Altersschwerhörigkeit – wie man sie erkennt und behandelt

Die Augen und die Ohren scheinen im Alter bei nahezu jeder Person schwächer zu werden. Doch wird eigentlich jeder im Alter schwerhörig? Ab wann ist man überhaupt schwerhörig und wie macht es sich bemerkbar? In seinem Buch „Diagnose Schwerhörigkeit“ spricht Dr. Mozet über dieses Thema, genau wie in dieser Folge. Hören Sie rein.

Dr. Christian Mozet

PD Dr. med. habil. Christian Mozet

HNO-Arzt

Angefangen als Assistenzarzt im Jahre 2002 stieg er bis zum leitenden Oberarzt im Jahre 2014 an der HNO Klinik Leipzig auf. Seit 2020 ist er nun in eigener Niederlassung in Leipzig zu finden. Doch Dr. Christian Mozets Werdegang hält noch mehr bereit.

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Transkript der Folge Altersschwerhörigkeit – wie man sie erkennt und behandelt

Diagnose Schwerhörigkeit ist der Titel eines Buches, das im Frühjahr im Kosmos Verlag erschienen ist. Darin gibt es verständliche Erklärungen aller Zusammenhänge rund um das Hören und um die Schwerhörigkeit. Und der Autor des Buches ist heute wieder bei mir am Mikrofon.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen guten Tag zu „kernig & gesund“ einer brandneuen Ausgabe unseres Gesundheits-Podcasts. Ich bin Mario D. Richardt und jede Woche behandle ich in einer neuen Folge ein Gesundheitsthema, immer mit einer Expertin oder einem Experten an meiner Seite.

Heute ist bei mir wieder zu Gast Privatdozent Dr. Christian Mozet. Er war acht Jahre lang Oberarzt an der HNO-Uniklinik in Leipzig, vier Jahre lang Chefarzt einer HNO-Klinik im Schwarzwald und nun mit einer Praxis in Leipzig.

Guten Tag, Dr. Mozet!

Christian Mozet: Hallo Herr Richardt! Schön, dass ich wieder da sein darf.

Mario D. Richardt: Ich freue mich auch. Im März dieses Jahres haben wir bereits über Schwerhörigkeit gesprochen. Heute wollen wir das mal ein bisschen intensivieren, es geht um Altersschwerhörigkeit.

In Ihrem Buch „Diagnose Schwerhörigkeit“ fragen Patienten und Sie antworten. Das Buch war für Sie eine Herzensangelegenheit. Warum?

Christian Mozet: Richtig! Weil ich im Alltag als HNO-Arzt eben sehr viele Patienten habe, die unter Schwerhörigkeit leiden, wo ich auch sehe, dass sie im Alltag massiv eingeschränkt sind durch ihre Schwerhörigkeit.

Und ich als Arzt und HNO-Chirurg eben so viele Möglichkeiten kenne, diese Funktionseinschränkungen ausgleichen zu können, dass ich das gerne auch mittels Buch vermitteln wollte.

Wie funktioniert das Hören?

Mario D. Richardt: Wie funktioniert eigentlich das Hören?

Christian Mozet: Das Hören ist was Hochkomplexes, das muss man sagen. Ich versuche, es einfach mal ganz einfach darzustellen. Die Schallwellen treffen auf unser äußeres Ohr, die Ohrmuschel selber hat da gar keine ganz wesentliche Funktion, aber sie bündelt den Schall etwas, und sie lässt den Schall dann quasi in den Gehörgang gleiten und die Schallwellen treffen auf das Trommelfell.

Dieses Trommelfell wird dadurch in Schwingung versetzt und diese Schwingungen übertragen sich auf die dahinterliegende Gehörknöchelchen-Kette. Durch die sehr differenzierte Anordnung verstärkt sich da quasi auch noch mal der Schalldruck.

Und dann taucht unser letztes Gehörknöchelchen, nämlich der Steigbügel, der taucht so wie eine Art Kolben in das Innenohr ein und im Innenohr wird dadurch eine Flüssigkeitssäule in Bewegung gesetzt oder in Schwingung versetzt, die dann im Innenohr selber die kleinsten Zellen, diese Haarzellen, in Bewegung setzen und diese Härchen zur Auslenkung bringen.

