Gesunder Schlaf (XXL) – Gut geschlafen, guter Tag?

Schlaf ist für den Körper und die Gesundheit von hoher Wichtigkeit und wird doch oft vernachlässigt oder vielleicht auch unterschätzt. Deshalb spricht Mario D. Richardt in dieser Folge mit dem Schlafexperten Jan Herzog. Sie sprechen darüber, welche Konsequenzen schlechter Schlaf mit sich bringt, ob man Schlaf nachholen kann, was Träume für einen Einfluss haben, was ein täglicher Powernap bewirkt und vor allem auch, was eine gute Schlafumgebung ausmacht. Hören Sie rein in diese spannende Folge.

Experte: Jan Herzog, Schlafexperte

Jan Herzog

Schlafexperte & Gesundheitsunternehmer

Als Gründer von schlaf-gesund.com unterstützt Jan Herzog seine Klienten dabei, mehr Energie, Lebensqualität und Gesundheit durch einen gesunden Schlaf zu entwickeln. Mittlerweile gibt es bereits sechs Filialen, die zur Erfüllung dieser Aufgabe beitragen.

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Transkript der Folge Gesunder Schlaf (XXL) – Gut geschlafen, guter Tag?

Heute sprechen wir in meinem Podcast über eine Sache, die extrem wichtig für den Körper ist, aber dennoch von vielen vernachlässigt wird: der gesunde Schlaf. Einige werden vielleicht, sagen wir, Schlaf ist Schlaf, aber ganz so einfach ist es dann eben doch nicht. Es gibt Menschen, die legen sich abends ins Bett und ratzen die ganze Nacht durch, während andere sich morgens wie gerädert fühlen.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen guten Tag zu einer brandneuen Folge „kernig & gesund“. Mein Name ist Mario D. Richardt und ich spreche in jeder Woche mit Experten in diesem Podcast über ein Gesundheitsthema.

Für das heutige Thema habe ich einen echten Schlafexperten zu Gast. Er ist der Geschäftsführer bei schlaf-gesund.com und heißt Jan Herzog. Grüß dich, Jan!

Jan Herzog: Hallo lieber Mario! Ich freue mich sehr, dass ich dabei bin.

Mario D. Richardt: Ich freue mich auch. Jan, jetzt erzähl mal, ist es denn so, dass der Schlaf vor allem dann geschätzt wird, wenn man älter wird?

Jan Herzog: Ich glaube, wie bei den meisten Gesundheitsthemen, Mario, wird die Gesundheit vor allem dann geschätzt, wenn sie zumindest subjektiv mal fehlt.

Gerade im Schlaf, hast du vollkommen recht, ja, a) habe ich für mich so diese magische Schwelle von ungefähr 50 Jahren rausgefunden, die in vielen Gesundheitsbereichen tatsächlich, gefühlt zumindest, im Denken der meisten Menschen so eine Veränderung bringt.

Also ja, viele Menschen fangen an sich zu beschäftigen mit dem Schlaf, wenn es dann eben doch nicht mehr so gut geht. Und ich sage das schon mal vorab:

Vielleicht könnte man sich auch schon mit 25 damit beschäftigen, weil die Vorteile von einem verbesserten Schlaf alle Lebensbereiche beeinflussen und demnach so eine magische Superformel sind.

Mario D. Richardt: Das finde ich erstaunlich, also 50 finde ich tatsächlich hochgegriffen. Bei mir ist es so, bei mir ging das schon los, als mein erstes Kind kam, da habe ich den Schlaf lieben gelernt.

Und das war schon vor acht Jahren, das heißt, das ging schon Mitte 30 los bei mir.

Jan Herzog: Und auch da kann man sagen, warst du wahrscheinlich in einer Phase erst mal, wo Schlaf Mangelware war aufgrund eben deines ersten Kindes.

Und dann hast du den Schlaf an sich schätzen gelernt, weil du gemerkt hast, was passiert denn, wenn ich schlechten, gestörten, dauerhaft in der Nacht unterbrochenen, also zerstückelten, und vor allem zu wenig Schlaf habe, oder?

Mario D. Richardt: Absolut! Ja. Aber was mich vor allen Dingen interessiert, ist: Warum brauchen manche Menschen nur drei Stunden Schlaf, da gibt es auch berühmte Persönlichkeiten, andere wiederum zehn?

Ich bin so Mittelfeld, ich brauche so siebeneinhalb, das ist perfekt, dann bin ich ausgeruht. Aber manche kommen mit drei oder vier Stunden Schlaf aus. Warum ist das so?

Jan Herzog: Ja, das ist so eine Frage, die auch die Schlafwissenschaft noch gar nicht wirklich beantworten kann. Tatsächlich, viele Fragen sind heute durch Hypothesen gestützt und die zeigen sich, also es zeigt sich, dass diese Hypothesen scheinbar auch richtig sind. Was man einfach sehen kann, ist, dass das de facto einmal so ist.

Es gibt diese medizinische Anomalie des Ultrawenig-Schläfers, also jemand, der, wir sagen eigentlich, unter sechs Stunden braucht. Das ist dann wirklich schon sehr, sehr, selten, das sind sehr wenige Prozent einer Gesellschaft. Und die allermeisten Menschen liegen so zwischen sieben und neun Stunden.

Jetzt ist das Spannende aber nicht, wie viel schlafe ich, sondern wie ist meine Schlafqualität? Also wenn wir die Frage umdrehen, dann können wir da bewusst Einfluss drauf nehmen. Weil die Schlafdauer, ich meine, die ergibt sich durch den Moment, wo du einschläfst, dann die effektive Schlafdauer, ob du Unterbrechungen in der Nacht hast und wann du aufwachst.

Aber wenn man darüber spricht, wann gehe ich ins Bett, wie gestalte ich den Tag davor, und vor allem, wie gestalte ich die Nacht, mein Umfeld, dann haben wir da drei Hebel, die so gigantisch sind, dass diese Schlafdauer tatsächlich eher erst mal in den Hintergrund rücken kann.

Wie viele Stunden sollte man pro Tag schlafen?

Mario D. Richardt: Und ich kann mir auch vorstellen, dass das bei vielen Menschen so ist, die brauchen vielleicht mehr Schlaf, bekommen aber einfach viel weniger, weil sie so viel zu arbeiten haben, weil sie viel in der Familie integriert sind und vielleicht bis nachts um zwei arbeiten müssen und dann klingelt halt um sechs schon wieder der Wecker.

Wie viele Stunden pro Tag sollte man denn schlafen? Du hast gesagt, so sechs braucht man. Das ist so das absolute Minimum?

Jan Herzog: Sechs Stunden reicht nicht. Ich würde niemandem raten, vermeintlich mehr zu arbeiten, also leistungsfähiger im Alltag zu sein und dafür weniger zu schlafen. Selbst der weltberühmte und aktuell reichste Mann der Welt Jeff Bezos sagt, für ihn sind acht Stunden, also ein Drittel seines Lebens zu schlafen, sind einer seiner wichtigsten Erfolgs- und Reichtums-Geheimnisse. Warum?

