Thrombosen & Lungenembolien – Die unsichtbare Gefahr

Wenn wir uns am Finger schneiden oder andere äußere Verletzungen haben, dann ist es sinnvoll, dass unser Blut gerinnt. Gefährlich wird es dann, wenn es fälschlicherweise im Körper passiert. Angiologin Dr. Katja Mühlberg spricht in dieser Folge darüber, wie man Thrombosen vorbeugen kann und ob Kompressionsstrümpfe wirklich bei Langstreckenflügen helfen. Hören Sie rein in die neue Folge von „kernig und gesund“.

Dr. Katja Mühlberg

Angiologin

Seit 2010 ist sie Fachärztin für Innere Medizin und seit 2013 Angiologin. Lesen Sie noch mehr über Dr. Katja Mühlbergs Lebensweg als Ärztin.

Transkript der Folge Thrombosen & Lungenembolien – Die unsichtbare Gefahr

Es ist sinnvoll, das Blut gerinnt, zum Beispiel, wenn man sich geschnitten oder eine andere Wunde zugezogen hat. Aber leider passiert es auch mal, dass Blut versehentlich gerinnt, zur falschen Zeit und am falschen Ort. Und dann wird es gefährlich.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen guten Tag zu einer brandneuen Folge „kernig & gesund“! Ich bin Mario D. Richardt und spreche jede Woche mit Experten in einem Podcast über ein Gesundheitsthema. Heute geht es um Thrombosen und Lungenembolien.

Da haben manche erstmal ein Fragezeichen auf dem Kopf. Aber heute klären wir auf, was das Ganze ist. Und das mache ich gemeinsam mit Frau Dr. Katja Mühlberg, sie ist Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie und sie ist Oberärztin an der Uniklinik in Leipzig.

Schönen guten Tag, Frau Dr. Mühlberg!

Katja Mühlberg: Hallo, ich grüße Sie!

Mario D. Richardt: Schön, dass Sie wieder da sind.

Katja Mühlberg: Ich freue mich auch.

Mario D. Richardt: Heute geht es bei uns um Thrombosen und Lungenembolien.

Das sind Themen, bei denen ich mir vorstelle, dass viele erst mal sagen, okay, damit habe ich jetzt gar nichts am Hut. Aber es kann prinzipiell jeden treffen, oder?

Katja Mühlberg: Das stimmt. Es kann jeden treffen, weil Thrombosen sind gar nicht so selten wie man denkt. Etwa einer von 10.000 pro Jahr erleidet eine Thrombose.

Das kann bei ganz banalen Dingen passieren, Sie kennen das vielleicht, man hat eine lange Flugreise unternommen oder man hatte eine Operation hinter sich oder es ist die Schwangerschaft, die zu einer Thrombose geführt hat.

Also es gibt viele Gründe, bei denen jeder einmal im Leben betroffen sein könnte.

Mario D. Richardt: Also die Geschichte mit langen Flugreisen, lange sitzen, das ist kein Klischee, sondern es passiert wirklich?

Katja Mühlberg: Es passiert wirklich, es passiert vielleicht nicht so oft wie manche wiederum glauben, aber bestimmte Faktoren können dabei eine Rolle spielen. Und wenn jemand Risikofaktoren hat, kann er gefährdet sein.

Was ist eine Thrombose?

Mario D. Richardt: Was genau ist denn eine Thrombose?

Katja Mühlberg: Eine Thrombose heißt nichts anderes, als dass eine Vene, in aller Regel eine Vene bei einer Venenthrombose von einem Gerinnsel verstopft wird.

Und dieses Gerinnsel besteht aus Blutplättchen und ein bestimmtes Eiweiß, das im Blut zirkuliert.

Mario D. Richardt: Warum macht das das Blut?

Katja Mühlberg: Sie haben gerade gesagt, das Blut muss eigentlich auch ab und zu mal gerinnen, sonst würden wir alle verbluten. Aber es gibt bestimmte Risikofaktoren, die eben an der falschen Stelle und zur falschen Zeit zur Gerinnung führen.

Und das sind Faktoren, die Rudolf Virchow mal beschrieben hat vor vielen, vielen Jahren, und die betreffen die Gefäßwand. Wenn also eine Vene mal verletzt war oder wer schon mal eine Thrombose hatte und die Venenwand rau ist, dann setzen sich dort gerne Blutgerinnsel fest.