Allein diese Auslenkung dieser kleinen Härchen der Zellen sorgt dafür, dass ein kleiner Stromstoß produziert wird, der dann über den Hörnerv über quasi die Strukturen im Gehirn bis zur Hörrinde geleitet wird und dort im Prinzip zu einem Höreindruck führen. Es ist also quasi eine Mischung aus einer mechanischen und einer elektrischen Signalgebung.

Und das wichtigste Element in diesem ganzen Hörprozess ist unsere Haarzelle, die nämlich genau das schafft, einen mechanischen Impuls in einen elektrischen Impuls umzuwandeln.

Ab wann gilt man als schwerhörig?

Mario D. Richardt: Das klingt alles extrem kompliziert und das ist es wahrscheinlich auch.

Denn nicht umsonst gibt es manchmal an der einen oder anderen Stelle auch Hörprobleme. Ab wann gilt man denn als schwerhörig?

Christian Mozet: Die Schwerhörigkeit lässt sich natürlich in ganz verschiedene Grade einteilen. Da ist wieder die berühmte WHO im Spiel, die die verschiedenen Schwerhörigkeitsgrade definiert hat.

Also man spricht von Normalhörigkeit, wenn man nur einen Hörverlust von 0 bis 20 Dezibel hat, dann spricht man von einer leichtgradigen Schwerhörigkeit, so bis 40 Dezibel mittelgradigen Schwerhörigkeit, bis hin zur schwergradigen Schwerhörigkeit und Taubheit. Sagen wir mal, ab wann gilt man als schwerhörig?

Wenn man schon ein Hördefizit in den Hörtestungen diagnostizieren kann, dann hat man eine Schwerhörigkeit. Aber eine leichte Schwerhörigkeit ist gar nicht behandlungsbedürftig.

Ab einer mittel- bis hochgradigen Schwerhörigkeit muss man dann aber schon was tun, um dann im Alltag noch klarkommen zu können.

Mario D. Richardt: Wie bekommt man das ganz normal im Alltag mit, dass man schwerhörig ist oder vielleicht Hördefizite hat?

Christian Mozet: Meine persönliche Erfahrung ist, es bekommt gar nicht unbedingt der Patient sofort mit, ganz im Gegenteil, er verneint häufig die Frage, ob er selber eingeschränkt ist und er sein Hördefizit bereits merkt.

Es ist ganz häufig so, dass die Umgebung, sprich, die Lebenspartner, die Familie, die Verwandten, die Freunde eigentlich am ehesten mitbekommen, dass vielleicht eine Schwerhörigkeit vorliegen könnte.

Denn es ist einfach auffällig, dass derjenige, mit dem man sprechen möchte, im Prinzip nicht reagiert, einen auffordert, sehr laut zu sprechen, der Fernseher muss sehr laut gedreht werden, damit der Film verfolgt werden kann, das Radio ist zu Hause sehr, sehr laut.

Aber es ist gar nicht so häufig so, dass der Patient das sofort merkt. Für ihn ist es in der Regel ein sehr schleichender Prozess, aber die Umgebung schon sukzessive feststellt, dass hier lauter gesprochen werden muss.

Mario D. Richardt: Wie viele Menschen haben denn das Problem, dass sie schwerhörig sind?

Christian Mozet: Viele, sehr viele sogar. Allein in Deutschland gelten etwa 15 Millionen Menschen als schwerhörig, mindestens eingeschränkt, und etwa 6 bis 7 Millionen Menschen gelten als mindestens mittel- bis sogar schwergradig schwerhörig, die also auf jeden Fall versorgt gehören.

Und weltweit gesehen ist das natürlich ein riesiges Problem, also weltweit gesehen sind etwa 460 Millionen Menschen schwerhörig, 10 % davon sind Kinder.

Und wenn man sich auch so die Altersstruktur oder Altersentwicklung anguckt in der Bevölkerung oder auch weltweit, dann wird dieses Problem sicher in Zukunft auch noch ein großes Problem bleiben.

Mario D. Richardt: Wie viele von den 15 Millionen Menschen in Deutschland, die schwerhörig sind, wissen das auch?