Weil wir immer wieder rausgefunden haben in den letzten Jahrzehnten und das auch in jedem einzelnen Alter sehen können, dass weniger Schlaf und schlechterer Schlaf zu schlechteren Entscheidungen führt, zu weniger konzentriertem Arbeiten, zu weniger Produktivität. Und das jetzt einzutauschen, zu sagen, ich nehme eine Stunde von meinen acht Stunden weg, also schlafe nur noch sieben Stunden und arbeite die Stunde, ist ein Tausch, ich sag mal so ein geflügeltes Bild, wie als wenn du deine Uhr anhalten würdest, um Zeit zu sparen.

Das ergibt halt vorne und hinten keinen Sinn, funktioniert vielleicht am allerersten Tag einmal, dann möchte der Körper das in der darauffolgenden Nacht kompensieren, aber grundsätzlich ergibt das keinen Sinn. Und dann würde ich wirklich empfehlen, einmal zu schauen, bist du bei siebeneinhalb Stunden, bist du bei acht, bist du bei achteinhalb, vielleicht auch bei neun Stunden, weil klar ist, in dem Maße, wo Körper, Geist und Seele unter mehr Stress und Belastung stehen, da erhöht sich auf der Schlafbedarf.

Und es ist okay, weil der Körper das, was am Tag passiert, über die Nacht bearbeiten und kompensieren kann. Das ist der einzige Mechanismus, der wirklich effektiv in unserer hochhektischen Gesellschaft noch geblieben ist.

Wie wirkt sich der Schlaf auf die Leistung aus?

Mario D. Richardt: Das heißt, deshalb ist der Schlaf so wichtig für den Körper, weil er sich in der Nacht regeneriert. Ich habe irgendwann mal von dir gehört, dass es so ist, dass der Schlaf der Nacht das Energielevel des nächsten Tages ausmacht.

Jan Herzog: Da hast du vollkommen recht. Das kannst du wohl gehört haben, das ist eine Aussage, die in dem Kontext Spitzensport wahrscheinlich gefallen ist. Eine Sache, die wir in den letzten Jahren immer wieder gesehen haben, ist, dass jeder Mensch, aber beim Spitzensportler sofort messbar, natürlich eine Schwankung an Leistungen, Schwankung an Konzentration, Schwankung an Stressresistenz, die Mama kennt das, den einen Tag juckt sie es nicht, wenn die Kinder das teure Porzellan aus dem Schrank werfen, und den anderen Tag klappert das Kind irgendwie beim Frühstück mit dem Messer rum und Mama rastet aus.

Und irgendwo da hat jeder seine Bandbreite. Beim Leistungssportler können wir das messen, weil die Sportler natürlich an diesen KPIs, an diesen Key Performance Indikatoren, zum Beispiel wie viel Körbe, wieviel Zweier, wieviel Dreier habe ich geworfen, wieviel Zweikämpfe habe ich gewonnen, wie schnell bin ich im Antritt, all das wird im Profisport gemessen.

Und dann sehen wir, wenn sich die Nacht verbessert, dann steigen diese Werte alle an. Und diese Varianz, die jeder Sportler hat und die vornehmlich durch Training erst mal gestaltet wird, und die hat genauso jeder Unternehmer und hat jede Mama, einfach durch das, was sie weiß, was sie kann, was sie erlernt hat, diese Varianz, die können wir schrumpfen nach oben hin.

Das heißt, diese Ausfälle nach unten, irgendwie glaube bin ich gestern übers Ziel hinausgeschossen mit meinen Kollegen, da war ich ein bisschen streng oder da habe ich mich schlecht benommen, diese Ausfälle nach unten hin, die kann man sofort über die Verbesserung von Schlaf eigentlich rausnehmen, rauskappen.

Und somit die Qualität seines Lebens erst mal maßgeblich verbessern.

Mario D. Richardt: Was passiert denn eigentlich im Schlaf mit dem Körper? Was ist da los? Was geht da vor sich?

Jan Herzog: Wenn man sich die Schlafphasen anschaut, also man darf es sich so vorstellen, der Körper, der Schlaf beginnt ab dem Moment, wo die Augen zugehen und der neue Bewusstseinszustand eintritt. Und dann teilt man den Schlaf klassischerweise in verschiedene Phasen auf.

Und zwei dieser Phasen sind ganz besonders wichtig, nämlich, und die zweite, da komme ich gleich zu, wurde erst vor wenigen Jahrzehnten entdeckt, gibt es im ersten Teil die körperliche Erholung und im zweiten Teil der Nacht vornehmlich die geistige, die seelische, die emotionale und psychische Regeneration. Also Regeneration ist immer das andere Wort für Erholung.

Klingt einfach nur cooler, deshalb nutzen das heute so viele Menschen. Und in der Nacht geht’s dann erst mal in den ersten Stunden der Nacht, vielleicht in der ersten Hälfte, und das kann man glücklicherweise heute auch messen, geht’s dann darum, dass der Körper an sich bis auf Zellebene in dieser tiefsten Erholungsschlafphase, wir nennen das Delta-Schlaf, also die Schlafphase 4, je nach Modell kann es auch die Schlafphase 3 sein, wo das Gehirn null bis acht Hertz Schwingungen hat, also wirklich ganz langsam arbeitet.

Und je höher wir wieder kommen, desto schneller arbeitet das Gehirn. Und in dieser Tiefschlafphase entsteht die gesamte Heilung in der Zelle. Da erholt sich, baut sich der Körper auf, wird gegen Krebszellen gekämpft.

Also da passiert eigentlich das, was man sich wünscht, wie Heilung, wie Gesundheit, wie Regeneration, Erholung auf körperlicher Ebene, gegen Entzündungen anzugehen, den Muskelkater zu bekämpfen, Verletzungen, Regenerationsprozesse an der Bandscheibe, im Gehirn, auf Organebene, alle diese Prozesse, auch wie wir uns fühlen, wie beweglich wir sind am nächsten Tag, ob wir gut oder schlecht joggen können, all das passiert erst mal vornehmlich im Tiefschlaf.

Und dann geht das weiter. Und dann findet man heraus, bei Menschen, die eine besonders gute Schlafstruktur haben, und man hat einfach mal in den 80er Jahren gesagt, okay, eine Schlafstruktur sieht folgendermaßen aus. Und dann gibt’s ein Bild dazu. Und diese Schlafstruktur ist eine gute, weil da können wir statistisch sehen, die meisten Menschen, die so schlafen, die sind wirklich leistungsfähig.

Im zweiten Teil der Nacht, von dieser guten Schlafstruktur findet der Schlaf überwiegend für unser Gehirn statt. Da gibt’s den Traumschlaf viel und einen besonderen Traumschlaf, das haben viele Menschen schon mal gehört, der REM-Schlaf. REM bedeutet: Rapid, also schnell, Eye, Augen, Movement, Bewegungen. Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegung, weil man sieht, dass die Augen sich wirklich wahnsinnig schnell bewegen, das kann man immer wieder in den Schlaflaboren dann testen, und das Gehirn einfach eine Menge an Bandbreite verarbeitet.

