Nierenprobleme – Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten

Die Nieren tragen zu Entgiftung des Körpers bei. Sie filtern bis zu 300 mal täglich das Blut des Körpers und regulieren außerdem dessen Wasser- und Salzhaushalt. Wie kann man eigentlich feststellen, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten? Was steckt hinter den Nierenwerten und wie viel Wasser am Tag sollte man trinken? Hören Sie rein in diese spannende Folge über die Nieren.

Experte: Prof. Dr. Tom Lindner, Hypertensiologe und Nephrologe

Prof. Dr. Tom Lindner

Hypertensiologe und Nephrologe

Prof. Dr. Lindner beschäftigte sich mit vielen medizinischen Themen im Laufe seines Lebens. Dazu gehören u. a. die Humanmedizin, molekulare Genetik, Diabetes, Nephrologie und Innere Medizin. Heute ist er Leiter des Bereichs Nephrologie an der Uni-Klinik Leipzig. Lesen Sie hier den gesamten Lebenslauf von Prof. Dr. Tom Lindner.

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Transkript der Folge Nierenprobleme – Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten

Die Nieren filtern am Tag bis zu 300-mal die gesamte Blutmenge. Sie sind wichtig für die Regulierung des Wasser- und Salzhaushaltes des Körpers und auch für dessen Entgiftung. Wenn es da zu Störungen kommt, hat das Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Bei „kernig & gesund“ geht es heute um die Niereninsuffizienz, also um Probleme, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen guten Tag zu einer brandneuen Folge „kernig & gesund“! Mein Name ist Mario D. Richardt und in jeder Folge spreche ich mit Experten über ein Gesundheitsthema.

Mein heutiger Gesprächspartner ist Internist, Nephrologe, Diabetologe und Hypertensiologe. Außerdem ist er der Leiter des Bereichs Nephrologie an der Uniklinik in Leipzig. Guten Tag, Prof. Tom Lindner!

Tom Lindner: Schönen guten Tag!

Mario D. Richardt: Schön, dass Sie wieder mit dabei sind. Was macht denn eigentlich ein Nephrologe?

Tom Lindner: Ein Nephrologe beschäftigt sich vor allen Dingen mit Nieren und den dazugehörigen Krankheiten.

Ab wann spricht man denn von einer Niereninsuffizienz

Mario D. Richardt: Ab wann spricht man denn von einer Niereninsuffizienz?

Tom Lindner: Niereninsuffizienz bedeutet, die Nieren funktionieren nicht mehr richtig. Dafür hat man gewisse Parameter, die man zu Rate zieht. Das ist zum einen das Kreatinin im Blut und zum anderen die daraus mit geschätzte glomeruläre Filtrationsrate.

 

Mario D. Richardt: Das GFR ist das.

Tom Lindner: GFR.

Mario D. Richardt: Das ist immer das, was man hört und liest, wenn man sich Blut abnehmen ließ.

Tom Lindner: Genau!

Mario D. Richardt: Über diese Werte sprechen wir nachher auch nochmal. Vielleicht gleich am Anfang: Wie funktioniert denn eigentlich die Niere? Was passiert im Körper?

Tom Lindner: Die Miere ist vor allen Dingen dafür da, den sogenannten Säurebasenhaushalt aufrecht zu erhalten. Man könnte auch sagen, es verhindert die Übersäuerung und es verhindert auch die Alkalisierung.

Und darüber hinaus ist sie auch noch für die Eliminierung von vielen anderen verschiedenen Giftstoffen zuständig, sowie für die Regulierung des Volumenhaushalts, also wie viel Wasser man im Körper letzten Endes hat.

Mario D. Richardt: Wenn die Nieren insuffizient sind, dann bedeutet das, es gibt ein Nierenversagen, eine Nierenschwäche, die funktionieren nicht mehr richtig. Ab wann spricht man denn davon?

Tom Lindner: Naja, wann, das ist eine schwierige Frage, weil die Patienten in der Regel das überhaupt nicht spüren. Sie bekommen kaputte Nieren im Grunde genommen erst vor dem totalen Versagen mit unmittelbar davor.

Und da können Jahre bis Jahrzehnte vorhergehen.

Mario D. Richardt: Also es ist ein schleichender Prozess, den man meistens nicht bemerkt?

Tom Lindner: Korrekt! Ein schleichender Prozess.

Mario D. Richardt: Man sagt, wenn die Niere schmerzt, soll man mehr trinken. Ist das wahr?

Tom Lindner: Mehr Trinken gibt es eigentlich nur in verschiedenen Situationen, in bestimmten Situationen. Gewöhnlich braucht man nicht mehr trinken als einem das Durstzentrum sagt, dass man trinken soll. Die minimale Trinkmenge liegt letzten Endes irgendwo zwischen einem und anderthalb Litern pro Tag.