Christian Mozet: Das ist schwer zu sagen. Wir wissen, dass von den 15 Millionen Schwerhörigen etwa 6 bis 7 Millionen so schwerhörig sind, dass sie ein Hörgerät bräuchten.

Und wenn man jetzt mal diese Zahlen zu Rate zieht, wie viele Menschen wirklich regelmäßig ein Hörgerät tragen, das sind dann so etwa 2 bis 3 Millionen Menschen, dann kann man daraus rückschließen, dass es gar nicht so viele Menschen gibt, die das wissen oder die willig sind, ein Hörgerät zu nutzen.

Denn es sind weniger als 40 % derer, die eigentlich ein Hörgerät bräuchten, wirklich mit einem Hörgerät versorgt. Und das sind wirklich auch alarmierende Zahlen, denn das hat ja Folgen.

Was sind die Ursachen für eine Schwerhörigkeit?

Mario D. Richardt: Jetzt sprechen wir über die Ursachen.

Was kann denn im Allgemeinen zur Schwerhörigkeit führen? Ist es nur laute Musik, ist es, dass man an einem lauten Arbeitsplatz arbeitet? Was sind die Ursachen?

Christian Mozet: Die Ursachen für Schwerhörigkeit sind natürlich absolut vielfältig. Wir müssen erstmal ein bisschen unterscheiden: Handelt es sich um eine akute oder eine chronische Schwerhörigkeit? Ist die jetzt plötzlich aufgetreten oder nur schleichend? Ist es etwas, was wieder vorübergeht, was im Rahmen einer akuten Erkrankung möglicherweise aufgetreten ist?

Zum Beispiel eine Mittelohrentzündung wird immer auch mit einer Schwerhörigkeit einhergehen. Nach Ausheilung der Entzündung wird das Hören aber mit Sicherheit wieder im normalen Bereich sein. Aber wir HNO-Ärzte, wir haben uns eigentlich so ein bisschen angewöhnt, den Ort der Schädigung als Beschreibung für die Schwerhörigkeit zu nutzen.

Wir nutzen also die Begrifflichkeiten Schallleitungs-Schwerhörigkeit, Schallempfindungs-Schwerhörigkeit und kombinierte Schwerhörigkeit für die Beschreibung von Schwerhörigkeiten.

Und alle Prozesse oder alle Krankheiten, die den Schalltransport in Richtung Mittel- und Innenohr stören, das kann der Ohrschmalz-Pfropf sein, das kann die Mittelohrentzündung sein, das kann ein Loch im Trommelfell sein, alle diese Veränderungen sind Schallleitungs-Schwerhörigkeiten, und aller Erkrankungen, die im Innenohr sich abspielen, die die Schallempfindungen, also im Bereich der Haarzellen, stören oder die Schall- oder beziehungsweise die Weiterleitung dann von Innenohr Richtung Gehirn stören, das sind Schallempfindungs-Schwerhörigkeiten.

Und dann kann man natürlich einen Ohrschmalz-Pfropf haben und einen Innenohrschaden, das ist klar, dann sprechen wir von kombinierten Schwerhörigkeiten.

Mario D. Richardt: Was ist die häufigste Ursache?

Christian Mozet: Die häufigste Ursache aller Schwerhörigkeiten ist eigentlich die sich im Alter entwickelnde Innenohr-Schwerhörigkeit, die sogenannte Altersschwerhörigkeit oder auch Presbyakusis genannt.

Presby / alt und Akusis / hören, also das ist eine Kombination, stammt aus dem Griechischen, und beschreibt eben die Schwerhörigkeit.

Alter Mann eigentlich original übersetzt, was aber nicht ganz stimmt, weil auch Frauen können eine Altersschwerhörigkeit entwickeln.

Was ist eine Altersschwerhörigkeit?

Mario D. Richardt: Und das ist heute unser Hauptthema, die Altersschwerhörigkeit. Wie bekommt man das mit, dass man altersschwerhörig wird?

Christian Mozet: Die Altersschwerhörigkeit zeichnet sich durch ein ganz spezifisches Phänomen aus, nämlich dass die hohen Töne sehr schlecht gehört werden oder die zuerst verschwinden, während die tiefen Töne noch sehr gut gehört werden können.

Das heißt, altersschwerhörige Menschen würden die Piepstöne sehr schlecht hören, während sie Brummtöne und tiefe Töne sehr gut hören können.

