Insektenstiche – Vorbeugung, Behandlung & Gefahren

Man sitzt abends schön beim Grillen, trifft Freunde im Park oder ist im Urlaub. Da stören immer diese kleinen Tierchen die Ruhe. Mücken, Wespen oder auch Zecken – wie wappnet man sich am besten gegen sie, wann sollte man dringend den Arzt aufsuchen und wie behandelt sie bestenfalls. Das erklärt Dr. Alice Martin in dieser Folge.

Expertin: Dr. Alice Martin, Dermatologin in Weiterbildung

Martin, Alice, Derma

Dr. Alice Martin

Dermatologin in Weiterbildung & Unternehmerin

Nach ihrem Studium der Humanmedizin von 2011 bis 2017 befindet sich Dr. Alice Martin in Weiterbildung zur Dermatologin. Sie gründete bereits zwei Unternehmen und lehrt an der FOM im Fach „Medizinische Theorie und Terminologie“.

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Transkript der Folge Insektenstiche – Vorbeugung, Behandlung & Gefahren

Der Sommer ist da und mit ihm auch einiges an Insekten, die manchmal lästig sein können, nämlich dann, wenn sie stechen. Heute geht es um Stiche von Mücken, Wespen, Zecken und Co..

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Guten Tag und willkommen bei „kernig & gesund“! Mein Name ist Mario D. Richardt und ich bespreche jede Woche mit Fachärzten und Experten ein Gesundheitsthema. Für das Thema Insektenstiche ist wieder eine junge Ärztin aus Düsseldorf bei mir zu Gast.

Neben ihrer Facharztausbildung zur Dermatologin ist sie auch noch Dozentin und hat mit Hautarzt-Kolleginnen und Kollegen die Hautarzt-App dermanostic erfunden. Dr. Alice Martin, schön guten Tag!

Alice Martin: Ich freue mich hier zu sein.

Mario D. Richardt: Ich freue mich auch. Wie viele Insektenstiche bekommst du denn so im Jahr ab?

Alice Martin: Da können wir gerne unterteilen, wenn ich Dienste hatte, dann waren das extrem viele Insektenstiche, die ich behandelt oder gesehen habe. Selber Insektenstiche, ach, ich würde sagen, im Sommer sind es vielleicht so eine Handvoll.

Ich schütze mich auch extrem gut, gerade vor Mücken. Ich kenne da so die Tipps und Tricks, von daher ist das für mich weniger ein Thema persönlich. Und über diese Tipps und Tricks werden wir gleich nochmal sprechen. Ich habe relativ viel Glück, Wespen und Bienen trauen sich an mich irgendwie nicht ran.

Aber letztes Jahr habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft gemacht mit der Kriebelmücke, zum allerersten Mal. Es ist ein ganz ekelhaftes Biest, da gibt’s Riesenquaddeln, das ganze Bein war quasi eine einzige Quaddel und juckt fürchterlich. Warum reagiert man denn so stark bei der Kriebelmücke?

Alice Martin: Man kann sich das so vorstellen, in dem Moment, wo der Stich stattfindet, versuchen die Mücken, oder egal, ob es jetzt die Mücke ist oder nehmen wir auch die Zecke, Blut zu saugen. Und Blut gerinnt, und damit das nicht gerinnt, spritzen die etwas hinein und wir reagieren darauf.

Also das ist eine allergische Reaktion, der Körper reagiert darauf, und die einen reagieren stärker, also von Natur aus, bei den anderen ist es schwächer. Und dann gibt es natürlich, man nennt das Hochallergen, also dass manche Stoffe eine hohe Allergie, also allergische Reaktion auslösen bei fast egal wem.

Und das kennt man natürlich auch, und das ist eben der Fall bei dir gewesen.

Führen beißende Insekten zu größeren Hautverletzungen als stechende?

Mario D. Richardt: Es gibt stechende, es gibt beißende Insekten, hast du grad gesagt. Beißen klingt immer gleichzeitig nach einer größeren Hautverletzung. Ist das automatisch auch immer schlimmer?

Alice Martin: Nein. Das ist nicht schlimm, es ist einfach eine andere Art und Weise, um in die Haut reinzukommen, weil unsere Haut schützt uns normalerweise. Da gibt es auch das bekannte Beispiel Zeckenbiss, aber es heißt eigentlich gar nicht Biss medizinisch oder wissenschaftlich, sondern es ist ein Zeckenstich.