Das kann als zweiten Faktor das Blut als solches betreffen, es kann die Zusammensetzung so gestört sein durch bestimmte Gerinnungsfaktoren, dass es einfach zu dick ist. Das kann zum Beispiel bei Tumorerkrankungen sein, wo zu viele Blutzellen im Blut zirkulieren, dann wird es sehr zähflüssig.

Und als dritter Faktor kann sein, dass das Blut nicht gut genug fließt. Das kann passieren, wenn man eben sich nicht gut bewegt, beim Gipsbein oder im Flugzeug lange steif sitzen muss, dann stagniert das Blut.

Und immer dann, wenn so eine eiweißreiche Flüssigkeit wie das Blut zum Stehen kommt, neigt es zum Gerinnen.

Mario D. Richardt: Wie muss man sich das vorstellen, wie groß ist das? So groß wie so ein Stecknadelkopf, so groß wie ein Fingernagel oder ist es kleiner oder größer?

Katja Mühlberg: Ja, Sie haben es genau beschrieben, dazwischen ist alles möglich, zwischen ganz klein, dass man es kaum sehen kann mit dem Auge, bis hin zu wirklich fingerdick.

Und das hat etwas damit zu tun, welche Venen denn verstopft werden.

Die Venen haben unterschiedlich starke Kaliber, und es fängt meistens ganz klein an und kann sich also auch, wenn man dann in die größeren Gefäße geht, bis zu daumenstarken, großen Gerinnseln ausweiten.

Wie bemerkt man eine Thrombose?

Mario D. Richardt: Wie merke ich das, dass ich eine Thrombose habe?

Katja Mühlberg: Die meisten Patienten, die eine Thrombose haben, beschreiben, dass das Bein plötzlich dick wird, dass es schmerzt, dass es spannt, die Haut spannt, und man kann auch nicht mehr das Bein so gut bewegen, man ist eingeschränkt in der Bewegung.

Aber blöderweise gibt es eben auch Thrombosen, die man gar nicht bemerkt, die stumm ablaufen. Und das ist heimtückisch.

Mario D. Richardt: Ich dachte, das fühlt sich so ein bisschen an wie Muskelkater.

Katja Mühlberg: Ja, das kann es sein. Also die Empfindsamkeit ist ganz unterschiedlich und das hat auch etwas damit zu tun, wie ausgedehnt die Thrombose ist.

Die kann nur den Unterschenkel betreffen, das sind meistens die leichten Verläufe, aber sie kann auch das gesamte Bein betreffen, bis hin in das Becken ziehen.

Und je größer und je höher diese Thrombose steigt, umso eindrucksvoller sind auch die Beschwerden.

Mario D. Richardt: Jetzt sprechen Sie quasi von der tiefen Beinvenen-Thrombose.

Katja Mühlberg: Ganz genau!

Wo treten Thrombosen auf?

Mario D. Richardt: Ist das grundsätzlich nur im Unterschenkel oder nur im Bein oder kann es überall im Körper passieren?

Katja Mühlberg: Grundsätzlich können Thrombosen in allen Gefäßen auftreten. Das Häufigste ist, dass eine Thrombose im Unterschenkel beginnt und aufsteigt, wenn sie nicht behandelt wird, bis in die Beckenregion.

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, dass eine Thrombose vom Bauch ausgehend nach unten wächst. Das sehen wir häufig bei Schwangeren, da können Thrombosen durch den Druck des Babys entstehen, unter bestimmten Voraussetzungen, nicht bei jeder, um keine Unruhe zu streuen.

Und es gibt natürlich auch Thrombosen in ganz anderen Bereichen, Armvenen-Thrombosen beispielsweise oder auch Thrombosen in den Kopfvenen. Das sind aber relativ im Verhältnis zu den Beinvenen-Thrombosen sehr seltene Manifestationen.

Mario D. Richardt: Aber warum ausgerechnet der Unterschenkel?

Katja Mühlberg: Tja! Das ist die tiefste Region des Menschen, da, wo der tiefste Punkt des Körpers ist. Und wir wissen, dass das Blut entgegen der Schwerkraft wieder zum Herzen zurücktransportiert werden muss, und da muss es eine große Strecke vom Boden bis zum Herzen überwinden und das schafft der Körper manchmal nicht aus bestimmten Gründen.