Das ist das eine. Das heißt, die junge Frau, die mit einer piepsigen Stimme spricht, die wird viel schlechter verstanden als der schon gleichaltrige oder betagte Nachbar, der in einer tiefen Tonlage spricht. Und dann ist es sogar so, dass die Patienten sehr empfindlich werden gegenüber lautem Ansprechen.

Das hat mit der Physiologie dieser Erkrankung zu tun, aber sie werden empfindlich. Und ich glaube, wir kennen alle dieses doch sehr unlogische Phänomen, das man einen schwerhörigen Menschen sehr leise anspricht, der dann sofort sagt, sprich doch lauter, ich verstehe kein Wort, und sobald man die Stimme aber hebt und laut spricht, er sofort sagt, schrei doch nicht so, und sich vielleicht sogar die Ohren zuhält.

Der ist unglaublich empfindlich gegenüber Lautstärke. Das liegt daran, dass die dämpfenden Mechanismen im Innenohr eben auch verschwinden. Und das ist ein typisches Phänomen bei der Altersschwerhörigkeit.

Mario D. Richardt: Jetzt haben Sie gesagt, die piepsigen oder die höheren Töne sind jetzt schwer zu hören für Altersschwerhörige.

Das heißt also, dass diese Menschen dann Heidi Klum gar nicht mehr verstehen können?

Christian Mozet: Zumindest ist es ein frequenzspezifisches Defizit, würden wir jetzt so sagen, die Zellen, die für die hohen Frequenzen quasi verantwortlich sind oder für die Wahrnehmung der hohen Frequenzen, die sind eben zuerst geschädigt im Alter.

Die Gründe kennt man nicht hundertprozentig. Und die für die tiefen Frequenzen erst später. Und somit ist es wirklich so, dass die hohen Frequenzen zuerst verschwinden.

Mario D. Richardt: Wird man denn zwangsläufig im Alter schwerhörig?

Christian Mozet: Das ist wirklich eine sehr, sehr gute Frage. Es ist so, dass man gewisse Alterungsprozesse, das sehen wir leider jeden Tag an uns selbst, nicht aufhalten kann und diese Alterungsprozesse natürlich auch im Innenohr und an den Haarzellen von statten gehen.

Das heißt, das Bindegewebe verändert sich, Zellen sterben auch ab, man spricht da von programmiertem Zelltod. Bindegewebe verändert sich auch dahingehend, dass es versteift und verkalkt und nicht mehr so schwingen kann, was eben im Innenohr auch wichtig ist.

Aber es ist wirklich auch Gegenstand von Wissenschaft und Forschung, ob diese Prozesse, die da im Innenohr ablaufen, ob das wirklich unabdingbare Alterserscheinungen sind, die jeden betreffen werden, oder ob die vielleicht auch durch eine Reihe von Umweltfaktoren zusätzlich getriggert oder beeinflusst werden.

Da gibt’s interessante Studien dazu, dass zum Beispiel die Ureinwohner Australiens oder Afrikas, dass die doch im hohen Alter noch ein deutlich besseres Hören aufweisen als die Vergleichsgruppe in den Industrienationen. Und das legt natürlich die Vermutung nahe, dass es doch Umwelteinflüsse und Exposition gegenüber Lautstärke im Laufe des Lebens sind, die da erheblich dazu beitragen, dass das Hören schlechter wird.

Mario D. Richardt: Aber kann man das verhindern, dass man altersschwerhörig wird?

Christian Mozet: Man kann natürlich bewusst und auch vorsichtig mit seinem Gehör umgehen, um diese schädigenden Umwelteinflüsse, und da spreche ich vor allen Dingen von Lärmbelastung, dass man die wirklich versucht zu minimieren, dass man auch in seinem Berufsleben peinlich darauf achtet, dass man sein Gehör schützt, da, wo man lauten Geräuschen und Lärm ausgesetzt ist, dass man da den in der Regel vorgeschriebenen Gehörschutz trägt.

Da müsste man schon sehr darauf achten, denn man kann sein Gehör schon schützen, damit mit diesen Maßnahmen. Was man nicht verhindern kann, wenn man genetische Dispositionen, genetische Vorbelastung für die Entwicklung einer Schwerhörigkeit vielleicht mitbringt, dass man das aufhalten kann. Wir sind noch nicht so weit, dass wir in diesem Bereich Gentherapien oder irgendetwas anbieten können.