Und wenn man es ganz genau nimmt, dann wird ein Riss in die Haut gemacht und dann bohrt sie sich hinein. Es ist eigentlich nur der Unterschied, wie mein Saug– oder Beißapparat da ist, die Reaktion ist aber meistens nicht darauf zurückzuführen.

Mario D. Richardt: Es gibt auch so bunte Tabellen im Internet, in der sind Insektenstiche und Bisse verglichen. Die heftigsten Auswirkungen in Sachen Rötung, Schwellung, Schmerz und Juckreiz gibt es von der Bremse. Warum ist das so?

Empfehlung bei einem Insektenstich

Alice Martin: Die Bremse, das ist das klassische Beispiel, tut auch beim Saugakt extrem weh. Und man schafft es gar nicht, sie zu entfernen. Also bis sie nicht fertig sich ernährt hat, kann man die kaum abwimmeln. Und das ist ein so starker Kontakt zur Haut, dass man das tatsächlich fast nicht unterbinden kann.

Das, was die hineinspritzen, ist eben hochallergen, und deswegen reagieren wir auch unter anderem Schmerzen und Juckreiz daran. Und das hält auch länger an als zum Beispiel bei einer Mücke.

Und was auch noch ein Tipp oder Trick ist: Wenn man von Mücken zum Beispiel gestochen wird, dann kann man direkt im Anschluss Hitze anwenden, das denaturiert verändert die Proteine, die dort auch hineingespritzt worden sind, damit sind sie nicht mehr so richtig aktiv und unschädlich und meine Immunreaktion fällt niedriger aus.

Mario D. Richardt: Also mal einen Bunsenbrenner draufhalten?

Alice Martin: Es gibt extra, ach, ich weiß grad nicht den Namen, aber das kann man drauf tun, hat so kleine Stöße mit elektrischem Impuls, das macht eine Hitzereaktion und dann hat man meistens keine Symptome mehr.

Präventivmaßnahmen

Mario D. Richardt: Jeder vierte reagiert allergisch auf Insektenstiche, aber auch für jeden anderen, der nicht allergisch reagiert, ist so ein Stich sehr nervig. Wie kann man sich denn präventiv schützen?

Alice Martin: Da gibt es die Möglichkeit zum einen zu gucken, wo befinde ich mich. Also gerade, wenn ich zum Beispiel in der Nähe eines Teiches bin, die Mücken sind dämmerungsaktiv, sowohl morgens als auch abends, und da besonders sollte ich die Zone meiden.

Wenn ich denn dahingehe, dann am besten mich komplett einkleiden und lange Kleidung und am besten auch nicht zu dünn, weil die können auch hindurchstechen. Viele denken, ach, ich trage jetzt einfach mal ein kleines dünnes Oberteil, da kommen sie nicht durch. Falsch gedacht! Dann sieht man später, ah, sie haben es doch geschafft.

Und von den Farben her, also nicht zu anziehend grell. Und der Duft ist natürlich noch so eine Sache. Wenn wir schwitzen, dann ist das eben auch ein Botenstoff, das lockt dann die Mücken auch noch mehr an und die kriegen das mit, ah okay, oder auch Körperwärme, klar.

Das sind so die Tipps und Tricks. Ich sprühe, also ich war in Afrika zum Beispiel, da habe ich meine Kleidung aktiv auch eingesprüht. Da gibt es Antimückensprays für Kleidung und ich hatte, glaube ich, in drei Wochen nur einen einzigen Stich.

Mario D. Richardt: Der Nachteil ist, man stinkt dann halt.

Alice Martin: Ja, das ist der Nachteil. Ich sag immer, alles hat einen Preis.

Mario D. Richardt: Du sagtest, Schweiß zieht jetzt Mücken magisch an, das heißt, im besten Falle, also, bevor man abends noch mal ins Restaurant geht, dann wirklich duschen gehen und möglichst kein Parfüm.

Was ist mit Parfüm?

Alice Martin: Das kann man gar nicht so ganz pauschal sagen mit dem Parfüm. Es kommt drauf an. Ich würde sagen, wenn man sich ganz normal geduscht hat und wenn man jetzt dann lange Kleidung trägt, kann man auch ein Parfüm auf die Kleidung auftragen.

