In dieser Folge lernen Sie:

  • Wie Sie eine chronische Entzündung der Nase und Nebenhöhlen erkennen.
  • Was bei einer Nasennebenhöhlenentzündung hilft.
  • Welche neuen Therapiemöglichkeiten es bei Sinusitis gibt.

Dr. Christian Mozet

PD Dr. med. habil. Christian Mozet

HNO-Arzt

Angefangen als Assistenzarzt im Jahre 2002 stieg er bis zum leitenden Oberarzt im Jahre 2014 an der HNO Klinik Leipzig auf. Seit 2020 ist er nun in eigener Niederlassung in Leipzig zu finden. Doch Dr. Christian Mozets Werdegang hält noch mehr bereit.

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Transkript der Folge Nasennebenhöhlenentzündung – Wenn der Schnupfen länger bleibt

Im Januar und Februar ist die Erkältungszeit auf dem Höhepunkt. Wer also mit einer laufenden und verstopften Nase zuhört, ist wahrscheinlich nicht allein damit. Doch was ist, wenn die Symptome länger als gewöhnlich bleiben? Halten sich Erkältungssymptome über mehrere Wochen, könnte das auch ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein und die spielt in dieser Folge die Hauptrolle. Die chronische Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen mit Nasenpolypen und dagegen gibt es mittlerweile neue innovative Therapiemöglichkeiten.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Ich bin Mario D. Richardt und jede Woche behandle ich hier in diesem Podcast ein Gesundheitsthema, immer mit einer Expertin oder einem Experten an meiner Seite. Heute ist wieder eine echte Koryphäe bei mir zu Gast. Er war acht Jahre lang Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohrenuniklinik in Leipzig, vier Jahre lang Chefarzt in einer HNO-Klinik im Schwarzwald und nun mit einer eigenen Praxis in Leipzig. Privatdozent Dr. Christian Mozet. Schön, dass Sie wieder dabei sind.

Dr. Christian Mozet: Ja, ich freue mich auch, dass ich wieder dabei sein darf.

Mario D. Richardt: Dr. Mozet, ab wann spricht man denn von einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen?

Dr. Christian Mozet: Ja, der Begriff chronische Nasennebenhöhlenentzündung ist eigentlich erst dann gerechtfertigt, wenn Probleme, Symptome, Beschwerden der Patienten über einen längeren Zeitraum anhalten und so die kritische Grenze ist 12 Wochen. Also wer länger als 12 Wochen Probleme mit seiner Entzündung in dem Nebenhöhlenbereich hat, da muss man mal erwägen, ob da möglicherweise eine chronische Nebenhöhlenentzündung dahinter steckt. Ist also eine reine Zeitdefinition.

Mario D. Richardt: Und ansonsten nennt sich das akute Nasennebenhöhlenentzündung?

Dr. Christian Mozet: Ja, wir müssen nämlich da sehr genau differenzieren. Es gibt natürlich die akute Nebenhöhlenentzündung, die in der Regel auch sehr, sehr problemlos wieder abheilt, die ganz, ganz, ganz häufig auftritt, also es gibt viele Millionen Menschen, die jeden Winter auch in Deutschland eine akute Nebenhöhlenentzündung haben, mit einer sehr hohen spontanen Heilungsquote, es gibt dann die rezidivierende also wiederkehrende akute Entzündung, die aber jedes Mal wieder vollständig ausheilt und mehrfach im Jahr eben auftreten kann aber eben als Pendant dazu die chronische Entzündung und da kommt es nie zu einer vollständigen Ausheilung, sondern es bleiben eben Symptome bestehen über viele, viele Wochen und ab, wie gesagt, etwa drei Monaten Symptome geht man auch von einer chronischen Nebenhöhlenentzündung dann aus.

Mario D. Richardt: Kann den theoretisch aus jeder Erkältung eine Nasennebenhöhlenentzündung werden?

Kann aus jeder Erkältung eine Nasennebenhöhlenentzündung werden?