Von daher ja, jeder kann seinen Beitrag leisten, indem er bewusst und sinnvoll mit Lärm und mit Belastung umgeht, aber man kann es nicht immer gänzlich aufhalten.

Welche Folgen hat eine unbehandelte Schwerhörigkeit?

Mario D. Richardt: Welche Folgen hat denn unbehandelte Schwerhörigkeit, Dr. Mozet?

Christian Mozet: Da muss ich wirklich sagen, die Folgen einer unbehandelten Schwerhörigkeit, die werden unterschätzt. Es gibt so schöne, teilweise psychologische, medizinisch-psychologische Untersuchungen, die eindeutig zeigen, dass es weitreichende Folgen haben kann, wenn man Schwerhörigkeit im Alter, jetzt in dem Falle, nicht adäquat versorgt.

Der Patient, der schwerhörig ist, der wird vermeiden, der wird einfach ein Vermeidungsverhalten an den Tag legen, er wird die gesellige Runde meiden wollen, er wird scheuen, aus dem Haus zu gehen, er wird nicht mehr die Skatrunde besuchen oder den Restaurantbesuch mit Freunden ablehnen, weil er einfach dort benachteiligt ist, er schämt sich vielleicht sogar um sein Defizit, es belastet ihn unheimlich, es strengt ihn wahnsinnig an, Gesprächen in der Gruppe zu folgen, und damit zieht er sich zurück.

Wir sprechen da ein Stück weit von sozialer Isolation, was dazu führt, dass Patienten sehr häufig auch Depressionen entwickeln. Und neue Studien sagen sogar, dass sich kognitive Einschränkungen entwickeln werden und Krankheiten wie Demenz und Alzheimer definitiv häufiger in der Gruppe unbehandelter Schwerhörigkeiten vertreten sind. Und sogar interessante Studien über die Stürze sind unternommen worden, schwerhörige Patienten sollen häufiger stürzen als guthörende Menschen.

Mario D. Richardt: Wenn man merkt, dass man altersschwerhörig wird oder wenn die Umwelt das mitbekommt, wenn die Gesellschaft das mitbekommt, in der man verkehrt, dass man schwerhörig wird, wie klärt man das am besten ab?

Klar, man kommt erstmal zu Ihnen oder zu einem Kollegen. Wie machen Sie das?

Christian Mozet: Also zuerst bin ich immer ganz froh, wenn Patienten kommen und sagen, ich glaube, ich höre schlechter, weil da ist ein riesiger Schritt getan. Man hat quasi diese Schwäche sich eingestanden, man ist bereit sich Rat zu holen, man ist bereit sich untersuchen zu lassen.

Dann hat man im Prinzip schon halb gewonnen. Beim HNO-Arzt laufen sehr standardisierte Untersuchungen ab, da gehört natürlich eine vernünftige Untersuchung und Anamnese, also Befragung, dazu. Zum Beispiel gab es eine berufliche Lärmbelastung? Kann die Schwerhörigkeit vielleicht Folge einer beruflichen Exposition sein, einer Krankheit, einer medikamentösen Therapie in der Vergangenheit?

Et cetera, et cetera. Wichtigstes Instrument dieser Untersuchung ist natürlich die Diagnostik. Wir führen Hörtestungen durch und in diesen Hörtestungen, die frequenzspezifisch durchgeführt werden, lässt sich dann sehr, sehr schnell und auch sehr deutlich sehen, ob jemand noch normal hörend ist, nur leichtgradig eingeschränkt ist oder bereits schwergradig schwerhörig ist.

Und wenn es um die Notwendigkeit zum Beispiel einer Hörgeräte-Versorgung geht, dann sind es vor allen Dingen auch die sogenannten sprachaudiometrischen Testungen, die wichtig sind.

Denn im Alltag ist es halt viel, viel wichtiger, Zahlen und Einsilber zu verstehen als zum Beispiel Piepstöne.

Mario D. Richardt: Wie machen Sie das?

