Unverträglichkeiten – Bauchweh bei Milch, Obst & Co.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind heutzutage weit verbreitet und keine Seltenheit mehr. Dabei gibt es verschiedenste Formen wie Laktose-, Fructose-, Gluten-, Histamin- und Sorbit-Unverträglichkeit. Gastroenterologin Dr. Kerstin Breitschwerdt spricht mit Mario D. Richardt darüber, wie man solche Probleme erkennt und was hilfreich ist, wenn man darunter leidet.

Expertin: Dr. Kerstin Breitschwerdt, Gastroenterologin

Dr. Kerstin Breitschwerdt

Dr. med. Kerstin Breitschwerdt

Fachärztin für Innere Medizin/Gastroenterologie

Im Jahre 2010 wurde Dr. Breitschwerdt zur Fachärztin für Innere Medizin. Vier Jahre später kam der Abschluss in Gastroenterologie dazu. Seit 2017 findet man sie nun in eigener Niederlassung in der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis – Breitschwerdt. Glas. Gürtler in Leipzig. Lesen Sie hier den gesamten Lebenslauf von Dr. Kerstin Breitschwerdt.

Transkript der Folge Unverträglichkeiten – Bauchweh bei Milch, Obst & Co.

Einige Menschen essen das Falsche und schon geht es los mit Blähbauch, Magenschmerzen oder Durchfall. Ähnliche Symptome, verschiedene Auslöser, bei den einen ist es Laktose, bei den anderen Fruktose. Dann ist es wieder mal Gluten oder auch Sorbit. Wir sortieren heute das Ganze mal so ein bisschen ein.

„kernig & gesund“, der Gesundheits-Podcast präsentiert von apodiscounter.de

Mario D. Richardt: Einen wunderschönen Tag zu einer brandneuen Folge „kernig & gesund“! Ich bin Mario D. Richardt und habe jede Woche Experten und Fachärzte bei mir am Mikrofon, um über ein Gesundheitsthema zu sprechen.

Heute ist es wieder Frau Dr. Kerstin Breitschwerdt, eine junge Gastroenterologin in Leipzig. Schönen guten Tag!

Kerstin Breitschwerdt: Guten Tag, Herr Richardt!

Mario D. Richardt: Schön, dass Sie wieder mit dabei sind. Wir reden heute mal über Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Was ist denn der Unterschied zwischen Unverträglichkeiten und Allergien bei bestimmten Lebensmitteln?

Kerstin Breitschwerdt: Bei Allergien ist es so, dass der Körper an sich körpereigenes Gewebe als fremd erkennt und dadurch entsprechende Symptome auch macht. Meistens ist bei Allergien auch ein Hautausschlag dabei, es kommt zu Luftnot teilweise, zu richtig allergischem Schock schlimmstenfalls, aber auch zu diesen Magendarmbeschwerden. Die Nahrungsmittelallergie ist bei Kindern bei bis zu 5 % vorhanden, bei den Erwachsenen deutlich weniger. Genau andersrum ist es bei Unverträglichkeiten. Kinder haben sehr selten Unverträglichkeiten, Erwachsene dafür bis zu 45 %. Bei Unverträglichkeiten ist es so, dass die Menge an sonst verträglichen Stoffen für den Körper überschritten wird und dadurch eine veränderte Verdauung stattfindet. Und es entsteht ein Blähbauch durch die Gasproduktion der Bakterien.

Was ist die Ursache für Laktoseintoleranz und wie viele Menschen sind davon betroffen?

Mario D. Richardt: Wir konzentrieren uns heute also mal auf die Unverträglichkeiten und da nehmen wir uns mal die vier bis fünf größten Bauchschmerzen-Macher vor und beginnen mal mit der Milchzucker-Unverträglichkeit, auch bekannt als Laktoseintoleranz.

Wie viele Menschen sind denn davon betroffen?

Kerstin Breitschwerdt: Ganz unterschiedlich! Und zwar ist es so, dass wirklich in China die asiatische Bevölkerung an sich bis zu 100 % eine Laktoseintoleranz hat, auch Schwarzafrikaner 80 bis 100 %. Bei den Nordeuropäern, also wo wir jetzt dazugehören, bis zu 5, maximal 15 %.

Mario D. Richardt: Was ist die Ursache dafür, dass man sowas überhaupt bekommt?

 

Kerstin Breitschwerdt: Die Ursache ist ein Laktasemangel. Das ist das Enzym, das den Milchzucker spaltet.

 

Mario D. Richardt: Aber Kinder können ganz normal Milch trinken, bei Erwachsenen tritt es dann häufiger auf das Problem.

 

Kerstin Breitschwerdt: Das ist physiologisch, und zwar ernähren sich die Kinder ausschließlich durch die Milch.

Was sind die Symptome einer Laktoseintoleranz und wie lässt sich diese diagnostizieren?