Das wird Sie jetzt überraschen, weil in den Medien mehr oder weniger zwei bis drei Liter die Rede ist. Aber nein, das ist im Grunde genommen so nicht korrekt. Sie brauchen einen halben Liter, um die Giftstoffe auszuscheiden pro Tag, und dann muss man letzten Endes den Flüssigkeitsverlust kompensieren, der über Schwitzen, über die Atmung, über den Stuhlgang passiert.

Dann liegen wir irgendwo zwischen einem und anderthalb Litern minimaler Trinkmenge. Jemand, der sich in diesem Bereich bewegt, ansonsten gesund ist, braucht nicht mehr zu trinken.

Es ist irreführend, wenn man von zwei bis drei Litern spricht.

Kann man zu viel trinken?

Mario D. Richardt: Kann man denn auch zu viel trinken?

Tom Lindner: Man kann durchaus zu viel trinken, das ist schon möglich, aber dann muss man richtig, richtig viel trinken. Dann kann man eine sogenannte Wasservergiftung bekommen. Das bewegt sich dann in so einem Bereich, dass man sieben, acht, neun, zehn Liter übersteigt. Und dann kann es sogar zu Todesfällen darunter kommen.

Ja. Das ist jetzt wahrscheinlich nicht gemeint mit dem zu viel trinken, weil das wäre wirklich übertrieben. Aber es gibt Wettkämpfe in den USA, die mittlerweile verboten sind, wo man genau sowas exerziert hat und wo Todesfälle aufgetreten sind.

Ansonsten zu viel trinken, der größte Teil der Bevölkerung trinkt einfach zu viel, zwei bis drei Liter. Wenn Ihr Durstzentrum Ihnen nicht sagt, dass sie so viel trinken sollen, weil sie vielleicht Sport getrieben haben und Wasser verloren haben, dann sollten Sie auch diese zwei bis drei Liter nicht trinken.

Sie können es tun, die Nieren werden in der Lage sein das überschüssige Wasser auszuscheiden. Bekommt man übrigens sehr gut mit, wenn man sich die entsprechende Flüssigkeitsmenge einhilft, dass man dann wenige Zeit später wieder auf die Toilette muss.

Und das ist natürlich eine Variante, die man nicht unbedingt so anstreben sollte.

Mario D. Richardt: Das ist dann der einzige Effekt?

Tom Lindner: Das ist der einzige Effekt.

Mario D. Richardt: Bei mir persönlich ist es so, dass ich schon schnell merke, wenn ich im Urlaub bin und nicht so viel trinken kann, weil ich eben unterwegs bin, dass ich dann wirklich schon so in den Flanken hin so Schmerzen bekomme.

Ist das tatsächlich dann ein Zeichen dafür, dass ich zu wenig getrunken habe, oder kann das ein Zeichen dafür sein?

Tom Lindner: Nein, ganz klar Nein! Da spielen andere Dinge eine Rolle, vielleicht die Statik der Knochen und der Muskulatur, die nicht mehr richtig funktioniert, Sitzprobleme, ganz ergonomischen Dinge, die dahinterstehen können. Aber Nierenschmerzen aufgrund von Flüssigkeitsmangel zu bekommen, nein.

Mario D. Richardt: Das heißt also, viele haben Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich. Die denken dann, ah, ich habe was mit den Nieren. Das ist dann meistens was Orthopädisches?

Tom Lindner: Das ist meistens was anderes.

Mario D. Richardt: Wie fühlen sich denn Nierenschmerzen an?

Tom Lindner: Nierenschmerzen, wenn sie denn in Form einer Nierenbeckenentzündung auftreten, sind fürchterliche Schmerzen.

Schon die Berührung der Nierenregion, die nicht unten liegt, sondern an dem unteren Teil der Rippen, die sind enorm stark. Also das kann keiner so ohne weiteres aushalten, das würde ihn definitiv zum Arzt führen.

Mario D. Richardt: Das bedeutet aber im Prinzip auch, dass viele Menschen die Nieren eigentlich an der falschen Stelle verorten?

Tom Lindner: Ja. Zu tief in der Regel.

Mario D. Richardt: Zu tief? Das heißt, wie würden Sie das beschreiben, wo liegen die Nieren denn wirklich?

Tom Lindner: Die Nieren folgen zunächst mal den Bewegungen des Zwerchfells, das wiederum die Atmung steuert, und wenn man sich die Nieren so vorstellt, die liegen hinter den Rippen und kommen während der Atmung weiter unten raus.

Die gehen immer wie die Atmung nach oben und nach unten.

Mario D. Richardt: Wir sprechen über die Niereninsuffizienz, Sie haben gesagt, man merkt die überhaupt nicht, es gibt keine Symptome.

Tom Lindner: Keine Symptome, lange Zeit nicht.

Mario D. Richardt: Wie kriegt man es dann überhaupt mit?

Tom Lindner: Man bekommt es eben leider dann erst mit, wenn der Schaden so groß ist, dass die Kompensation im Organismus nicht mehr ausreicht, und das ist kurz vorm endgültigem Nierenversagen.