Dr. Christian Mozet: Ja, prinzipiell ja, denn die Erkältung oder der Infekt mit der begleitenden Entzündung in der Nase und der Schwellung der Nasenschleimhäute und der Schleimbildung, die wir ja alle kennen, das sucht uns ja alle ein, zwei, dreimal im Jahr heim, das ist quasi die Wegebnung auch für eine chronische oder beziehungsweise für eine akute Nebenhöhlenentzündung, das heißt, die Ausführungsgänge zu diesen Nasennebenhöhlen werden, durch den banalen Infekt in der Nase werden die einfach ja verlegt, durch Schleimhautschwellung, dann kann die nachgeschaltete Nasennebenhöhle nicht mehr belüftet werden, es bildet sich Flüssigkeit und Vieren und Bakterien können da zu einer akuten Entzündung führen. Der Wegbereiter für das Problem ist dann in der Regel der banale Infekt.

Mario D. Richardt: Aber kann ich denn während der Erkältung vorbeugen, sodass ich das im Prinzip gar nicht so weiter entwickelt?

Dr. Christian Mozet: Das kann ich, wenn ich weiß, dass das Problem der akuten Nebenhöhlenentzündung eine Belüftungsstörung der Nasennebenhöhlen durch die Schleimhautschwellung, durch den banalen Infekt ist, dann ist eines der wichtigsten Maßnahmen, die ich ergreifen muss, wenn ich einen banalen Schnupfeninfekt habe, eben dass ich dafür sorge, dass die Nasenbelüftung aufrechterhalten wird, mit zum Beispiel abschwellenden Nasensprays oder Nasentropfen. Das ist gar nicht zu unterschätzen, erstens erhöht es das Wohlbefinden, ich kriege besser Luft, man sollte sie nehmen, diese abschwellenden Tropfen oder Sprays, um eben auch einer Verkomplizierung dieses banalen Infekts vorzubeugen, nämlich der akuten Nasennebenhöhlenentzündung.

Mario D. Richardt: Aber nicht zu lange, habe ich gehört, soll man diese Sprays nehmen.

Dr. Christian Mozet: Richtig, nicht zu lange, denn diese abschwellenden Tropfen sind per se schleimhautschädlich. Die sorgen eben dafür, dass die Durchblutung der Schleimhaut reduziert wird, dadurch dass sich die Gefäße da deutlich verengen, was den abschwellenden Effekt macht, man gewöhnt sich natürlich auch relativ schnell daran, dass die Nasenatmung sich verbessert durch die Tropfen und eine Woche bis maximal 10 Tage darf man die einnehmen in regelmäßigen Abständen und sollte dann die abschwellenden Nasentropfen definitiv wieder weglassen, um sich da nicht zu einer schleimhautschädigenden Gefahr auszusetzen.

 Mario D. Richardt: Und meistens ist die Erkältung ja in diesem Zeitraum dann auch überstanden. Ich habe gelesen, dass in Europa rund 10 Prozent der Bevölkerung unter einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung leiden. Ist das schon so was wie eine Volkskrankheit?

Dr. Christian Mozet: Ja, das kann man schon so sehen, weil 10 Prozent der Bevölkerung ist wirklich eine riesige Quote und wir haben auch in unserer eigenen Praxis natürlich auch sehr, sehr, sehr viele Patienten mit der Diagnose chronische Nebenhöhlenentzündung, mit einem teilweise sehr langen Leidensweg, vielen Therapien und ja, das ist eine Volkskrankheit und es ist einfach so, dass mit zunehmendem Alter auch diese Inzidenz, also die Wahrscheinlichkeit steigt, dass vor allen Dingen, auch wenn Begleiterkrankungen vorhanden sind wie ein allergisches Asthma oder auch eine atopische Dermatitis, das sind quasi Hauterkrankungen oder ganz allgemein Allergien vorliegen, dass da die Quote an chronischen Nebenhöhlenpatienten oder Symptomen da auch deutlich steigt.

Da gibt es also quasi so einen Zusammenhang und da auch all die anderen Krankheiten am Steigen sind, sehen wir da auch wachsende Zahlen.

Woran bemerkt man eine Nasennebenhöhlenentzündung?

Dr. Christian Mozet: Also was ich eben vorhin schon mal gesagt habe, ist ganz wichtig. Die Dauer der Probleme muss viele Wochen anhalten, ja?