Christian Mozet: Der Patient kommt zu uns und nach einer kurzen Untersuchung des Gehörgangs und des Trommelfells und vielleicht der Entfernung von Ohrschmalz oder Kleinigkeiten geht der Patient in die Hörkabine, praktisch jede HNO-Praxis in Deutschland hat eine vernünftige Hörkabine aufzubieten, und dort sitzt in der Regel auch sehr geschultes und in der Regel auch erfahrenes Personal und wird dann entsprechende Tonschwellen und sprachaudiometrische Untersuchungen mit dem Patienten durchführen.

Das heißt, im ersten Untersuchungsgang muss der Patient einfach angeben, wann er den ihm angebotenen Piepston gerade schon hört. Da wird die sogenannte Hörschwelle für die Luft– und Knochenleitung ermittelt.

Und in einem zweiten Untersuchungsgang wird dem Patienten dann auch über Kopfhörer Zahlen und Einsilber in wachsender Lautstärke angeboten und man prüft dann die Wortverständlichkeit.

Wie wird die Schwerhörigkeit therapiert?

Mario D. Richardt: Dann haben Sie die Diagnose gestellt. Wie wird dann die Schwerhörigkeit versorgt?

Christian Mozet: Das richtet sich im Endeffekt erstmal danach, welche Art von Schwerhörigkeit vorliegt. Also bei einer Schallübertragungs-Schwerhörigkeit, also wenn irgendetwas den Schalltransport in Richtung Innenohr stört, vorliegt, dann ist es natürlich immer auch zu überlegen, ob nicht irgendein operativer Eingriff die Schwerhörigkeit beheben könnte.

Denn dort, wo ein mechanisches Hindernis vorliegt, da ist es natürlich auch theoretisch immer denkbar, dass man dieses mechanische Hindernis zum Beispiel durch eine Operation überwinden kann. Bei der Altersschwerhörigkeit ist es aber so, dass der Schaden im Innenohr und an der Haarzelle liegt, und die kann man nicht operativ wiederherstellen.

Und die Versorgungsdomäne einer klassischen Altersschwerhörigkeit ist die Hörgeräte-Versorgung.

Mario D. Richardt: So ein Hörgerät stelle ich mir vor, das wird so hinters Ohr geklemmt. Zumindest habe ich das schon mal gesehen. Oder gibt’s da mittlerweile was ganz anderes?

Christian Mozet: Wenn der Patient die Anforderung oder die Notwendigkeit einer Hörgeräte-Versorgung erfüllt, dann bekommt er von uns erstmal eine sogenannte Hörgeräte-Verordnung. Das heißt, wir attestieren ihm erst mal, dass eine gewisse Schwerhörigkeit vorliegt, und wir empfehlen ihm eine Hörgeräte-Versorgung.

Damit schicken wir ihn zu dem Hörgeräteakustiker seines Vertrauens. Und der entscheidet dann zusammen mit dem Patienten, welche Art von Hörgerät für die Schwerhörigkeit vielleicht optimal ist und auch welche Bauform für den Patienten optimal ist. Natürlich, da würde ich mich jetzt auch nicht ausnehmen, obwohl ich noch kein Hörgerät brauche, streben alle Patienten nach dem möglichst kleinsten Hörgerät, was vielleicht gar nicht sichtbar ist und im Gehörgang liegt.

Aber Sie haben völlig recht, es gibt natürlich auch ganz andere Hörgeräte, die noch sehr offensichtlich mit größeren Kästen hinterm Ohr quasi vorhanden sind. Es ist nicht jede Schwerhörigkeit mit einem minikleinen, unsichtbaren Hörgerät zu versorgen.

Das ist davon abhängig, welche Schwerhörigkeit in welchem Ausmaß vorliegt. Und der optimale Ansprechpartner für die Auswahl des richtigen Hörgeräts und auch der richtigen Bauform ist der Hörgeräte-Akustiker.

Mario D. Richardt: Aber was zahlt denn die Kasse? Also vom Zahnarzt kennt man das, da gibt’s die Regelversorgung. Sieht meistens nicht sehr schick aus, wenn es ein bisschen besser werden soll, muss man zuzahlen. Ist das beim Hörgerät auch so?