Weil selbst, wenn sie kämen, habe ich meine Kleidung, die mich schützt.

Mario D. Richardt: Allerdings sollen Wespen magisch von Parfüm angezogen werden, weil die denken, ach, das ist aber eine schöne große Blume.

Alice Martin: Ja, genau! Alles, was so süßlich riecht, das ist natürlich ein großes Problem. Und auch, was bei den Tieren hilft oder andersrum, bei den Mücken ist es eigentlich egal, aber bei den Wespen, wenn man sie aggressiv macht, sich zu viel bewegt und sie verscheucht, dann ist die Gefahr höher, dass sie eben dann einen stechen.

Und diese Stiche sind auch extrem schmerzhaft und dauern auch lange, bis sie komplett verheilen beziehungsweise man keinen Juckreiz mehr hat.

Mario D. Richardt: Also auf der Sommerwiese oder am Strand kein Parfüm im besten Fall und nicht aggressiv auf die Wespen reagieren. Wobei mir zum Beispiel aufgefallen ist, dass Bienen extrem lieb sind.

Es sind wirklich nur diese bösartigen biestigen Viecher von Wespen, die dann wirklich aktiv ankommen und rumstänkern wollen.

Alice Martin: Genau! Und da auch immer die Schuhe am besten anziehen, wenn man auf Wiesen geht, die vor allem nicht gemäht sind. Weil da sind noch kleine Blümchen drauf und auch Bienen sind gelegentlich dort zu finden, dann erschrecken die sich.

Man will es gar nicht, und sie piksen beziehungsweise sie stechen dann zu und dann hat man das Desaster.

Mario D. Richardt: Von der Sommerwiese noch mal kurz zurück in die Nacht. Du sagtest, Schweiß zieht Mücken magisch an. Aber ich habe irgendwo auch mal gelesen mit meinen Laienaugen, dass auch der Atem Mücken anzieht.

Alice Martin: Es ist so: Die Mücken reagieren auf Reize und was kann sie reizen? Wenn wir jetzt einen Schrank haben, der sendet nichts aus. So ein Mensch hat Duftstoffe, hat Wärme, bewegt sich, manchmal ist Licht in der Nähe. Und das ist das, worauf sie reagieren.

Deswegen, es liegt auch ein Trigger-Faktor, dass sie sich da in der Nähe gerne aufhalten. Außer man zündet eine Kerze an, die extra gegen Mücken geht, dann ist das natürlich eine andere Situation. Und alles, was wir an Bewegung und Reaktion machen, darauf reagieren sie.

Mario D. Richardt: Gibt es denn ein, sag ich jetzt mal, Insektenspray, das man bei Mücken nimmt, aber was gleichzeitig auch gegen alles andere hilft, also auch gegen Zecken oder Wespen oder Bremsen?

Alice Martin: Ja, es gibt Universalsprays, wobei ich sagen muss, wenn ich jetzt an Zecken denke, Zecken, da ist der Mechanismus noch mal ein bisschen anders. Dann brauche ich wirklich lange Kleidung und sollte immer gucken, nicht, dass die an mir hochkrabbeln.

Und natürlich verfliegt dieses Spray. Also der hält jetzt auch nicht drei Monate, wenn ich das einmal benutzt habe, sondern das ist schon, ich brauche eine regelmäßige Achtsamkeit.

Mario D. Richardt: Aber hoffentlich drei Stunden, wenn man mal unterwegs ist.

Alice Martin: Ja, das auf jeden Fall.

Mario D. Richardt: Kann denn so ein Spray dem Körper schaden?

Alice Martin: Zum Teil ja. Also auch hier, ich habe einmal gesagt, die Dosis macht das Gift. Das sind natürlich extra auch Stoffe, die stärker wirken. Es gab auch einige Sprays, die werden nicht mehr verkauft, weil die Inhaltsstoffe zu aggressiv sind und wenn man das auf der Haut hat, dann wirkt das stark reizend und man kann eine lokale Hautirritation und Entzündung haben.

Gleichzeitig sorgen aber diese Inhaltsstoffe auch dafür, dass natürlich die Insekten entweder versterben oder abgeschreckt werden. Und deswegen, ich würde immer empfehlen, auf die Kleidung zu sprühen und nicht auf die Haut direkt, dann leidet die Haut nicht darunter.