Also ein banaler Infekt mit einer Nebenhöhlenproblematik, die nach zwei Wochen wieder ausgeheilt ist, rechtfertigt eben nicht zu der Begrifflichkeit chronische Nebenhöhlenentzündung, aber wenn die ganze Sache über viele, viele Wochen und wir hatten hier als kritische Grenze ja 12 Wochen genannt, anhalten und ich ständig Probleme habe im Sinne von Druckbeschwerden über den Nebenhöhlen, chronisches Naselaufen, wobei es da auch immer wieder zum Schleimfluss aus der Nase aber vor allen Dingen auch über den Nasenrachen Richtung Schlund kommt, die Amerikaner sagen Postnasal-Drip dazu, wenn es zu anhaltender Schmerzsymptomatik kommt, wenn es zu einer anhaltenden Nasenbeatmungsbehinderung führt und vor allen Dingen und das ist wirklich ganz wichtig und ist auch ein sehr wegweisendes Symptom für das Vorliegen einer chronischen Nebenhöhlenentzündung, wenn es zu einer Riechstörung kommt, dann muss ich immer eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung denken und muss es diesbezüglich auch abklären.

Mario D. Richardt: Ja, vor allen Dingen auch nicht nur wegen des Essens und Trinkens, dass man das nicht mehr riechen kann, sondern es ist ja auch so ein Indikator für Gefahr, ne? Also wenn man auch den Rauch zum Beispiel nicht mehr riechen kann, dann wäre das wirklich fatal.

Dr. Christian Mozet: Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, denn das Riechvermögen oder das uneingeschränkte Riechen ist ein extrem hohes Gut, was wir erst dann richtig erfahren, wenn wir es eben nicht mehr haben. Das Riechen ist eines unserer ältesten Sinne, das ist ein Schutzsinn, der uns eben vor verdorbener Nahrung warnt, der uns warnt, wenn irgendwo Feuer brennt oder irgendwelche Gase in der Luft sind, das Riechen hat vielfältigste Aufgaben, auch die Partnersuche, wie Sie ja vielleicht wissen, ja?

Ist eng mit dem Riechen vergesellschaftet, also da gibt es Studien dazu, dass wir uns doch über unser Riechorgan und diesen Pheromonen, die dort ausgeschüttet werden, auch in der Partnersuche beeinflussen lassen, das ist ganz interessant und das Riechen ist ganz, ganz eng mit unserem limbischen System vergesellschaftet. Das ist quasi der Ort in unserem Gehirn, wo die Emotionen gespeichert sind und Sie wissen vielleicht selbst, über Gerüche lassen sich sehr leicht auch Emotionen beeinflussen, ja? Ich meine, wenn man nach Hause kommt und die Wohnung duftet nach Weihnachtsplätzchen, da legt sich einfach so ein herrliches, wohliges Gefühl ein oder wenn Sie sich an etwas erinnert fühlen, allein aus diesem Geruch heraus, wo Sie vielleicht gar nicht genau wissen, was war denn das, aber es vermittelt so eine Emotion.

So hat es vielleicht bei Ihren Großeltern im Vorratskeller gerochen oder an irgendeinem netten Ort hat es so ähnlich gerochen, also riechen und Emotionen ist auch ein ganz wichtigster Zusammenhang und riechen und Lebensqualität hängen unmittelbar zusammen.

Mario D. Richardt: Manche Patientinnen und Patienten haben ja zusätzlich noch das Problem, dass sie also auch noch Nasenpolypen bekommen. Was sind denn Nasenpolypen?

Was sind Nasenpolypen?

Dr. Christian Mozet: Ja, die Nasenpolypen sind häufig auch ein Kardinalsymptom der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung. Es ist im Prinzip, Sie müssen sich vorstellen, es gibt einen Schleimhautreiz bei der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung, der quasi zu einer Schleimhautwucherung führt und dann bilden sich wie so Schleimhaut Aussackungen richtig glasige Polypen, die natürlich dann zu einem mechanischen Hindernis auch in der Nase werden.

Das ist ein anatomisch sehr enger Raum, die Nasenhaupthöhle und die Nasennebenhöhlen und wenn dann dort durch chronische Vorgänge, die noch nicht restlos erforscht sind, was da genau passiert, wenn dann aber dort Polypen entstehen, also Schleimhautwucherungen, dann kommt es eben typischerweise zu den Symptomen, Druckgefühl, Nasenatmungsbehinderung, weil da einfach Volumen fehlt in der Nase durch diese Polypen, die raumfordernd sind und vor allen Dingen ja auch die Riechspalte wird eben durch Polypen verlegt und die Moleküle können dann nicht mehr ungehindert an den Riechfäden vorbeiströmen und da, so erklärt man sich quasi dann auch die begleitende Riechstörung, die dann resultiert.

