber haben wir noch gar nicht gesprochen, auch verengte Halsschlagadern können Ursache eines Schlaganfalls sein, dann muss man an diesem Aspekt arbeiten. Also zum Beispiel die Durchblutung durch wieder aufdehnende Prozeduren, also eine Stent-Versorgung in der Halsschlagader, wiederherstellen. Manchmal muss man auch operieren. Beide Optionen gibt es, und man muss gewissenhaft abwägen, welche die richtige ist.

Mario D. Richardt: Sie sagen, die Halsschlagader kann verengen, das ist dann diese sogenannte Arteriosklerose?

Katja Mühlberg: Genau! Das ist die Arteriosklerose, die auch an anderen Bereichen auftreten kann. Die kann an der Halsschlagader, an der sogenannten Carotis auftreten. Und dort gibt es die Möglichkeit, wenn sie eingeengt ist, entweder medikamentös etwas zu tun oder aber mit einem Stent die verengte Stelle aufzudehnen oder auch operativ diese Kalkablagerungen, die sich da angesammelt haben, auszuschälen.

Mario D. Richardt: Wie kann ich denn verhindern, dass ich irgendwann einen Schlaganfall bekomme? Wie kann ich das positiv beeinflussen?

Katja Mühlberg: Am besten ist es tatsächlich, so gut, wie es geht, gesund zu leben trotz aller Genüsse, gut mobil und aktiv zu sein, auf wenig tierische Fette in der Nahrung zu achten, einen gut eingestellten Blutdruck haben, wenn er denn erhöht ist. Und wenn man denn zu viel Cholesterin im Blut hat und das nicht durch eine gesunde Ernährung und Bewegung in den Griff kriegt, dann kommen die Statine, die Medikamente in Betracht, die solche Verengungen an den Gefäßen gut verhindern können. Und wenn man zum Beispiel als Ursache eine Herz-Rhythmus-Störung hat wie das Vorhofflimmern, dann gehört es dazu, dass man schon allein aus diesem Grund ein blutverdünnendes Medikament einnimmt, damit sich gar nicht erst Gerinnsel im Herzen bilden können, die dann einen Schlaganfall verursachen.

 

Was ist ein Mini-Schlaganfall?

Mario D. Richardt: Ich habe gelesen, es gibt sogar einen Mini-Schlaganfall. Was ist das?

Katja Mühlberg: Die Mini-Schlaganfälle, das habe ich auch noch so in meinem Studium gelernt, das sind die sogenannten TIAs, TIA abgekürzt für transitorisch ischämische Attacke. Sagt nichts anderes, als dass man kurzzeitig einen neurologischen Ausfall hat, also kurzzeitig nichts sieht oder Doppelbilder sieht oder kurzzeitig die Sprache oder die Stimme versagt, oder es ganz kurz nur einem schwindlig ist. Aber das sind die schlimmsten Vorboten und die muss man eben ernst nehmen, wir schon zu Beginn des Gesprächs gesagt haben, und darauf achten, wenn sowas ein paar Mal auftritt und wie mein alter Professor sagte „An der Kaffeetafel sitzt der Opa, kippt kurz um und ist kurz danach wieder da und alle sagen, ach, Gott sei Dank, ist ja alles schön.“, nein, ist nicht schön, sondern dann muss er zum Neurologen oder zum Angiologen und dann muss man suchen und den großen Schlaganfall, der meistens hinterherkommt, verhindern.

Mario D. Richardt: Das heißt also, auch wenn man einen Mini-Schlaganfall hatte oder schon mal einen Schlaganfall hatte, ist man noch mehr gefährdet, dass es wieder passiert?

Katja Mühlberg: Das ist richtig! Das haben große Studien gezeigt. Man hat, wenn man das einmal erlebt hat, sei es der ganz kleine, der Mini-Schlaganfall oder auch ein richtiger, zeitlebens ein erhöhtes Risiko und muss deshalb entweder mit Medikamenten oder Lebensstiländerung bestmöglich vorbeugen. Und das geht auch.

Mario D. Richardt: Kann ich auch medikamentös irgendwie vorbeugen, dass ich, was weiß ich, Aspirin nehme oder Ginkgo-Blätter, die auch das Blut verdünnen sollen?

Katja Mühlberg: Ja, so falsch liegen Sie da gar nicht. Das sind tatsächlich beides Substanzen, die einen gewissen blutverdünnenden Effekt haben. Und wenn es darum geht, dass durch Gerinnsel das Blut nicht in die letzten Wiesen gelangt, dann sind das zum Beispiel Medikamente, die da einen positiven Einfluss haben. Vorsicht aber! Das ASS und auch das Ginkgo wirken nicht bei Vorhofflimmern. Da muss man schon auf andere Geschütze zurückgreifen, das müssen andere blutverdünnende Medikamente sein. Aber zum Beispiel bei Verengungen, bei Arteriosklerose, spielt ASS eine große Rolle. Man muss auch aufpassen, dass man nicht von selbst einfach Ginkgo-Präparate zu schon vorhandenen blutverdünnenden Medikamenten hinzunimmt, weil sonst kann das Blutungsrisiko auch wieder steigen. Also man muss das gesunde Gleichgewicht schon ein bisschen im Auge behalten. Und im Zweifelsfall immer den Arzt Fragen.

Mario D. Richardt: Wie können Sie denn Menschen Mut machen, die schon einen Schlaganfall hatten und jetzt Angst haben, dass es nochmal passiert?

Katja Mühlberg: Ja, diese Angst schwelt und die ist auch nicht von der Hand zu weisen. Wer das einmal durchgemacht hat, das ist kein schönes Gefühl. Aber man weiß heute, dass man mit einer guten medikamentösen Einstellung, das Rezidiv, also das Wiederauftreten eines Schlaganfalls, gut verhindern kann. Und die Möglichkeiten haben wir und dafür sind wir auch da, dass wir die ausschöpfen. Und das kann Mut machen, weil wir dann nämlich genau diesen zweiten Schlaganfall verhindern können. Was mir noch ganz besonders am Herzen liegt, wenn ich das noch sagen darf?

Mario D. Richardt: Gerne!

Katja Mühlberg: Nicht aufgeben, wenn man einen Schlaganfall gerade erlebt. Wenn die Hand gelähmt ist und man den Stift nicht halten kann und seinen Namen nicht schreiben kann, wenn man die Gabel nicht zum Mund führen kann, dann nehmen Sie nicht die Hand, mit der es geht, sondern Sie nehmen die Hand, mit der es nicht geht. Und Sie üben so lange bis es geht. Das Training ist das Allerallerwichtigste. Wir haben früher immer gedacht, dass einmal abgestorbene Nervenzellen und Verbindungen tot sind für immer. Das stimmt nicht! Man kann unheimlich viel regenerieren und das funktioniert nur durch das Training. Also auch, wenn es nicht geht, den Namen zu schreiben, schreiben Sie ihn trotzdem! Und wenn er krakelig aussieht, ganz egal, immer wieder üben!

Mario D. Richardt: Vielen Dank für diese Aufklärung, Frau Dr. Mühlberg!

Katja Mühlberg: Sehr gern!

Mario D. Richardt: Wir hören uns irgendwann wieder, ich freue mich schon drauf. Und ich danke Ihnen fürs Zuhören! Die nächste Folge „kernig & gesund“ gibt es schon am nächsten Mittwoch, da geht es dann um Heuschnupfen und um Allergien. Alle Folgen komplett gibt es auf kernig-und-gesund.de und überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Tschüss!