Mario D. Richardt: Was sind die typischen Symptome bei einer Laktoseintoleranz?

Kerstin Breitschwerdt: Die typischen Symptome bei Laktoseintoleranz sind vor allem die Blähungen, Bauchschmerzen auch, oft Durchfall. Wobei die Menge der Laktose, der zu sich genommenen Laktose, auch abhängig davon ist, welche Symptome entstehen.

Viele Menschen tolerieren kleinste Mengen ohne Probleme auch bei einer Laktoseintoleranz und bei größeren Mengen kommt es zu den genannten Symptomen.

Mario D. Richardt: Ja, dem kann ich auch nur zustimmen. Ich habe es leider auch. Ich vertrage zum Beispiel kein Glas Milch, aber Käse geht zum Beispiel immer. Da kommt‘s also auf die Menge drauf an?

Kerstin Breitschwerdt: Es kommt zum einen auf die Menge drauf an. Käse wird an sich ganz gut vertragen, weil es ein vergorenes Lebensmittel ist. Die frische Milch, genau wie bei Ihnen die Probleme an sich, aber auch Frischkäse-, Sahne-Produkte, werden eher schlechter vertragen.

Mario D. Richardt: Wie stellen Sie die Diagnose?

Kerstin Breitschwerdt: Die Diagnose kann der Patient auch im Selbsttest stellen, indem er sich wirklich eine Woche laktosefrei ernährt, schaut, wie es ihm dabei geht, und eine Woche wirklich hochkonzentriert mit laktosehaltigen Produkten ernährt.

Dann wird er gleich merken, ob er die Probleme hat. Möchte er das nicht versuchen, können wir auch gerne einen H2-Atemtest machen. Bedeutet: Der Patient bekommt Laktose, den Zucker hochkonzentriert zu trinken und dann wird in der Ausatemluft in bestimmten Zeiten gemessen, wie die Laktose verstoffwechselt wird.

Und diese Werte zeigen uns dann an, in welche Richtung es geht. Wobei die Patienten meist auch schon Symptome während des Tests angeben.

Mario D. Richardt: Was kann man machen, außer Milchprodukte weglassen?

Kerstin Breitschwerdt: Idealerweise, wie Sie sagen, Milchprodukte weglassen oder auf laktosefreie Produkte umstellen. Auf dem heutigen Markt gibt es unglaublich viele verschiedene Milchsorten, Mandelmilch, Hafermilch, Dinkelmilch, unglaublich viel.

Das kann alles gut vertragen werden. Oder eben zu Mahlzeiten, wenn man zum Beispiel im Restaurant ist oder irgendwo eingeladen ist, einfach die Laktase zu sich nehmen, eben das Enzym, das den Milchzucker spaltet.

Mario D. Richardt: Das ist quasi so ein kleines Pillchen?

Kerstin Breitschwerdt: Es ist eine kleine Tablette, die zum Essen zu sich genommen wird. Auch mit keinen Nebenwirkungen verbunden, weil es einfach für den akuten Prozess die Spaltung macht.

Mario D. Richardt: Warum schmeckt denn eigentlich die laktosefreie Milch so süßlich?

Kerstin Breitschwerdt: Weil die Laktase bereits in der laktosefreien Milch aufgespalten ist.

Können Unverträglichkeiten von selbst verschwinden?

Mario D. Richardt: Können denn Unverträglichkeiten irgendwann mal wieder verschwinden oder muss man damit ein Leben lang leben?

Kerstin Breitschwerdt: Die Laktoseintoleranz, die wird eher nicht verschwinden. Aber zum Beispiel bei Sorbit-Intoleranz hat man beobachtet, dass, wenn man sehr viele Antibiotika auch eingenommen hat, einfach eine veränderte Darmflora sich entwickelt und dort auch vermehrt eben Sorbit-Intoleranz entsteht.

Warum das so ist, ist bis jetzt nicht erwiesen. Bei Sorbit-Intoleranz wird beobachtet, wenn man sich zwei bis drei Jahre mal ein bisschen diätetisch an das Ganze hält, auch die Sorbit-Intoleranz nachlässt.

Mario D. Richardt: Gut! Dann bleiben wir also gleich mal beim Sorbit oder Sorbitol. Ist aber im Prinzip genau das Gleiche?

Kerstin Breitschwerdt: Sorbitol deswegen, weil das ein Zuckeralkohol ist. Deswegen das Sorbitol.

Mario D. Richardt: Und das findet man, habe ich zumindest so den Eindruck, sehr häufig in Diätprodukten oder zum Beispiel auch in Kaugummis.

Kerstin Breitschwerdt: In Kaugummis, aber auch in Zahnpasta. Wird von Patienten ganz oft angegeben:

Darf ich denn noch weiter Zähne putzen? Ja, bitte! Sie sollen einfach die Zahnpasta nicht schlucken. Das Spülen an sich ist gar kein Problem.