Mario D. Richardt: Wie häufig kommt denn das vor, dass man zusätzlich noch diese Nasenpolypen bekommt? Das ist ja nicht immer so.

Dr. Christian Mozet: Das ist nicht immer so und man differenziert auch in der Literatur genau zwischen der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung mit und ohne Nasenpolypen. Es kommt sehr, sehr, sehr häufig vor, weil eben diese chronische Entzündung zu Polypenbildung führt und auch im CT oder in der Nasenendoskopie suchen wir ganz explizit nach dieser polypösen Bildung von Schleimhaut.

Es ist quasi bei sehr, sehr, sehr vielen, aber nicht bei allen chronischen Nebenhöhlenentzündungen einfach obligat dabei. Aber es gibt auch Schleimhautschwellungen ohne diese charakteristische Polypenbildung, die auch als chronische Nasennebenhöhlenentzündung zu werten ist.

Mario D. Richardt: Dann ist also die Untersuchungsmethode, haben Sie gerade schon angedeutet, auf jeden Fall CT?

Dr. Christian Mozet: Ja, die Patienten kommen ja zu uns in die HNO-Praxis, da gibt es viele, wir fragen also die Anamnese, das Unterhalten mit dem Patienten, das Schildern der Krankheitsgeschichte ist ja schon wegweisend. Der Patient muss also viele Wochen Beschwerden haben, vielleicht hatte er anfänglich einfach einen banalen Infekt, der aber in Anführungszeichen nie abklang und dann berichtet der Patient ja typischerweise über diese Symptome, Nasenatmungsbehinderung, Riechstörungen, Nasenfluss, dumpfe, chronische Schmerzen und natürlich würde ich erst mal die Nase genauer angucken können und wir haben auch schöne Endoskope auch bei uns und dann können wir die Nase von innen uns betrachten und ein Kardinalsymptom ist natürlich schon diese Polypenbildung.

Das sehe ich schon relativ früh, vor allen Dingen dann, wenn die Polypen ihre eigentlichen Ursprungsorte, also die Nebenhöhlen schon verlassen haben und bis in die Nasenhaupthöhle hineinfallen, wenn Sie so wollen, ja?

Die sind dann quasi gestielt, Ausgangsort ist die Nebenhöhle, aber die sind gestielt bis in der Nasenhaupthöhle sichtbar und das kann ich schon im relativ einfachen Untersuchungsgang hier bei uns in der HNO-Praxis endoskopisch erkennen. Wenn ich dann aber genau wissen will wie groß die Ausprägung ist und welche Nasennebenhöhlen wirklich betroffen sind, da würde ich mich jetzt nicht mehr auf einen Ultraschall oder ein konventionelles Röntgen beruhen, sondern ich würde wirklich ein CT der Nasennebenhöhlen durchführen. Das ist der Goldstandard für die Diagnostik.

Mario D. Richardt: Möchte ich nicht haben, will keiner haben, aber es gibt zum Glück gute Behandlungsmöglichkeiten. Was machen Sie denn dagegen, Dr. Mozet?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Dr. Christian Mozet: Ja, wenn ein Patient diese Symptome aufweist, in der Diagnostik, auch eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, ja diagnostiziert bekommen hat, dann wird man natürlich erst mal versuchen sogenannte konservative Therapiemaßnahmen auszuschöpfen, also die Nasenpflege steht da im Vordergrund, es gibt mittlerweile sogar Studien dafür oder Leitlinienempfehlungen dafür, dass Salzspülungen der Nase einen guten Effekt haben sollen, dieses Reinigen der Nase und vor allen Dingen die lokalantientzündlichen Maßnahmen mit Hilfe von Kortisonsprays sind eigentlich absoluter Standard in der Therapie, zumindest am Anfang.

Bei ganz ausgeprägten Befunden kann man dieses kortisonhaltige Nasenspray dann auch mal zusätzlich durch eine systemische Kortisontherapie ergänzen. Kurzzeitig, das heißt der Patient bekommt dann auch eine Tabletten-Stoßkur, da sieht man relativ häufig und sehr schnell Effekte, darunter schmelzen die Polypen fast weg wie Butter in der Sonne, Patient ist zufrieden und nach zwei Wochen siehe da, wachsen die Polypen wieder munter weiter. Das ist leider der Alltag und es ist eben keine Dauerlösung. Erstens kann man nicht dauerhaft Kortison als Tablettenform in hoher Dosis einnehmen und B, es ist eben auch nur eine Momentum-Therapie, man wird damit sicher keinen dauerhaften durchschlagenden Erfolg haben.