Wenn man zum Beispiel nicht mobil ist, dann fällt die Wadenmuskelpumpe aus, also das, was wir beim Laufen nutzen, die Aktivierung der Wadenmuskulatur.

Die hat einen ganz erheblichen Anteil am Rücktransport des Venenblutes und wenn das nicht funktioniert durch ein Gipsbein oder durch langes Sitzen, dann entsteht meistens da unten am tiefsten Punkt die Thrombose.

Mario D. Richardt: Da sieht man häufig zum Beispiel auch in Flugzeugen, wenn man lange sitzt, dass es Menschen gibt, die ihre Füße auf und nieder bewegen und richtig schön ankurbeln. Das führt dann dazu, dass das Blut wieder nach oben gepumpt wird.

Katja Mühlberg: Das machen die sehr, sehr gut. Das ist genau das, was wir unseren Patienten empfehlen: Das Sprunggelenk aktivieren, einfach diese Kippbewegungen machen und damit aktiviert man die Wadenmuskeln und schiebt das Blut zum Herzen.

Mario D. Richardt: Was mache ich denn, wenn ich jetzt einen Verdacht habe auf eine Beinvenen-Thrombose?

Wenn ich also dieses Symptom spüre, es spannt so ein bisschen, es tut weh.

Katja Mühlberg: Zum Arzt gehen. Tatsächlich zum Arzt gehen und da auch gar nicht großartig zögern. Denn wir wissen auch, dass aus einer Thrombose schlimmstenfalls eine Lungenembolie werden kann und das will man nicht haben dieses Risiko.

Das heißt also, bei einem Verdacht zum Hausarzt gehen, der Hausarzt wird einige Fragen stellen nach den Risikofaktoren, über die wir am Anfang schon gesprochen haben, und als nächstes wird er wahrscheinlich einen Bluttest machen.

Im Blut kann man an einem bestimmten Wert, dem sogenannten D-Dimer-Wert, sehen, ob eine Thrombose unwahrscheinlich ist. Wenn dieser Wert erhöht ist, ist das Risiko im Zusammenhang mit den Symptomen gegeben, dass eine Thrombose da ist.

Und dann macht man in aller Regel ein Gefäßultraschall und mit dieser Methode kann man sehr, sehr zuverlässig Thrombosen ausschließen oder bestätigen.

Mario D. Richardt: Dann gibt es einen Blutverdünner, wenn es eine Thrombose ist?

Katja Mühlberg: Nicht nur den, es gibt einen Blutverdünner und einen Kompressionsstrumpf.

Mario D. Richardt: Den berühmten Kompressionsstrumpf.

Katja Mühlberg: Den berühmten Kompressionsstrumpf.

Mario D. Richardt: Den viele auch im Flugzeug schon vorher anziehen, um das Ganze zu verhindern.

Katja Mühlberg: Ganz genau!

Den kann man auch als vorbeugendes Mittel tragen. Nur, der Kompressionsstrumpf, den man als Patient nach einer Thrombose bekommt, ist ein maßgefertigter, direkt auf das Individuum zugeschnitten, wohingegen die vorbeugenden Strümpfe im Handel nach Konfektionsgrößen gekauft werden können, aber ebenso eine gute vorbeugende Wirkung haben. Jawoll!

Mario D. Richardt: Kann denn eine Thrombose auch von selbst wieder verschwinden?

Katja Mühlberg: Das gibt es tatsächlich. Wenn es ganz, ganz kleine Thrombosen sind, die nur sehr kurzstreckig sind, hat der Körper immer ein bestimmtes Bedürfnis das Gleichgewicht, das Gerinnungsgleichgewicht wiederherzustellen.

Das heißt, es finden in unserem Körper ständig Mechanismen statt zwischen Gerinnung und Lyse, das ist das Gegenteil der Gerinnung. Und so ein Ausgleich kann es schaffen, kleinste Thromböschen wieder aufzulösen.

Aber wenn man einmal symptomatisch ist, das schafft der Körper nicht von alleine, da braucht es Unterstützung von draußen.

Mario D. Richardt: Wenn man einmal eine Thrombose hatte, muss man dann damit rechnen, dass es immer wieder auftaucht?