Da geht’s dann klassisch um psychische Gesundheit. Das Beispiel mit der Mama, ist die Mama stressresistent, stört uns das schon, wenn wir morgens beim Bäcker irgendwie einen falschen Kaffee bekommen, gehen wir dann völlig an die Decke oder können wir es auch ertragen, wenn der Nachbar irgendwie seine Küche sprengt und wir stehen daneben und sagen, naja, im Endeffekt ist es seine Küche, nicht meine, juckt mich heute gar nicht.

Wie gut wir mit dem Erlernten und dem Erlebten des Tages umgehen, ob wir das behalten oder nicht, alle diese Prozesse entstehen im REM-Schlaf. Das heißt abschließend, jemand, der vornehmlich mit dem Kopf arbeitet, dann fällt dir als Journalist sofort auf, naja, das bin ja ich. Und da fällt dem Zuhörer auf, der in einem Bürojob arbeitet, naja, das bin ja ich.

Und der Unternehmer, dem fällt auf, das bin ja ich. Also die meisten Menschen unserer Gesellschaft arbeiten mit dem Kopf, sind Geistesarbeiter, für die ist dieser REM-Schlaf das Superdoping, das Wundermittel, weil da eben die Prozesse entstehen, die sie am nächsten Tag wieder brauchen.

Mario D. Richardt: Hältst du denn eigentlich, wenn man jetzt nachts schlecht geschlafen hat, einen Mittagsschlaf für sinnvoll? Also kann man das irgendwie so ein bisschen nachholen?

Jan Herzog: Das ist eine richtig gute Frage. Und da kommen wir in den Bereich, der mir dann persönlich ganz viel Spaß macht, diese sogenannte Applied Science, also zu Deutsch die angewandte Wissenschaft. Ich habe für mich mal entschieden, Wissenschaft an sich ist immer nett und Forschungsergebnisse sind nett, aber dann, wenn wir sie wirklich anwenden, dann bringen sie dem Menschen auch was.

Und das ist eine Sache, die du ansprichst, den Power Nap, den Energieschlaf, den Mittagsschlaf, die Siesta, je nachdem, man kann dem Kind viele Namen geben, aber das ist etwas, was für die allermeisten Menschen sehr, sehr gut funktioniert.

Da können wir auf der einen Seite eben den nächtlich fehlenden Schlaf oder die fehlende Schlafqualität kompensieren, auf der anderen Seite kommt noch eine ganz spannende Komponente dazu, und zwar ist es diese Stress- und Cortisol-Komponente. Wenn wir uns, und auch da beschäftigen wir uns viel, wenn wir uns heute die Stresslevel von Menschen, die ein leistungsorientiertes Leben führen, wenn wir uns die anschauen, dann sehen wir, dass aus diesem Sprinter, dem CortisolStresshormon, also Sprinter, jemand, der kurz intensiv arbeitet und dann sich wieder zurückzieht, dass aus diesem Sprinter ein Marathonläufer geworden ist.

Und im ganzen modernen Lebensalltag, das fängt morgens mit dem Radio an mit Schreckensnachrichten, sind Stressreize drin, und das Gehirn und unser Biosystem, also auch hormonelles System, ist mehr oder minder den ganzen Tag, wenn es schlecht läuft, unter Dauerbeschuss.

Und dass das krank macht, dass das desorientiert macht, dass das einfach Fokus, Klarheit, Gesundheit nimmt, auch psychische Leichtigkeit, mentale Freude und Gesundheit nimmt, ist völlig klar. Und das aktiv zu unterbrechen durch zum Beispiel einen Power-Schlaf, so ein Power Nap von 15 bis 20 Minuten am Mittag, wo der Körper mal runterfahren kann, das ist absolut genial.

Und da gibt’s zum Beispiel einen kleinen Hack dabei, was man machen kann. Auf der einen Seite würde ich mir einen Wecker stellen, das ist ganz wichtig, also dass wir wirklich nach 20 Minuten rauskommen, weil die Studien zeigen, dass 70 % aller Menschen wirklich nur so ungefähr 20 Minuten schlafen sollten.

Und dann suchen wir uns eine dunkle, eine ruhige, eine entspannte Umgebung, wo wir gut liegen können. Und drittens, vor dem Einschlafen gibt’s dann noch einen kleinen Espresso. Auf der einen Seite kontraproduktiv, auf der anderen Seite gegen die Intuition, also kontraintuitiv, ein Espresso vorm Einschlafen.

Der Espresso braucht so 30, 40 Minuten, bis er richtig wirken kann im Körper, aber am Anfang schlafen wir gut. Und wenn wir dann wieder aufwachen, dann haben wir hinterher den Schub da und können wirklich voller Energie in den Tag wieder starten und die zweite Hälfte des Tages nutzen.

Mario D. Richardt: Denn ein zu langer Mittagsschlaf ist auch kontraproduktiv.

Jan Herzog: Absolut, genau! Wir halten uns an dem Wort fest, absolut kontraproduktiv. Weil die Schlafphasen, diese Tiefschlafphasen, die braucht so ein bisschen. Und die ersten 20 Minuten und bei den meisten Menschen befinden wir uns in einem Leichtschlaf, wo wir sehr schnell wieder rauskommen.

Also: kurzer prägnanter Mittagsschlaf. Und es geht auch gar nicht darum, das Gefühl zu haben, ich habe jetzt tief und fest geschlafen. Es geht einmal darum, die Augen zuzumachen, sich eine Viertelstunde hinzulegen und auch unserem System mal zu erlauben, jetzt ist mal eine wirkliche Pause. Ich glaube, Mario, da haben die allermeisten Menschen heute ein gigantisches Problem.

Wenn ich da vor allem Unternehmer und Selbstständige betreue, das Thema mit den Pausen, das haben die irgendwie vergessen.

Mario D. Richardt: Und Mittagsschlaf wird bisweilen auch ein bisschen belächelt.

Jan Herzog: Das ist eine kulturelle Sache. Würden wir uns jetzt in Japan befinden, dann wäre das ganz anders. Das hätte dann damit zu tun, dass jemand, der in der Öffentlichkeit schläft, kulturell als jemand angesehen wird, der wahnsinnig fleißig ist und der so fleißig ist, dass er vor Erschöpfung gerade eingeschlafen ist.

Da kriegt man sozial, der Jugendliche würde sagen, Props, also sozial nochmal so auf die Schulter geklopft und richtig seinen Status anerkannt. Ich glaube, da darf man gerade im Firmenkontext in Deutschland, in den Unternehmen darf einfach mal direkt so eine Veränderung, so ein Mindshift im Kopf stattfinden.