Mario D. Richardt: Also wenn man Glück hat, dann reicht vielleicht ein Nasenspray oder Nasenspülungen oder eben auch Kortison. Was ist, wenn man Pech hat?

Dr. Christian Mozet: Ja, wenn man Pech hat und das betrifft leider auch viele, dann reichen eben die konservativen Maßnahmen nicht aus. Das Kortison Nasenspray schafft es eben nicht ein Vollbild einer chronisch polypösen Nasennebenhöhlenentzündung vollkommen zu eliminieren, sage ich und dann müssen wir nachhelfen und die Nachhilfe ist eine Operation.

Das ist ein Eingriff, der natürlich sehr routiniert in den HNO-Kliniken durchgeführt wird, ein Eingriff, der durch die Nase passiert, allerdings als Narkoseeingriff mit Hilfe von Endoskopen und kleinen Instrumenten kann man dort natürlich sehr genau diese Polypen abtragen, man kann die Nasennebenhöhlen in Anführungszeichen befreien von diesen Schleimhautwucherungen und Polypen, man kann die Nasendurchgängigkeit deutlich verbessern, teilweise auch mit einer Nasenscheidewandkorrektur kombinieren und man sorgt eben dafür, dass wieder Platz in der Nase und in den Nasennebenhöhlen ist und dass auch die Belüftung der Nasennebenhöhlen eben langfristig wieder funktioniert und nach einer gewissen Ausheilungsphase hat der Patient dann hoffentlich viele, viele Monate Ruhe aber Sie hören, ich bin da vorsichtig in meiner Formulierung.

Mario D. Richardt: Ja, denn wenn alles nichts hilft, dann gibt es trotzdem für Betroffene noch ein Licht am Ende des Tunnels, es gibt neue Therapieoptionen. Was ist damit gemeint?

Dr. Christian Mozet: Es gibt Gott sei Dank neue Therapieoptionen, denn unser Alltag bei diesen Patienten ist doch manchmal frustrierend. Patienten werden nämlich nicht nur ein, zwei oder dreimal operiert, in ihrem Leben, ich habe eigene Patienten, die ich selber schon 10 oder 12 Mal operieren musste, aus Mangel an Alternativen.

Mario D. Richardt: Wow.

Dr. Christian Mozet: Es ist nämlich so, dass diese Erkrankung zu rezidiven, also zum Wiederauftreten neigt. Man kennt die Zusammenhänge nicht 100-prozentig. Man weiß, dass gerade bei Allergikern, bei Asthmatikern und bei Menschen mit Schmerzmittelunverträglichkeit, dass gerade bei diesen Menschen die Polypen sehr, sehr, sehr schnell und eben häufig nachwachsen trotz Operation.

Und wenn Sie sich die Daten in der Literatur angucken, das im Prinzip die Rezidivraten, also das Wiederauftreten bereits nach wenigen Monaten schon sehr hoch ist und praktisch alle Patienten irgendwann mindestens ein zweites Mal operiert werden müssen, dann ist dass natürlich schon frustrierend und die Operation wird nicht einfacher, die Anatomie ist hochkomplex, das Auge ist nah, die Schädelbasis ist nah, man kann bei der Operation auch Schaden machen und viel kaputt machen, deswegen irgendwann sind wir an unseren Grenzen und wir sind heilfroh, dass es eben neue Therapieoptionen gibt und die gibt es.

Das sind sogenannte Biologiker und diese Biologiker sind, das muss ich auch aus eigener Erfahrung sagen, sehr, sehr segensreich, denn bei den verzweifelten Fällen, wo eine nochmalige Operation nicht sinnvoll erscheint oder vielleicht sogar unmöglich ist, würden wir diese Medikamente einsetzen.

Sie müssen sich vorstellen, das natürlich der Forschungsstand weit fortgeschritten ist, wir wissen heutzutage viel genauer, was an Entzündungsprozessen in der Zelle abläuft, was auch diese chronische Entzündung dann triggert und diese Biologiker setzen eben genau an der Wurzel des Übels an und Antikörper können genau die Mediatoren, also die Trigger der Entzündung blockieren, sodass quasi eine kausale Therapie der chronischen Entzündung und Polypenbildung damit bekämpft oder durchgeführt werden kann und das ist sehr, sehr hilfreich.