Katja Mühlberg: Ja, das ist tatsächlich so. Wir wissen auch aus großen Studien, dass, wer einmal eine Thrombose hatte, ein erhöhtes Risiko hat, wieder eine Thrombose zu bekommen.

Aber man kann auch bestmöglich hiergegen wieder vorbeugen, indem man gute Medikamente gibt, die Blutverdünner, und auch den Kompressionsstrumpf so wie es vorgeschrieben ist für eine gewisse Zeit lang trägt.

Das schützt davor eine erneute Thrombose zu bekommen und sorgt auch dafür, dass sich die vorhandene Thrombose bestmöglich auflöst.

Mario D. Richardt: Gibt es denn sowas wie eine Vorsorgeuntersuchung? Beim Krebs ist klar, da gibt’s Vorsorge.

Kann man das bei einer Thrombose auch machen, dass man irgendwohin geht, ab 60 oder 50, und lässt seine Beine mal durchchecken, bin ich gefährdet?

Katja Mühlberg: Die beste Vorsorge ist mobil zu sein, zu laufen, das ist die allerbeste Vorsorge. Es gibt keine Vorsorgeuntersuchung so wie bei Tumorerkrankungen. Vielleicht eine kleine Ausnahme, es gibt seltene Gerinnungsstörungen, Blutgerinnungsstörungen.

Wenn man in der Familie bei nahegelegenen Verwandten eine Häufung hat von Thrombosen und Lungenembolien, dann kann man unter bestimmten Umständen tatsächlich sein Blut untersuchen lassen auf so eine sogenannte Thrombophilie.

In wenigen Fällen ist das sinnvoll und wird auch gemacht. Es ist immer nur dann sinnvoll, wenn in der Familie eine arge Häufung solcher Thrombosen oder Lungenembolien auftritt.

Mario D. Richardt: Was ist denn, wenn ich Sport treibe, wenn ich mich gesund ernähre, wenn ich nicht schwanger bin, logischerweise, wenn ich kein Gipsbein habe und trotzdem eine Thrombose bekomme? Also im Prinzip keinen Risikofaktor bediene.

Katja Mühlberg: Tja! Dann muss man nach einer anderen Ursache suchen, die meistens gar nicht so schön ist, und zwar nach einem Tumor. Es gehört sich dann, dass man den Patienten einmal auf den Kopf stellt und sucht, ob nicht irgendwo eine Tumorerkrankung hinter dieser Thrombose steckt.

Denn viele Patienten, die mit einer Thrombose kommen, wissen zu dem Zeitpunkt der Diagnose gar nicht, dass sie einen Tumor haben. Und wir können auf diese Weise zeitig auch so ein Geschehen entdecken und auch zeitig in das Heilgeschehen eingreifen.

Das ist ganz, ganz wichtig, weil viele Tumorarten sich mit einer Thrombose bemerkbar machen.

Mario D. Richardt: Wie oft ist das bei Ihnen schon passiert?

Katja Mühlberg: Das ist tatsächlich gar nicht so selten. Man kann sagen, bei einem Drittel der Patienten. Und das erschreckt viele, wenn sie diese Zahl hören, aber …

Mario D. Richardt: Das ist viel.

Katja Mühlberg: … das lohnt sich, danach zu suchen. Und das machen wir auch immer, wenn es keinen klar erkennbaren Risikofaktor gibt.

Wie wird eine Lungenembolie ausgelöst und wie viele Menschen sterben daran?

Mario D. Richardt: Dann fokussieren wir uns jetzt mal auf die Lungenembolie. Die wird oder kann durch Thrombose ausgelöst werden. Wie viele Menschen sterben an einer Lungenembolie?

Katja Mühlberg: Das sind in Deutschland erschreckende 100.000 Patienten pro Jahr.

Mario D. Richardt: Das ist wirklich erschreckend.

Katja Mühlberg: Das stimmt!

Mario D. Richardt: Wie wird die ausgelöst?

Katja Mühlberg: Der häufigste Auslöser ist eine Beinvenen-Thrombose. Die Thrombosen neigen dazu, wir sagen, appositionell zu wachsen.

Das heißt, es pfropft sich von unten nach oben immer mehr ein Gerinnsel auf und es können sich kleine Bruchstücke lösen und die schwimmen dann mit dem Blutstrom in das Herz und aus dem Herzen in die Lunge und verstopfen dort die Lungengefäße.