Man darf sagen, okay, vielleicht mache ich es wie Google oder wie Amazon, ich biete meinen Mitarbeitern, in den USA, ich biete den Mitarbeitern das einfach mal an und schaffe einen Raum und statte den aus mit zwei, drei tollen Betten oder irgendwelchen Schlafkojen oder in den USA gibt’s sehr viele Kapseln, also die kann man so ein bisschen zumachen, da ist man selber drin, hat ein bisschen Privatsphäre, Intimität, die sind so ein bisschen geräuschabgeschirmt.

Und kann da wirklich mal gut zur Ruhe kommen, um die Kraft aufzutanken, die ich für die nächsten drei, vier Stunden im Unternehmen brauche.

Mario D. Richardt: Sowas klingt ganz gut, wenn man auch wirklich so ein bisschen eine Intimsphäre hat, ein bisschen Privatsphäre.

Weil ich denke schon, manchen ist es dann auch peinlich, vielleicht mit den Arbeitskolleginnen oder Arbeitskollegen in einem Raum zu schlafen. Manche machen nachts auch Geräusche oder beim Schlafen, und wer will dabei schon beobachtet werden. Oder wenn ihm doch mal die Kinnlade runterklappt.

Jan Herzog: Ganz genau!

Mario D. Richardt: Kann man denn eigentlich, jetzt waren wir beim Mittagsschlaf, kann man denn Schlaf auch vorab integrieren?

Das heißt, dass man vorschläft. Wenn man weiß, ah, das wird jetzt ein anstrengender Abend, eine sehr lange Nacht, dass man sich dann schon vorab hin packt ein, zwei Stunden, und das dann sozusagen auf das Schlafkonto später raufgerechnet wird?

Jan Herzog: Ein schlechter Interviewpartner würde jetzt „Nö. Punkt!“ sagen, also „Nö.“. Ich sage dir ein „Nö, naja, weil …“ und erkläre das Ganze einmal. Vorschlafen an sich, so wie wir uns das vorstellen, ist nicht möglich, weil der Körper hat seinen Schlafbedarf und wenn der gefüllt ist, dann ist der gefüllt.

Jetzt sehen wir einen spannenden Punkt, wenn wir zu lange und zwar deutlich zu lange ab, naja, vielleicht anderthalb Stunden über unsere Schlafzeit sprechen, dann, und vielleicht hat es der eine oder andere an einem Samstag oder Sonntag schon erlebt, dann fühlen wir uns meist den ganzen Tag richtig gerädert. Woran liegt das?

Unter anderem an dem Melatonin, diesem Schlafstrukturhormon, was so ein bisschen in die Richtung depressive Verstimmung, also Gefühle auslöst, wenn wir das im Blut haben, und wir kommen den Tag nicht so richtig in den Tritt. Also länger schlafen als wir brauchen, ist eben auch keine Lösung. Potenziell und das ist sehr spannend, Mario, macht das sogar noch kränker, länger zu schlafen als kürzer zu schlafen.

Das hat man in Studien immer wieder herausfinden können. Das heißt, nehmen wir an, du brauchst jetzt deine 8,3 Stunden Schlaf und die hast du voll, dann ist dein Gesundheits- und Schlafkonto bei 100 %. Und wer in Mathe aufgepasst hat, der weiß, effektiv über 100 % zu gehen macht in den meisten Systemen nicht so richtig viel Sinn.

Das heißt, wenn du 100 % aufgeladen hast, dann kannst du nicht weiter vorschlafen, dann bist du so fit wie du durch deine Lebensumstände und alles, was du tust oder in der Qualität in der Nacht jetzt sein kannst, und musst halt damit leben, dass es in der nächsten Nacht leider weniger wird und der Körper wird sich schon automatisch in den darauffolgenden Nächten wiederholen und kompensieren. Das Einzige, was leidet, ist leider die Qualität deines Tages in den nächsten Tagen.

Das muss man halt sagen, für wen Gesundheit und Lebensqualität ein wichtiges Thema ist, der sollte sich unbedingt mit dem Schlaf auseinandersetzen, weil die Qualität eines jeden Tages bestimmt über die Qualität unseres Lebens.

Und da ist Schlaf mit 90 % Einfluss, so sagt es der Professor William C. Dement an der Standford Medical University: 90 % unserer Gesundheit entstehen in der Nacht.

Mario D. Richardt: Mein lieber Jan, du hast gesagt, man kann nicht über 100 % gehen. Dem muss ich jetzt ganz kurz widersprechen, denn in diesem Podcast gibt es tatsächlich mehr als 100 %, denn normalerweise wären wir schon am Ende.

Also „kernig & gesund“ ist der Quickie unter den Podcasts, das heißt maximal so 20 Minuten. Das haben wir jetzt schon gecrasht. Aber das Thema ist so spannend, dass wir einfach weitermachen.

Jan, welcher Schlaf ist denn der bessere Schlaf? Der, in dem man am nächsten Morgen sagt „Heute Nacht habe ich wie ein Stein geschlafen“ oder der, wo man sagt „Ich hatte so viele wilde Träume und bin quasi von einem Traum in den nächsten gewankt“?

Jan Herzog: Ha-ha-ha! Das sind durchaus Fragen, die die Menschheit beschäftigt. Die haben, auch das kann ich sagen, erst mal gar nichts damit zu tun, sein Leben aktiv zu verbessern, weil man über einen Zustand erstmal spricht. Aber diese Fragen, das ist lustig, die bekomme ich sehr, sehr oft.

Ich pauschal kann das für mein Gegenüber unmöglich beantworten. Warum? Weil jeder Mensch das erstmal subjektiv selber auch anders wahrnimmt. Es gibt durchaus Menschen, die sich nicht an ihre Träume erinnern können. Und Stand heute sagt die globale Schlafwissenschaft, das ist auch nicht schlimm.

Also es scheint überhaupt gar keinen Einfluss zu haben auf psychische Gesundheit, man kann da keinerlei Korrelationen finden. Es scheint keinen Einfluss zu haben, ob du dich an deine Träume erinnern kannst. Und auf der anderen Seite gibt’s Menschen, die leben, durchleben ihre Träume wild und lebhaft und in riesigen bunten Farben und mit gigantischen Geschichten.

Was an diesem anderen Ende des Spektrums von gigantischen, intensiven Träumen oft auftaucht, sind psychische Verstimmungen, psychische Probleme, die dann über die Nacht kompensiert werden. Auch ich habe da meine eigenen Erfahrungen als Jugendlicher mit machen dürfen. Ich kann dir sagen, für mich war es durchaus teilweise sehr belastend, so intensiv zu träumen, weil das natürlich auch wieder so viel neue Reize rein gibt, die du erst mal am Morgen in den Tag mitnimmst.

Das kennen wir, wenn man mal so einen wirklich abartigen Alptraum hat, also einen, der wirklich durch Mark und Bein ging und uns geschockt hat, den lassen wir nicht so leicht los. Da brauchen wir unter Umständen auch mal einen halben Tag und vielleicht zwei, drei Menschen im Büro und der Frau, dem Mann, den Kindern, was auch immer, mit denen wir darüber sprechen können und sagen „Du, ganz komische Vorstellung.