Also 50 % der Patienten, die wir zum ersten Mal sehen, müssen schon an die Dialyse kommen. Um Ihnen mal ein Beispiel zu geben, wie lange das eben unbeachtet sein kann.

Mario D. Richardt: Und beachtet wird es dann aber über die Blutwerte, wenn man zwischendurch beim Arzt ist und dann ist das eher ein Zufallsbefund?

Tom Lindner: Das ist meistens ein Zufallsbefund, man geht zum Hausarzt, nimmt sich Kreatinin-Bestimmungen vor und GFR-Bestimmung und wenn dann plötzlich hohe Werte zu finden sind, dann bekommen alle einen Schreck und schicken die Patienten zum Nephrologen.

Mario D. Richardt: Dann sprechen wir über Kreatinin. Wie ist da so der perfekte Wert? Weil manchmal darf man auch beim Arzt einen Blick auf die Werte erhaschen.

Was würden Sie sagen, ist ein normaler Wert und wo sollte man sich Sorgen machen?

Tom Lindner: Das Problem mit den Normalwerten, Kreatinin ist ein Muskelparameter, ist ein Endprodukt des Muskelstoffwechsels. Man kann damit auch das Kreatinin manipulieren. Stellen Sie sich vor, Sie laufen einen Marathon, dann wird enorm viel Kreatinin produziert und die Nieren müssen es eliminieren.

Wenn man aber bei diesem Marathon gleichzeitig auch Flüssigkeit verliert, dann werden die Nieren dagegen ankämpfen, gegen diesen Flüssigkeitsverlust, und Wasser nicht mehr ausscheiden. Das heißt, Kreatinin würde produziert werden, aber es steigt an.

Da würde jetzt ein durchschnittlicher Arzt sagen, dieser Kreatinin-Anstieg ist ein Zeichen für ein Nierenversagen. Aber tatsächlich ist es das gar nicht, sondern nur eine Reaktion auf einen Flüssigkeitsmangel kombiniert mit körperlicher Betätigung. Also was ich damit sagen will, Kreatinin als Muskelparameter ist kein direkter Nierenparameter, er hat Schwierigkeiten in der Interpretation.

Aber wenn man mit dem Kreatinin so um die 100 und darüber liegt, dann sollte das schon ein ernsthaftes Warnzeichen sein.

Mario D. Richardt: Dann sprechen wir jetzt über GFR.

Tom Lindner: Ja.

Mario D. Richardt: Was heißt das noch mal?

Tom Lindner: Glomeruläre Filtrationsrate.

Mario D. Richardt: Wie sollte da der Wert liegen?

Tom Lindner: Er sollte über 90 Milliliter pro Minute liegen.

Mario D. Richardt: Ich habe jetzt auch schon öfters mal Blut abnehmen lassen, auch so über die letzten zwei Jahre, und da lag es immer so zwischen 75 und 80.

Habe ich jetzt ein Problem?

Tom Lindner: Da sind wir in einem Graubereich. Wenn wir zwischen 60 und 90 die Patienten liegen haben, dann würden wir nach drei Monaten nochmal eine Messung durchführen, genauer gesagt eine Schätzung, denn die GFR ist keine echte Messung, eine Schätzung. Und wenn wir dann immer noch zwischen 60 und 90 liegen, dann ist nur dann jemand nierenkrank, wenn Zusatzbedingungen erfüllt sind.

Solche Zusatzbedingungen sind zum Beispiel Auffälligkeiten beim Ultraschall oder auch eine Eiweißausscheidung. Wenn das nicht da sein sollte, dann gilt jemand zwischen 60 und 90 nicht als nierenkrank. Richtig nierenkrank gilt man dann eigentlich erst ab 60 und darunter, und auch hier ohne Zusatzbedingungen.

Also drei Monate Abstand zwischen zwei Messungen, bevor man von einer chronischen Nierenproblematik sprechen kann. Und wenn nach diesen drei Monaten die GFR unter 60 liegt, ist man immer sofort nierenkrank ohne weitere Zusatzbedingungen.

Mario D. Richardt: Wenn das festgestellt wird, die GFR ist unter 60, wie geht es dann weiter? Ultraschall haben Sie ja schon angedeutet.

Tom Lindner: Man muss zunächst herausfinden, woher diese Problematik kommt. Und da ist der Ultraschall ein wichtiger Weg, den man auch benutzen muss. Natürlich auch die Krankengeschichte in der Familie, ob es schon Nierenkranke gibt.

Aber wenn unterhalb von 60 keine weiteren Probleme vorliegen, wie Eiweißausscheidung, dann würde man natürlich erst mal versuchen, Blutdruck abzuklären, was Nierenschaden machen kann, in aller Regel wird man dort fündig.

Und wenn man dann in eine Situation hineingerät, wo man einen Nierenverfall nicht wirklich gut evaluieren kann oder erklären kann, dann würde man eine Gewebeentnahme anstreben.

Was ist der Unterschied zwischen akuter und chronischer Niereninsuffizienz?