Mario D. Richardt: Wie oft setzen Sie bei sich in der Praxis Biologiker ein?

Dr. Christian Mozet: Sehr, sehr regelmäßig. Wir haben viele Patienten, die eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben, bei den wir als HNO-Chirurgen keine neuerliche operative Therapie als sinnvoll erachten und genau für diesen relativ verzweifelten Anteil an chronischen Nebenhöhlenpatienten setzen wir Biologiker ein und wir sind in der glücklichen Lage, dass wir viele eigene Patienten in unserem Patientenstamm haben, die wir auch selber nach betreuen, die wir beobachten und wir sehen gerade bei diesen Patienten auch hervorragende Erfolge.

Mario D. Richardt: Wie zeigen sich diese Erfolge?

Dr. Christian Mozet: Man kann quasi zusehen, wie die Polypen, die wieder gewachsen sind, wegschmelzen unter der Therapie und es ist nicht so wie bei der Kortisontherapie als Tablettenform, dass sobald abgesetzt wird, wieder wächst. Das ist eine Dauertherapie, die dauerhaft zu einer ja, Polypenreduktion bis zum vollkommenen Verschwinden der Polypen führt und der Patient natürlich im wahrsten Sinne aufatmen kann, weil er hat wieder eine sehr, sehr stark verbesserte Nasenatmungsfähigkeit und was er immer wieder berichtet, dass sogar das Riechvermögen zurückgekehrt ist, weil, wie ich vorhin schon erklärt habe, auch Polypen im Bereich der Riechspalte wegschmelzen, Moleküle wieder in den Riechfäden vorbeiströmen können und der Patient als einen absoluten Gewinn seiner Lebensqualität ansieht, wenn das Riechvermögen und damit natürlich auch das Schmecken zurückgekehrt. Das sind teilweise Sinneseindrücke, die er seit Jahren nicht mehr hatte und die Patienten, die wir hier beobachten, sind sehr, sehr, sehr zufrieden.

Mario D. Richardt: Das klingt nach einer langen Leidenszeit und wirklich als Segen möchte ich sagen, ne?

Dr. Christian Mozet: Das kann ich absolut so unterstützen, Sie wissen selber, dass chirurgisch tätige Ärzte vielleicht gegenüber ganz neuen Therapien, die vielleicht sogar chirurgische Intervention ersetzen sollen, immer skeptisch gegenüber sind und das, denke ich, auch berechtigt, aber hier wird eine Nische bedient, eine Subgruppe von Patienten, die wirklich verzweifelt sind, wo auch wir als Chirurgen sagen nein, wir möchten nicht das sechste, achte oder zehnte Mal operieren, weil es den Patienten unnötig gefährdet und wenn man den Patienten gut auswählt, dann ist das ein absoluter Segen.

Mario D. Richardt: Die Polypen können sich also tatsächlich komplett zurückbilden?

Dr. Christian Mozet: Ja, das habe ich selbst beobachten können und das ist auch konform mit den Beobachtungen aller Kollegen, die das anwenden. Polypen können sich komplett zurückbilden.

Mario D. Richardt: Also wer sich da angesprochen fühlt, schon lange diese Probleme hat, aber seine chronische Nasennebenhöhlenentzündung bisher vielleicht so ein bisschen auf die leichte Schulter genommen hat, sollte sich dann beim HNO-Arzt seines Vertrauens melden, weil es eben was ganz Neues gibt.

Dr. Christian Mozet: Das würde ich so unterschreiben, würde ich dafür plädieren. Es gibt für alles im Leben eine Lösung.

Mario D. Richardt: Das war wieder sehr aufschlussreich heute, Dr. Mozet, vielen Dank.

Dr. Christian Mozet: Ich danke Ihnen.

Mario D. Richardt: Und Ihnen Dankeschön fürs einschalten. Die nächste Folge kernig & gesund hören Sie wie gewohnt ab kommendem Mittwoch, da geht es dann mit Professor Dr. Ulrich Laufs um das Thema Herzschwäche. Alle Folgen finden Sie auf kernig-und-gesund.de und auf allen guten Podcast Plattformen, sowie auf Ihren smarten Lautsprechern von Amazon oder Google. Tschüss und machen Sie es gut.