Weißt du, was heute Nacht passiert ist?“. Ich meine, das ist eine Super-Idee, erst mal das Ganze zu teilen. Im Deutschland gibt’s diesen tollen Spruch „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Und wenn man die Träume dann einfach ein bisschen bespricht, oftmals gehen sie dann schon aus dem Bewusstsein raus. Wer das Ganze aber häufiger erlebt, der darf sich mal die Frage stellen, gibt’s da noch andere Dinge in meinem Alltag, die auf meine psychische Verfassung, auf meinen Gemütszustand sehr stark Einfluss nehmen? Vielleicht sind auch Dinge im Leben, oft spricht man über die Kindheit, passiert, und vielleicht möchte ich daran arbeiten, um dort auch auf psychischer Natur, so war es für mich der Weg, ich habe da gigantische Erfolge gemacht, um meinen Schlaf stark zu verbessern. Vor allem diesen psychischen Schlaf, also den Schlaf, den mein Gehirn, meine Emotionen, meine Gedankenwelt beeinflusst.

Wie sollte eine entspannte Schlafumgebung aussehen?

Mario D. Richardt: Wie sollte denn eine entspannte Schlafumgebung aussehen, damit die Nacht perfekt wird, damit der Schlaf entspannt wird?

Jan Herzog: Das ist eine sehr gute Frage. Wir sprechen oft von Konstanten. Also man muss da eine Sache verstehen, eine Konstante ist ein Einflussfaktor, der einmal installiert wird und der einfach wirkt. Demgegenüber steht die Variable, die Variable ist zum Beispiel, wann trinke ich meinen Kaffee.

Wann, du Mario, deinen Kaffee trinkst, hat unter Garantie einen Einfluss. Weil wenn du deinen Kaffee eine Stunde vorm Zubettgehen trinkst, wird das Koffein in der Nacht und deinem Gehirn wirken und deinen Schlaf stören, dich unter Umständen, je nachdem wie dein Körper aufgestellt ist, dich gar nicht zum Schlaf kommen lassen oder erst sehr spät.

Die Variable, die ist immer wieder veränderbar, die können wir jeden Tag neu setzen. In der Nacht, wenn wir in den Schlaf dann reingehen, wirken aber nur noch die Konstanten. Und da gibt’s dann einige Punkte, die sich immer wieder gezeigt haben, und auf der einen Seite ist mal ganz, ganz wichtig, dass wir ein möglichst dunkles Schlafzimmer haben, gerne auch stockdunkel.

Wem das so wie mir ein bisschen Unbehagen macht, der lässt einfach beim Rollo oder bei der zweiten Gardine, diese Sichtschutzgardine, lässt er dann einfach einen kleinen Schlitz offen, dass es auch wirklich sehr dunkel ist, aber man trotzdem sich in der Nacht orientieren könnte. Also wir halten fest, die Dunkelheit.

Dann geht’s natürlich, und auch das haben viele Menschen schon gehört, erst mal um die Temperatur. Das heißt, je kälter das Schlafzimmer ist, desto besser laufen diese biologischen und biochemischen Prozesse in der Nacht ab, weil Schlaf im Endeffekt ist ein Produkt.

Das heißt, durch Dinge, die wir konstant eingeben in die Nacht, also Dinge, die vorherrschen am Schlafplatz, und über die Dinge, die wir am Tag tun, produzieren oder zerstören wir unseren biologisch hochwertigen Schlaf. Und auch da ist eben die Temperatur ganz besonders wichtig. Da hat man herausgefunden, dass 16 bis 18 Grad eine ideale Temperatur sind.

Mario D. Richardt: Was im Sommer natürlich ein Problem ist.

Jan Herzog: Und auch das merken wieder viele Menschen, oder, dass sie hinterher im Sommer sagen „Ja, weißt du, irgendwie fühle ich mich morgens ziemlich erschöpft“. Grad, wenn es morgens dann schon wärmer ist.

Da ist vielleicht sogar über eine Klimaanlage oder mittlerweile gibt es intelligente Systeme, die auch nicht mehr an sich die Luft herausblasen, sondern die Luft im Raum verteilen. Ich habe da einen Geschäftspartner, der sowas installiert.

Und der mir das erklärt, du wirst nicht mehr im Bett angepustet, was wir alle sehr unangenehm finden und zu Verspannungen meist führt, sondern die Luft wird einfach im Raum an sich verteilt und heruntergekühlt.

Mario D. Richardt: Spielen denn auch technische Geräte eine Rolle? Wenn man abends zum Beispiel den Fernseher nutzt, um dann irgendwann einzuschlafen vor dem Fernseher oder dass man vor dem Einschlafen noch zwei Stunden auf dem Handy rum daddelt?

Jan Herzog: Definitiv! Also das sind Sachen, die in unserer Philosophie keinen Raum haben, zumindest nicht im Schlafraum. Also ich würde definitiv alle technischen Geräte, soweit es möglich ist, aus dem Schlafzimmer verbannen.

Ein Fernsehgerät ist ein absolutes No-Go, ein absolutes, völlig indiskutabel. Bei uns geht das so weit, dass Kunden, die daran festhalten oder Menschen, die daran festhalten, nicht als Kunden aufgenommen werden.

Mario D. Richardt: Aha!

Jan Herzog: Weil wir immer wieder gesehen haben, dass ein Fernsehgerät im Schlafzimmer den Schlaf an sich strukturell und auch psychisch in einem gigantischen Maße stört. Das gilt für die neue, die jüngere Generation natürlich auch für das Smartphone oder das Tablet. Beim Fernseher ist es noch ein bisschen anders. Das Smartphone, das Tablet werden aktiv benutzt, der Fernseher läuft passiv mit. Was ist das Thema dabei? Erstens, so ein Fernseher schüttet starke elektromagnetische Felder aus. Die sind auch im Schlafzimmer dann drin, die können erst mal nicht weg, und die verändern die Luftqualität.

Weil da geht’s wirklich um was Physikalisches: Die Ionen in der Luft, also kleine elektrische Bauteilchen, die werden so verändert, dass die Luft für uns schlechter zu verwerten ist. Das heißt, es ist sehr wichtig, auch abends zu lüften. Grundsätzlich würde ich es jedem empfehlen, die letzten zehn Minuten, bevor er ins Schlafzimmer geht, noch einmal frisch durchzulüften, um ein besseres Luftverhältnis da zu schaffen.

Und jetzt ist der Fernseher bei den meisten Menschen dann die Nacht über auch an. Und dann kommen so Sätze wie „Ich merke das schon, wenn da nebenbei was läuft, dann kann ich besser einschlafen“. Unser Unterbewusstsein ist ja nicht doof, nein, ist hochintelligent, mindestens 99 % unseres Lebens macht das Unterbewusstsein aus.