Christian Mozet: Ja. Man muss schon sagen, das ist auch so. Wobei ich immer wirklich auch eine Lanze brechen möchte, erstmal das sogenannte Kassengerät auszuprobieren, auch ein Kassengerät muss Mindestanforderungen erfüllen, verschiedene Programme anbieten, für verschiedene Situationen mit Umgebungsgeräusch-Unterdrückung et cetera, et cetera.

Das heißt, Kassengeräte sind auch schon mal Geräte, die es lohnt zu probieren. Und ein guter Akustiker wird dem Patienten auch immer im Prinzip eine Probestellung der Hörgeräte anbieten und man sollte immer das Kassengerät mit einem sogenannten Zuzahlungsgerät erstmal vergleichen. Natürlich kostet mehr technisches Equipment, bessere Ausstattung, mehr Technik kostet mehr Geld.

Es ist natürlich nicht immer notwendig, dass man das teuerste Gerät kauft. Das muss der Patient selbst entscheiden. Und das kann man am besten für sich entscheiden, indem man die verschiedenen Geräte auch Probe trägt. Und darauf hat man definitiv einen Anspruch.

Wieso schämen sich viele Menschen ein Hörgerät zu tragen?

Mario D. Richardt: Also im Prinzip ist das auch wie bei der Brille. Allerdings habe ich persönlich den Eindruck, dass viele Menschen heutzutage eine Brille tragen, es ist was völlig Normales.

Aber dass Menschen mit einem Hörgerät sich dafür schämen, warum ist das so?

Christian Mozet: Das erleben wir immer noch häufig heutzutage, obwohl wir versuchen, und das Buch soll da ein bisschen mehr Aufklärungsarbeit auch leisten, wir wollen auch die Patienten motivieren, dass man sich für sein Hördefizit nicht schämen muss.

Es ist kein selbstverschuldetes Leid und man kann es wunderbar versorgen. Es gibt sehr schicke Hörgeräte, die einem in den Alltagssituationen einen unglaublichen Nutzen bringen. Moderne Hörgeräte können mit dem Handy gekoppelt werden, man kann darüber Anrufe entgegennehmen, man kann ein Hörgerät mit dem Fernseher koppeln oder mit der Stereoanlage, hat da wahnsinnige Vorteile auch im Alltag.

Und die Patienten, die sich darauf einlassen und die eine Versorgung probieren, die haben ganz, ganz häufig dann den Nutzen davon und sagen, sie möchten es auch nicht mehr missen. Die Scham, zu uns zu kommen, die Schwäche zuzugeben und auch bereit zu sein, ein Hörgerät zu tragen, und, ich sag jetzt mal, eine gewisse Altersentwicklung auch zuzugeben, die ist natürlich noch da, und deswegen kommen viele Patienten erst gar nicht oder lehnen eine Hörgeräte-Versorgung vollkommen ab.

Mario D. Richardt: Aber wenn Sie sagen, das kann heutzutage auch gekoppelt werden mit dem Smartphone oder mit dem Fernseher, das klingt extrem modern und funktioniert wahrscheinlich dann eher wie so ein Bluetooth Headset?

Christian Mozet: Richtig! Moderne Hörgeräte kann man auch als Freisprechanlage, Headset benutzen. Die kann man wunderbar über seine Handy Apps dann auch steuern. Das sind Hochleistungscomputer, die natürlich immer auch eine Zuzahlung benötigen, das ist klar.

Aber man muss genau mit dem Akustiker seines Vertrauens dann rauskriegen: Was brauche ich? Was kann ich auch als älterer Mensch wirklich noch problemlos bedienen?

Aber es sind tolle Geräte, die einem unglaublich viel Nutzen bringen können.

Mario D. Richardt: Was ist, wenn das Hörgerät aber nicht mehr ausreicht?

Christian Mozet: Hörgeräte landen sehr häufig in der Schublade und liegen länger dort, als sie im Ohr verweilen. Das kennen wir auch. Sie wurden einmal rezeptiert, es wurde vielleicht sogar Geld in die Hand genommen sie zu kaufen und dann war man mit dem Erfolg nicht zufrieden.

Sie landen in der Schublade. Das kann verschiedene Gründe haben. Natürlich muss man sich eine gewisse Zeit geben, um mit den neuen Systemen zurecht zu kommen. Es ist völlig normal, dass man auch nach einer längeren Zeit einer sogenannten Hörentwöhnung durch die Schwerhörigkeit eben eine ganze Weile braucht, bis unser Nervensystem wieder mit diesen neuen Informationen zurechtkommt.