Mario D. Richardt: Wie äußert sich das? Also das klingt echt dramatisch.

Katja Mühlberg: Ja, das kommt wieder ganz drauf an, welche Kaliber, also wie stark die Gefäße sind, die betroffen sind und die verstopft sind.

Wenn es die ganz, ganz kleinen Lungengefäße sind, die verstopft sind, dann äußert sich das in so einem komischen Schmerzgefühl am Brustkorb. Wenn es die größeren Gefäße sind, kann es sein, dass man sehr, sehr schwer Luft kriegt, dass man Blut spuckt.

Das sind alles Symptome, dazwischen ist die ganze Bandbreite möglich, Husten, Schmerzen, Blut spucken und starke Luftnot.

Mario D. Richardt: Also bedeutet das, wenn man eine Thrombose hat, muss man auch befürchten, dass man im Anschluss eine Embolie bekommt?

Katja Mühlberg: Die Angst ist gerechtfertigt. Und deshalb muss man auch bei Zeiten, wenn man so einen Verdacht hat, eine ordentliche Diagnostik beginnen.

Mario D. Richardt: Ist die Lungenembolie schmerzhaft?

Katja Mühlberg: Die kann sehr schmerzhaft sein, die kann auch so ausgeprägt sein, dass man daran sterben kann, dass sie schlagartig einsetzt und man gar keinen Schmerz mehr entwickelt.

Wie wird eine Lungenembolie behandelt?

Mario D. Richardt: Wie wird eine Lungenembolie behandelt?

Katja Mühlberg: Das Interessante ist, dass die eigentlich ganz genauso behandelt wird wie eine Thrombose, mit Blutverdünnern.

Das Einzige, was Sie da nicht tun müssen, Sie müssen keinen Kompressionsstrumpf um die Lunge herum tragen.

Mario D. Richardt: Um das Ganze jetzt noch mal zum Abschluss zu bringen, was empfehlen Sie wirklich, um eine Thrombose, um eine Embolie zu verhindern? Wirklich bei jeder Flugreise, bei jeder längeren Autofahrt Stützstrümpfe?

Katja Mühlberg: Nein, das muss nicht sein. Wer venengesund ist, also ganz normale Venen hat, keine Krampfadern, bei dem reicht es, dass man ausreichend trinkt, sich ausreichend bewegt, das heißt, nach zwei Stunden Autofahrt eine kurze Pause einlegt.

Das reicht schon, einmal ums Auto herumzulaufen, um die Wadenpumpe zu aktivieren. Im Flugzeug möglichst einen Gangplatz nehmen, dort die Kippbewegungen der Füße machen, auch dort ausreichend trinken, mal aufstehen, laufen, das Gesäß anheben, keine engen Kleidungen tragen.

Und all die Patienten, die schon mal eine Thrombose hatten oder gefährdet sind, auch Schwangere, die fliegen zum Beispiel, die sollten Kompressionsstrümpfe oder Stützstrümpfe tragen. Und wer tatsächlich schon mal richtig eine Thrombose oder Lungenembolie hatte, der sollte auch eine vorbeugende Medikation einnehmen, also ein blutverdünnendes Medikament, das dann der Angiologe, der Gefäßmediziner oder der Hausarzt auch verschreiben kann.

Mario D. Richardt: Ist denn eine Embolie immer gleich eine Embolie?

Katja Mühlberg: Nein! Wir haben heute über die Thrombose, die Lungenembolie gesprochen, und dort sind es Blutgerinnsel, die die Gefäßbahnen verstopfen. Aber es gibt ganz viele Dinge, die Gefäßbahnen verstopfen können.

Das sind Cholesterin-Kristalle, das kann Fruchtwasser sein, das können Knochenbestandteile sein, das kann Zement sein, wenn man künstliche Gelenke bekommt.

Also eine Embolie heißt eigentlich nur: Ein Fremdkörper, der das Gefäß verstopft.

Mario D. Richardt: Und über die anderen Embolien sprechen wir bei einem nächsten Mal. Vielen Dank Frau Dr. Mühlberg!

Katja Mühlberg: Sehr, sehr gern!

Mario D. Richardt: Die nächste Folge „kernig & gesund“ gibt es dann schon am nächsten Mittwoch.

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