Und jetzt sehen wir da eine Sache, das Unterbewusstsein hört zu, die ganze Nacht über. Und eigentlich möchte unser Körper, Geist und Seele in der Nacht abschalten, so wie wir beim Smartphone die Batterien aufladen. Keine Prozesse am Laufen haben, sondern wirklich mal runterkommen. Und das, was wir am Tag erlebt haben, das dann richtig einsortieren.

Und dann kommt der Archivar und guckt, oben links ist eine Schublade, da kommt das rein, und fragt sich immer „Brauche ich das Erlebte noch?“, Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis verlieren. Also drittens: Löschen, brauchen wir das noch? Die Emotion wird nachträglich hinzugefügt: Müssen wir das highlighten, war das wichtig? Könnte das eine Gefahr in der Zukunft sein?

Alle diese Prozesse entstehen in der Nacht. Jetzt ist das Spannende, jetzt läuft da ein Fernseher, und meist laufen nachts auch Dinge im Fernsehen, naja, die haben dann mit Erotik zu tun, also für unser limbisches System dann sehr anregend im Gehirn. Die haben mit Gewalt, mit Action zu tun, das kommt noch hinzu. Schlafzimmer und Fernseher ist ein No-Go.

Wer das machen möchte, abends fernsehen guckt, weil ihn das entspannt, so wie mich zum Beispiel, ich habe so spezielle Serien, aktuell gucke ich eine Serie von HBO, das ist „Bones“, gefällt mir wahnsinnig gut, ist so ein bisschen aufregend, und dann gucke ich ein, zwei Folgen da am Abend. Und dann aber eine halbe Stunde, bevor ich ins Bett gehe, mache ich das Ganze aus, lese noch irgendwas oder gehe Zähne putzen, und die Zeit verstreicht, und dann ist auch schon fertig und ich gehe dann.

Aber ich mache das im Wohnzimmer, weil, und das ist noch ein Punkt, unser Unterbewusstsein assoziiert Räume mit bestimmten Zuständen. Und jetzt haben wir den Zustand des Fernsehguckens, oder nehmen wir den Studenten, der seinen Laptop mit ins Bett nimmt und dort an seiner Arbeit, was auch immer, an seinem Studium arbeitet im Bett. Und das Unterbewusstsein assoziiert das Bett jetzt mit Schlafen, aber auch mit Arbeiten. Das heißt, psychisch verschlechtern wir unseren Schlaf und nehmen uns auch wieder Qualität, nehmen uns Effektivität da raus. Aus diesen Gründen, zusammen gibt’s sogar noch mehr Gründe, würde ich auf jeden Fall die elektrischen Geräte verbannen. Und wenn unbedingt ein Handy zum Beispiel am Schlafplatz sein muss, dann ist ganz, ganz wichtig, dann bitte im Flugmodus und so weit weg vom Kopf wie irgend möglich.

Mario D. Richardt: Und natürlich, sollte man auch nicht vergessen, dass man den Blaufilter einschaltet, da wird das Bild so ein bisschen beige oder ein bisschen bräunlich.

Aber das ist auf jeden Fall besser dann für die Schlafgesundheit.

Jan Herzog: Da kann ich dir fast widersprechen.

Mario D. Richardt: Ja, mach das, weil ich mach das zum Beispiel, aber ich bin gespannt, was du dazu sagst als Experte.

Jan Herzog: Im Endeffekt, dieser Bildschirm an sich hat die gleiche Lichtfrequenz. Also worauf du hinausmöchtest, und das ist ein ganz wichtiger Punkt, Mario, ist, dass bestimmte Lichtreize, die wir haben, dass die auf unseren Körper sehr anregend wirken. Das haben viele Menschen schon gehört, das sind so weißere und blauere Lichtreize. Also wir sehen das blaue Licht eher als weißes Licht.

Das kennt man von einer Lampe, wenn man durch den Baumarkt läuft, sich das anguckt „Schatzi, welche Lampe nehmen wir?“ und dann geht der Verkäufer hin und zeigt das „Schauen Sie mal, der kann extrem gelb bis hin zu knalle weiß“. Und das Knalle-Weiß ist für uns extrem hell, zeigt die Farben sehr neutral, aber ist für uns auch sehr anstrengend für die Augen.

Und dieses sehr weiße Licht ist heute vom Spektrum drinnen, in allen Displays, in allen Bildschirm, also dem Fernseher, dem Handy, dem Tablet und auch den LEDs, die in unseren meisten Lampen heute drin sind, da ist dieses Spektrum so verändert, dass übermäßig viel Blaulicht auch aus einem Effizienzgrund da ist.

Also übermäßig heißt in dem Fall, wirklich übermäßig viel, ist ein gigantischer Anteil Blaulicht, der unsere Zirbeldrüse, einem Teil im Gehirn, immer Folgendes sagt „Hey Junge! Es ist mittags 12 Uhr“, „Hey Junge! Es ist mittags 12 Uhr“. Weil mittags 12 Uhr, wenn wir rausschauen, hat das Licht, also hat der Sonnenstand diese Frequenz mit besonders viel Blauanteil, den hellsten, den weißesten Anteil.

Um mittags 12 Uhr möchte unser Körper leistungsfähig sein. Das heißt, es entstehen Hormonprozesse, sofort messbar zum Beispiel Cortisol, dieses Stress- und Leistungshormon wird ausgeschüttet, und der Körper kann sich eigentlich nicht aufs Schlafen vorbereiten. Und jetzt schauen wir eine Stunde abends auf dem Handy und gucken uns das Ganze an.

Und jetzt wirkt das, egal was wir uns anschauen, jetzt wirkt das auf unser Gehirn. Dieser Blaulichtfilter, und das war dein Ausgangspunkt, dieser Blaulichtfilter vom Handy an sich, der verändert die Frequenz von dem Bildschirm nicht. Die Farben werden nur anders dargestellt. Das ist sicherlich angenehmer für die Augen und auch meine technischen Geräte haben das alle drin, abends ab 22, 23 Uhr haue ich das immer rein, aber tatsächlich auf den Schlaf wird das eher weniger Einfluss haben. Da habe ich aber einen super Tipp: Dann gibt’s diese Blaulichtfilter-Brillen.

Und da nimmt man dann ein Produkt, was gerne aus Deutschland kommt, also die Sachen, die da bei den großen Händlern wie Amazon gehandelt werden, sind meistens von der Qualität nicht so gut, weil die sollten schon dunkelorange sein. Da sieht man wirklich, dass ein Großteil auch technisch des Blaulichts herausgefiltert wird, 95 %, 98 %, 99 %.

Und so eine Blaulichtfilter-Brille, die kann man sich abends in der letzten Stunde aufsetzen, ich mache das jeden Abend, und da merkt man dann, also selber, man spürt das, dass der Schlaf an sich sich deutlich verbessert, dass wir schneller müde werden und auch uns morgens erholter und fitter fühlen.