Und gerade, es kommt jetzt ein bisschen drauf an, wir haben einige Monate, da geht’s richtig los, aber auch da, Fenster vielleicht manchmal einfach zumachen oder Gitterfenster gibt es, dann schade ich meinem Körper auch nicht so viel.

Werden Menschen mit süßem Blut eher gestochen?

Mario D. Richardt: Es gibt Menschen, die werden quasi rund um die Uhr gestochen im Sommer, die sehen dann aus wie ein Streuselkuchen. Und es gibt Menschen, an denen fliegt jede Mücke vorbei, die wollen nichts mit denen zu tun haben.

Woran liegt das? Denn es gibt diesen Ausspruch, ich habe süßes Blut. Der ist Quatsch, oder?

Alice Martin: Die riechen nicht das Blut, sondern das ist tatsächlich der Körperduft, der sich von Mensch zu Mensch unterscheidet. Und einige haben eben einen spezifischeren Duft, der für Insekten anlockender ist, so kann man sich das vorstellen.

Und natürlich heißt das nicht, dass ich das als Mensch auch zwingend riechen muss, sondern ich kenne das auch, manchmal, je nachdem, neben wem ich lag früher in der Kindheit, wurde ich mehr gestochen. Und dann weiß ich noch, war ich mit meiner anderen Schwester, und da wurde sie mehr gestochen.

Also das ist tatsächlich, wer ist neben mir, wer riecht besser als ich für die Insekten.

Was passiert bei einem Insektenstich im Körper?

Mario D. Richardt: Du hast es vorhin kurz schon mal angedeutet, was passiert denn genau im Körper, wenn die Mücke zusticht? Sie haut quasi ihren Rüssel da hinein und was passiert da genau?

Alice Martin: Erst einmal sendet sie aus ihrem Körper oder injiziert, also spritzt einmal etwas Blutverdünnendes hinein. Denn ansonsten würde ihr Rüssel verstopfen, weil das Blut gerinnt. Und das, was sie reinspritzt, verursacht dann lokal eine Histamin-Ausschüttung.

Histamin ist ein Botenstoff, der Juckreiz verursacht, und Histamin verursacht gleichzeitig eine Erweiterung der Blutgefäße, deswegen wird es rot, wo gestochen worden ist, und verursacht eine bessere Durchlässigkeit der Zellen. Deswegen dringt mehr Flüssigkeit ein und es wird dick. Das sind die zwei Mechanismen. Wenn mein Körper auf dieses Allergen sehr stark reagiert, schüttet es sehr viel Histamin aus.

Und deswegen, je mehr Histamin ich habe, umso mehr Gefäße erweitern sich, umso größer wird die Schwellung. Und im schlimmsten Fall kann es zum Beispiel auch bei einer Wespe zu einem anaphylaktischen Schock kommen, weil mein ganzer Körper darauf reagiert, plötzlich schwillt die Luftröhre zu, ich kriege Schmerzen und ein Druckgefühl auf der Brust. Das ist natürlich lebensgefährlich, man braucht dann auch direkt einen Arzt.

Mario D. Richardt: Aber auch ein Mückenstich kann sehr gefährlich sein, nämlich dann, wenn es eine Blutvergiftung wird. Wie holt man sich die?

Alice Martin: Ja, das kann passieren, wenn ich einfach kratze und von außen Bakterien in diese Wunde hineingelangen.

Das hat dann gar nichts mit dem Mückenstich, also dass die Mücke mir bestimmte Bakterien überträgt, zu tun, sondern der Stich verursacht dann diese kleine Hautreizung, ich kratze, ich kratze es mir auf, Bakterien kommen rein und die Bakterien verursachen dann die Blutvergiftung.

Man muss aber ganz klar sagen, viele denken, Mensch, es ist eine Blutvergiftung, aber in Wirklichkeit ist es einfach nur eine lokale Entzündung, also eine Wundrose, die zum Beispiel entstehen kann, Erysipel. Dann nehme ich einfach Antibiotika und das verschwindet wieder.

Mario D. Richardt: Anders als bei einer Mücke ist es natürlich bei Wespen, Bienen oder Hornissen. Das juckt nicht nur, sondern tut auch wahnsinnig weh. Was kann man denn tun, wenn man gestochen wurde?