Man muss auch sich an das Gefühl des Tragens eines Hörgeräts gewöhnen. Es ist so ein bisschen ein Druck auf dem Ohr, es kann mal piepsen oder mal unangenehme Geräusche machen in gewissen Situationen. Man muss sich daran gewöhnen. Und wenn man sich die Zeit nicht gibt und ungeduldig ist, wird man es schnell weglegen.

Und es gibt aber auch noch einige Patienten, deren Schwerhörigkeit so weit fortschreitet, dass eben ein Hörgerät nicht mehr nützt.

Mario D. Richardt: Was macht man dann?

Christian Mozet: Dann kann man schauen, ob es theoretisch reichen sollte und kann dem Patienten zum Beispiel noch mal zu einem intensiven Hörtraining raten.

Aber muss ich zugeben, in vielen Situationen ist quasi die Leistungskraft eines Hörgerätes dann erschöpft und der Patient profitiert nicht mehr. Und in diesen Fällen haben wir aber noch eine wunderbare Geschichte übrig. Man kann im Prinzip eine Cochlea­-Implantation anbieten.

Was ist die Cochlea-Implantation?

Mario D. Richardt: Wie funktioniert das, so ein Cochlea Implant?

Christian Mozet: Die Cochlea-Implantation ist eine sehr moderne Hör-Rehabilitation, die allerdings in Deutschland schon standardmäßig angeboten wird.

Ich würde jetzt nicht mehr davon sprechen, dass das irgendeine moderne Therapie, die in den Kinderschuhen steckt, ist, sondern es ist eine Standardversorgung für Menschen, die taub geboren sind oder im Laufe ihres Lebens ertauben oder deren Schwerhörigkeit mit einem konventionellen Hörgerät nicht mehr hergestellt oder ersetzt werden kann.

Das Cochlea Implant ersetzt die Haarzell-Funktionen. Wir haben vorhin gehört, dass gerade auch bei der Innenohr- oder Altersschwerhörigkeit die Haarzell-Funktion ausfällt. Das heißt, die Zelle, die den mechanischen Impuls in ein elektrisches Signal umwandelt, fällt aus. Das heißt, es wird kein Stromstoß generiert, der dann über die Hörbahn in Richtung Hörrinde läuft und dort Höreindruck vermittelt.

Wir können operativ eine winzig kleine Elektrode in das Innenohr einpflanzen und können dann über kleine Stromimpulse dort den Hörnerven direkt erregen. Und abhängig von der Frequenz, die der Patient hört, wird ein Stromstoß an verschiedenen Stellen im Innenohr generiert und der hat Höreindrücke. Und das ist eine fantastische Geschichte.

Mario D. Richardt: Also halten wir an dieser Stelle fest: Jeder Schwerhörige kann bei Ihnen versorgt werden.

Christian Mozet: Das kann man so sagen. Für jede Form der Schwerhörigkeit bis hin zur Ertaubung gibt es heutzutage moderne Rehabilitationsmöglichkeiten. Und man muss sie nur nutzen.

Mario D. Richardt: Und Scham und Eitelkeit sind einfach fehlangebracht.

Christian Mozet: Das ist im Prinzip das Plädoyer auch meines Buches.

Es ist schade, wenn die eigene Eitelkeit so weit im Weg steht, dass man sich dieser hervorragenden Rehabilitationsmöglichkeiten beraubt.

Mario D. Richardt: Vielen Dank, Dr. Mozet! Es war mir wieder ein Vergnügen. Und ich danke Ihnen fürs Zuhören. Wenn Sie noch mehr von Dr. Mozet lesen wollen, dann machen Sie das am besten, das Buch gibt es überall im Handel käuflich zu erwerben: „Diagnose Schwerhörigkeit“.

Und schalten Sie am nächsten Mittwoch wieder ein, dann heißt es „kernig & gesund“. Bis dahin! Machen Sie es gut! Tschüss!

Christian Mozet: Auf Wiederhören! Es war mir wie immer eine Freude.

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Otosan Ohrenspray (50 ml)

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