Mario D. Richardt: Das ist wirklich ein bisschen ernüchternd, muss ich sagen. Ich dachte, ich tue was für meine Gesundheit, habe hier dauerhaft sogar immer den Blaufilter drin, aber offenbar hast du mich jetzt eines Besseren belehrt.

Um nochmal auf den Fernsehgenuss vor dem Einschlafen zurückzukommen, du hast gesagt, du guckst dann abends auf dem Sofa halt zwei Folgen deiner Lieblingsserie. Das mache ich auch mit meiner Frau zusammen, aber da ist es so, dass wir dabei dann schon auf dem Sofa einschlafen. Dann gehen wir natürlich hoch ins Bett und das dann sofort.

Aber das ist dann falsch, weil du sagst, man braucht eine halbe Stunde noch dazwischen?

Jan Herzog: Ja, jetzt habe ich am Anfang kurz verraten, dass die meisten meiner Kunden schon so in diesem Lebensjahr, um das 50. rum sind. Also 50, vielleicht ein bisschen älter schon, also nicht alle, ich habe auch durchaus Kunden in den 20er und 30er Jahren, aber viele meiner Kunden sind in diesen Jahren.

Jetzt sieht man natürlich zwei Dinge, erstens Gewohnheiten sind, wenn man 50 ist, schon relativ stark. Und den Menschen was wegzunehmen im Verhalten ist oft der schlechteste Weg, weil wir uns natürlich alle sträuben. Wenn ich dir jetzt sage, das, was du machst, Mario, ist falsch, dann wird das erstmal in dir natürlich so ein bisschen Gegenwehr von deinem System hervorrufen.

Deshalb habe ich mir das komplett abgewöhnt, Menschen zu sagen, was richtig und was falsch ist in ihrem Verhalten. Wenn man aber aktiv darauf Einfluss nehmen kann, dann würde ich es tunlichst verhindern, im Wohnzimmer, im Sofa, im Sessel, ich habe so einen gigantischen Ohrensessel, wo ich auch wirklich sehr schnell einschlafen kann, wenn ich das möchte.

Und man merkt das ja so ein bisschen, ich werde müde, ich werde dämmriger, das Gehirn kommt in so eine leichtere Phase und alles fühlt sich nicht mehr so echt an. Und wenn man das merkt, dann würde ich einfach beim Fernsehen spätestens auf Stopp drücken, würde sagen „So Schatz, jetzt gehen wir hoch, oder wenn du es noch nicht möchtest …“, wie bei meiner Frau, meine Frau geht um 10:30 Uhr ins Bett, ich nachts um zwei.

Mario D. Richardt: Wow!

Jan Herzog: Also da haben wir wirklich große Unterschiede, dann einfach wirklich ins Bett zu gehen. Weil auch da haben wir wieder die Ausgangslage, dass der Schlaf unterbrochen wird. Und das natürlich beeinflusst unsere Schlafqualität messbar sehr, sehr negativ.

Mario D. Richardt: Und dazu muss man aber auch sagen, Jan, du hast noch keine Kinder, ne?

Jan Herzog: Dazu muss man sagen, ich habe noch keine Kinder, und in Sachen Chronobiologie, also meine inneren Uhren, die ticken alle ein bisschen später.

Das heißt, ich stehe in der Regel, wenn das geht, auch nicht vor zehn Uhr auf.

Mario D. Richardt: Wow! Glückwünsch!

Jan Herzog: Und auf der anderen Seite gehe ich dann auch, wenn man acht Stunden Schlaf bei mir zugrunde legt, dann gehe ich auch nicht vor zwei Uhr ins Bett. Und das hat jetzt nichts damit zu tun, dass das besonders cool ist, weil ich knapp unter 30 bin oder weil ich irgendwie da noch was verarbeiten muss, weil ich psychische Probleme habe, das hat tatsächlich effektiv einen ganz wissenschaftlichen Hintergrund, dass unsere innere Uhr, wenn man das mal zusammenfasst, dass die bei jedem Menschen anders läuft.

Die läuft anders schnell oder langsam. Wer meint, dass die Uhr 24 Stunden läuft, der liegt in der Regel daneben, bei vielen Menschen läuft sie langsamer, also vielleicht 25 Stunden braucht der Körper, um einen vollen Zyklus zu durchleben.

Und dann hat man natürlich schnell das Problem, dass man sagt, eigentlich würde ich gerne immer später ins Bett gehen, weil mein Körper dann erst fertig ist, also um zwei, dann um drei, dann um vier und um fünf. Und irgendwann merkt man, vielleicht kennen das manche aus den Sommerferien, wenn sie Jugendliche waren, die Kinder gehen irgendwann morgens, wenn die Eltern aufstehen, erst ins Bett, weil gerade Jugendliche das oft erleben. Und dann geht’s darum, herauszufinden: Wie ist denn mein innerer biologischer Rhythmus?

Wann bin ich leistungsfähig? Wann fühle ich mich am besten? Wann sollte ich aufstehen? Wann sollte ich Pausen machen? Wann bin ich am intensivsten? Wann kann ich die wichtigsten Dinge des Tages erleben? Und wann gehe ich abends ins Bett? Das habe ich für mich ausprobiert, das habe ich herausgefunden.

Da gibt’s wissenschaftliche Methoden, das kann man durchaus auch messen. Und habe für mich rausgefunden, dass so dieser Rhythmus mit meinen individuellen Pausen am Tag, die ist so um 17 Uhr, da ist mein energieniedrigster Punkt, dass ich diesen Rhythmus einfach leben kann, um ein wirklich erfülltes, glückliches, aber auch leistungsfähiges Leben zu haben.

Mario D. Richardt: Dazu muss man sagen, Respekt, dass dir das möglich ist mit dem, wie du arbeitest und wie du dein Privatleben gestaltest. Bei vielen Menschen ist es leider nicht möglich. Die wollen das vielleicht gerne auch anders gestalten, wollen, brauchen vielleicht auch eine andere Phase, aber es ist halt aufgrund der Gegebenheiten oftmals nicht möglich.

Du hast auch schon gesagt, man sollte tunlichst vermeiden, zum Beispiel auf dem Sofa einzuschlafen. Aber das ist so, wir kommen dann so um 20 Uhr das erste Mal nach dem Tag dann zur Ruhe, den ganzen Tag gearbeitet, das Kind ins Bett gebracht, alles ist fertig, die Meerschweinchen sind versorgt.

Dann ist das wirklich so, man sitzt auf dem Sofa und kommt dann erst zur Ruhe. Dann gibt’s so einen Punkt, das dauert keine zehn Minuten, da ist man dann schon so müde und erschöpft einfach vom Tag, dass man dann automatisch schon in den Schlaf sinkt. Aber da würde was fehlen, wenn man sich jetzt nicht aufs Sofa setzt, sondern dann gleich um acht ins Bett geht.