Alice Martin: Als allererstes sollte man gucken, dass man alles entfernt. Wenn ich zum Beispiel den Stachel noch drin habe, dass der …

Mario D. Richardt: Von der Biene.

Alice Martin: … genau, oder gilt auch bei einem Zeckenstich, dass die Zecke entfernt wird. Dann eine Desinfektion, damit ich eben keine lokale Infektion habe, kühlen, dadurch habe ich einen abschwellenden Effekt im Gewebe.

Und man kann gucken, Cortison-haltige Präparate oder Präparate, Fenistil zum Beispiel, die Antihistaminika haben, also gegen Histamin gerichtet sind, die helfen auch. Und wenn der Juckreiz ganz stark ist, helfen auch Antihistaminika in Form von Tabletten.

Ich nehme da immer Loratadin, das ist rezeptfrei, kann man in der Apotheke kriegen, nimmt man eine Tablette und der Juckreiz wird auch etwas besser.

Mario D. Richardt: Also nach dem Stich dann direkt eine Tablette einwerfen?

Alice Martin: Nur, wenn der Juckreiz quälend ist, dann würde ich das machen. Vorher immer nur lokal behandeln.

Wie merkt man denn, dass man auf Insektenstiche allergisch reagiert?

Mario D. Richardt: Wie merkt man denn, dass man auf Insektenstiche allergisch reagiert?

Alice Martin: Eine lokale Reaktion ist normal. Allergisch bedeutet, dass ich übermäßig reagiere. Und ich nehme den Vergleich Brennnesseln, kennt jeder, das ist eine lokale Reaktion.

Wenn es jetzt aber anfängt, ganz rot und heiß zu werden, wenn es richtig anschwillt, das ist schon eine lokale allergische Reaktion, die sich natürlich nicht nur über die Extremität, sondern bis hin theoretisch zum ganzen Körper ziehen kann in Form von einem anaphylaktischen Schock.

Mario D. Richardt: Was muss man machen, wenn man merkt, das ist ein anaphylaktischer Schock oder das geratet jetzt aus den Fugen die Reaktion?

Alice Martin: Sofort in die Notaufnahme! Das heißt, ein anaphylaktischer Schock, also Luftnot, Druck auf der Brust, dass plötzlich der Blutdruck in den Keller sinkt, dass man anfängt ohnmächtig zu werden oder auch dass die ganze Haut plötzlich dann zusätzlich rot wird, bitte sofort jemanden kontaktieren oder selber ins Krankenhaus oder Rettungsdienst kommen lassen.

Und dann kriegt man dort, je nachdem wie ausgeprägt das ist, über die Vene Cortison-haltige Präparate, Antihistaminika, und im schlimmsten Fall auch Adrenalin.

Mario D. Richardt: Dann gibt’s auch, hatte ich zum Glück noch nie, aber ich habe schon davon gehört, es gibt auch Flohbisse und Bettwanzen. Was muss man da beachten?

Alice Martin: Die sind gar nicht so selten, und häufig, wenn man im Urlaub unterwegs ist oder im Hotelzimmer. Die sehen anders aus. Also erst einmal sind sie gepaart gruppiert und über den ganzen Körper verteilt.

Das ist bei, nehmen wir jetzt mal einem Wespen- oder Bienenstich nicht der Fall. Und bei Mücken, das Aussehen ist auch ein bisschen anders. Diese kleine Gruppierung, die kann auch immer wieder aufflammen und röten, gerade bei Bettwanzen, wenn die woanders wieder beißen. Wie so ein Dreierbiss sieht das aus, so ganz charakteristisch.

Und sehr tricky, das juckt auch, es kann am ganzen Körper sein. Wenn man sie dann mit im Koffer nimmt, kann man sie auch mit nach Hause transportieren, und dann sollte man gerade bei Bettwanzen ganz radikal sein, alles waschen, am besten auch so einen Matratzenschoner kaufen, damit sie nicht sich in oder um die Matratze herum verstecken. Und dann ordentlich lokal behandeln und hoffen, dass die verschwinden die Biester.

Mario D. Richardt: Und hoffentlich nicht mit nach Hause schleppen, wenn man sie sich im Urlaub geholt hat.

Alice Martin: Richtig!

Was macht die Zecke so gefährlich?