Jan Herzog: Das verstehe ich. Dann würde ich jemandem wie dir an dieser Stelle raten, im Tag ein bis zwei Mal die Vollbremse zu ziehen. Ich betreue Menschen, die so viele Millionen Euro im Jahr verdienen und so bekannt sind, auch bei denen ist das möglich.

Und ich betreue Menschen, die völlig unbekannt sind und ganz normale, ganz einfache Jobs haben, und auch da ist das möglich. Jeder Mensch kann ein bis zweimal am Tag die Vollbremse ziehen. Wir nennen das das Ferrari-Mindset.

Die meisten Menschen glauben, und das ist sehr lustig, dass ein Ferrari dann am besten funktioniert, wenn du immer rechts das Pedal runterdrückst, linke Spur 340 km/h. Am besten von Bremen nach München durchballern. Die Wahrheit aber ist, dass so ein Ferrari, und ich habe da bei einem Motorsport-Magazin so einen Test mir angeschaut, dass so ein Ferrari oder sei es ein AMG oder sei es ein anderes Sportauto, völlig egal, dass das nach wenigen Minuten schon einen Motorschaden erleidet, also in dem Test waren es 20 Minuten Vollgas, …

Mario D. Richardt: Wow!

Jan Herzog: … wo der Motor an sich kaputtgeht. Motorschaden 120.000 Euro, Auto komplett wertlos. Das haben sie in Dubai gemacht und haben die Autos einfach mal laufen lassen. Weil, und jetzt kommt der Übertrag, unser Körper ist nicht dafür geschaffen über 12, 14 Stunden zu rennen.

Und wer abends nach Hause kommt und wer abends sagt, 20 Uhr das erste Mal, dass ich mich entspannen kann und ich bin so erschöpft, dass ich eigentlich in zehn Minuten einschlafen kann oder das tue, der hat, meines Erachtens nach, ein Problem mit seiner Bremse. Vielleicht sollte er die mal ölen oder sollte er sich mal neue Bremssattel draufmachen oder mal zu einem Coach, zu einem Experten hingehen, um zu lernen, wie man professionell bremst.

Weil eins ist klar, wenn du mit 320 km/h auf der linken Spur fährst und jemand mit 120 mit seinem Opel Astra davor schert, gibt’s nur eine Sache, die zu tun ist, und das ist, voll in die Eisen zu gehen und zu beten, dass du es überlebst.

Die meisten Menschen heute möchten aber immer schneller fahren, das wird gesellschaftlich, wir haben über Erschöpfung schon gesprochen, mit gesellschaftlich so ein bisschen vorgegeben, mach noch mehr, mach noch mehr, und ab jetzt aktuell ist es so cool, dass jeder seine eigene Selbstständigkeit nebenbei macht und finde deinen Traum und lebe dein Leben und mache noch mehr. Und eigentlich sehen wir, dass das nicht so gut funktioniert.

Da wäre es wirklich mal gut zu schauen, wo kann ich denn meine ein bis zwei Bremsen wirklich ziehen im Alltag, um mal 10, 20, 30 Minuten runterzukommen.

Mario D. Richardt: Das klingt einfacher, als es wahrscheinlich ist. Aber wenn man sich dann in deine Hände begibt, findet sich, das habe ich schon rausgehört, mit Sicherheit irgendeine Lösung, also du bietest quasi Schlafcoaching direkt an.

Und das meiste deiner Kunden sind, hast du gesagt, Ü50 momentan noch, und wahrscheinlich eher so aus dem Managementbereich?

Jan Herzog: Genau! Tatsächlich momentan noch, würde ich umdrehen, ich habe das ganz bewusst gewählt, die Zielgruppe zwischen 50 und 65 mit allen ihren Lebensfragen und Herausforderungen liegt mir am allerbesten. Wir haben von 2014 bis 2020, mein Vater und ich, ein Unternehmen aufgebaut mit 20 Mitarbeitern und weit über 10.000 Kunden, und die meisten waren auch da in diesem Bereich, da ging‘s um Orthopädie.

Dann hast du vollkommen recht, dann sind es vielfach Inhaber von kleinen mittelständischen Unternehmen, sind das Selbstständige oder sind das eben, so wie du gesagt hast, aus dem Management Menschen, die wirklich sagen, okay, für mich, ich habe verstanden, oder das erste Mal gehört, aber ich möchte das wirklich verstehen, möchte das leben, dass der Schlaf an sich mein Energie-, Glücklichkeits-, Leichtigkeits– und Lebensqualitätsniveau aktiv beeinflussen kann.

Und ich glaube, diese Aussage vom Professor William C. Dement, dem anerkanntesten und renommiertesten Schlafforscher aller Zeiten, der je gelebt hat, von der Stanford University, dass 90 % aller Energie und Gesundheit in der Nacht im Schlaf entstehen, und das Ganze würde ich gern positiv in meinem Leben voranbringen. Weil die meisten Menschen, so kommt es mir vor, um das 50. Lebensjahr entdecken, ich habe jetzt vielleicht fast, so sagen es mir viele Kunden, fast zwei Drittel meines Lebens gelebt, eine Menge, Menge, Menge gearbeitet und eine Menge, Menge Belastung erlebt.

Und wenn ich so weitermache, gerade die Jungs merken das, wenn ich so weitermache, mein Arzt, der hat mir schon zwei-, dreimal gesagt „Hey Junge! Du musst was ändern.“. Und da reiche ich meine Hand und sage: Okay, da haben wir Wege, die leicht sind, die wissenschaftlich fundiert sind, die gut funktionieren.

Die haben nicht alle mit dem Schlafen zu tun, aber der Schlaf ist die Grundlage davon. Weil eben der Schlaf der wichtigste Steuerungsfaktor ist und wir darüber erst mal in alle Lebensbereiche auch reinkommen. Und, so haben wir es auch heute besprochen, tatsächlich der Schlaf der Spiegel des Tages ist und für die meisten Menschen leider in unserer stressigen Welt der einzige und letzte Ausweg ist, um noch mal abzuschalten.

Mario D. Richardt: Jan, vielen Dank für diese Erkenntnisse! Ich könnte jetzt noch stundenlang mit dir weiterquatschen. Aber ich muss sagen, wir haben auch schon 150 % draufgepackt auf eine Standard-Folge „kernig & gesund“.

Es ist auf jeden Fall so, dass wir uns verabredet haben noch für weitere Folgen. Da geht’s dann auch um Einschlafstörungen, da reden wir auch über Essen vor dem Schlafengehen, wir reden über Matratzen und über Kopfkissen. Das alles noch mal in späteren Folgen. Für heute danke ich dir erst mal. Es war mir eine Freude.

Jan Herzog: Danke, lieber Mario! Ich fand’s supercool, dass du das machst.

Mario D. Richardt: Und Ihnen vielen Dank fürs Zuhören, Downloaden, Streamen, Abonnieren und Teilen!

Die nächste Folge „kernig & gesund“ gibt es dann am kommenden Mittwoch, da geht es dann um das E-Rezept auf „kernig & gesund“ und überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Bis dahin! Tschüss!