Mario D. Richardt: Weiter geht‘s bei „kernig & gesund“ mit Dr. Alice Martin.

Und bei uns geht es heute um Insektenstiche. Wir haben noch nicht ausführlich über die Zecken gesprochen, kurz vorhin mal angedeutet. Wie arbeitet sich denn eine Zecke durch die Haut?

Alice Martin: Die Zecke macht einen Stich und keinen Biss, auch wenn man das so bezeichnet. Die Zecke macht sozusagen einen kleinen Riss oder Ritz in der Haut und geht dann mit ihrem Apparat hinein und saugt das Blut, bis sie komplett voll ist und dann fällt sie erst ab.

Und gerade bei den Zecken ist das große Thema Borreliose, wovor man Angst hat, oder FSME. Das sind Erreger, die in der Zecke leben. Nicht jede Zecke ist infiziert, aber wenn sie infiziert ist, kann sie die übertragen im Rahmen der Blutentnahme.

Und je länger der Kontakt zwischen der Zecke und der Haut besteht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, wenn sie infiziert ist, dass diese Erreger eben in den Körper eindringen und dann diese Erkrankung dort stattfindet.

Mario D. Richardt: Gegen FSME kann man sich zum Glück impfen lassen, gegen Borreliose leider nicht. Wie erkennt man, dass es jetzt doch eine Borreliose werden könnte?

Alice Martin: Die Borreliose ist in drei Stadien zu unterteilen und das Stadium 1 kriegen die meisten noch mit: Das ist um den Stich herum eine lokale Rötung. Man nennt das auch Wanderröte, Erythema chronicum migrans.

Das ist kreisförmig, zentral ablassend und es wächst immer weiter dieser Kreis. Wenn man das feststellt, sollte man einfach zum Hautarzt gehen. Der verschreibt eine Antibiotika-Therapie und damit hat man das Thema dann auch vom Tisch. Wenn das nicht stattfindet, dann geht man in die nächsten Stadien.

Und was eben gefährlich ist, man kann so allgemeine Symptome haben wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Muskelschmerzen, dass man Gelenkschmerzen entwickelt, bis hin zu der sogenannten Neuroborreliose. Also das bedeutet, dass das zentrale Nervensystem mitbeteiligt ist. Und es gibt auch an der Haut Manifestationen.

Unter anderem, dass die Haut, dass man einen Gewebeschwund erleidet, insbesondere an den Unterschenkeln. Das ist sehr selten, aber wenn man das feststellt, ist man schon sehr fortgeschritten. Man behandelt ebenfalls mit Antibiotika. Aber natürlich auch hier gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge.

Mario D. Richardt: Meistens ist es so, dass die Zecke erst mal so ein bisschen am Körper rumwandert und sich eine gute Stelle sucht, wo sie zuschlagen kann. Wie holt man sie aber wieder raus, wenn sie zugeschlagen hat? Da gibt’s auch wieder diese Diskussionen: Soll man drehen? Soll man ziehen? Wie macht man es?

Alice Martin: Ja, da scheiden sich die Geister. Eigentlich ist es so, dass man gar nicht drehen braucht, – ich kenne das auch noch von ganz, ganz früher – sondern man versucht, es gibt extra so Zeckenpinzetten oder auch Zeckenkarten, da geht man einmal rein und zieht einfach die Zecke raus.

Und viele haben Angst, wenn der Kopf drinbleibt, fangen an zu pulen et cetera. Da reicht es, lokal zu desinfizieren, meistens wächst das einfach raus.

Mario D. Richardt: Und drehen deshalb nicht, sie hat ja kein Schraubgewinde.

Alice Martin: Genau!

Mario D. Richardt: Vielen Dank, Dr. Alice Martin, bis zum nächsten Mal!

Alice Martin: Danke schön!

Mario D. Richardt: Und Ihnen vielen Dank fürs Zuhören! Die nächste Folge „kernig & gesund“ gibt es schon am nächsten Mittwoch. Dann geht es um Schlafapnoe, dann spreche ich mit Privatdozent Dr. Miloš Fischer.

Alle Folgen „kernig & gesund“ hören Sie überall dort, wo es gute Podcasts gibt, zum Beispiel auf Spotify, Apple, Google, Amazon Music, Podimo, Deezer und, und, und, und, und. Bis zum nächsten Mal! Tschüss!

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