Was sind die Symptome einer Sorbit-Intoleranz?

Mario D. Richardt: Zu welchen Symptomen führt Sorbit-Intoleranz?

Kerstin Breitschwerdt: Zu den Symptomen, die bei den meisten Unverträglichkeiten vorhanden sind: Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen.

Bei Sorbit ist es so, eigentlich ist es auch eine teils physiologische Unverträglichkeit. Das bedeutet, dass die Menschen den Zuckeralkohol in hohen Mengen überhaupt nicht vertragen, kein Mensch.

Nur bei manchen ist eben diese Menge an verträglichem Sorbitol geringer.

Mario D. Richardt: Da reicht im Prinzip schon ein Kaugummi aus.

Kerstin Breitschwerdt: Da könnte ein Kaugummi auch schon ausreichen. Ja.

Den sollte man auch in der Zeit, in der man sich Sorbit-frei oder Sorbit-arm ernährt, auch weglassen.

Mario D. Richardt: Wie stellen Sie das fest, ob jemand gegen Sorbit intolerant ist?

Kerstin Breitschwerdt: Bei Sorbit ist es sehr schwierig, einen Eigentest durchzuführen. Weil, Sie haben es auch schon gesagt, in sehr, sehr vielen Produkten einfach Sorbit enthalten ist, vor allem in Fertigprodukten auch.

Jede Art von Fertigprodukt enthält auch als Zusatzstoff möglicherweise Sorbit. Das kann man selbst gar nicht wirklich weglassen. Bei diesen Symptomen empfehlen wir wirklich diesen H2-Atemtest, den wir genauso machen wie bei Laktose.

Das heißt, das Sorbit wird hochkonzentriert zu sich genommen und entsprechend dann die Ausatemluft gemessen.

Mario D. Richardt: Im Prinzip, was darf ich essen, worauf sollte ich verzichten?

Kerstin Breitschwerdt: Viele Früchte haben zum Beispiel hochkonzentriert auch Sorbit. Wobei dazu weniger eben die Beerenfrüchte zählen, aber auch die Zitrusfrüchte und Ananas.

Das wird ganz gut vertragen. Aber auch dort bitte auf die Menge an sich achten. Dann ist es interessant, jedes Lebensmittel, das mehr als 10 % Sorbit enthält, muss die Bezeichnung „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen.

Mario D. Richardt: Wie ist das mit der Fruchtzucker-Unverträglichkeit, also der Fruktose-Intoleranz? Sind die Symptome auch wieder ähnlich wie bei Laktose und bei Sorbit-Unverträglichkeit?

Kerstin Breitschwerdt: Viele Patienten mit einer Sorbit-Unverträglichkeit vertragen auch Fruktose nicht ideal, weil Sorbit ein zusammengesetzter Zuckerstoff an sich ist.

Bei der Intoleranz wird dem Speisebrei im Dünndarm nicht genug von der Fruktose entzogen, so dass ein größerer Teil in den Darm gelangt und dort auch eben Blähungen an sich macht.

Mario D. Richardt: Wie viele Menschen haben Probleme mit Fruktose?

Kerstin Breitschwerdt: Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung, könnte man sagen.

Mario D. Richardt: Und Sie stellen das auch wieder durch diesen Atemtest fest?

Kerstin Breitschwerdt: Das ist genau der gleiche Atemtest wie bei Laktose und bei Sorbit. Wird auch wieder die Fruktose hochkonzentriert zu trinken gegeben und geschaut.

Mario D. Richardt: Es ist ja so, bei der Laktoseintoleranz trinkt man einfach laktosefreie Milch, aber es gibt kein Obst, das keinen Fruchtzucker enthält. Muss man komplett auf Früchte verzichten?

Kerstin Breitschwerdt: Nein. Es gibt verschiedene Fruchtarten, die weniger Fruktose enthalten und natürlich dann andere, die mehr Fruktose an sich enthalten. Gerade bei Sorbit-Intoleranz und bei Fruktose-Intoleranz kann durch eine Ernährungsberatung auch eine gute Unterstützung erfolgen.

Was ist eine Gluten-Unverträglichkeit?

Mario D. Richardt: Wir reden heute bei „kernig & gesund“ über Unverträglichkeiten, hatten unter anderem schon Fruktose-Intoleranz, Laktoseintoleranz und Sorbit am Wickel.

Jetzt geht es mal um eine Sache, die häufig auch belächelt wird, und zwar die Gluten-Unverträglichkeit. Ist das genauso einzuordnen wie Fruktose und Laktose?

Kerstin Breitschwerdt: Die Gluten-Unverträglichkeit, die Zöliakie genannt, ist keine klassische Unverträglichkeit. Es ist eine immunologische Überreaktionen des Körpers auf Getreidebestandteile, das Gliadin, den Klebeeiweiß.

Durch diese Bestandteile werden die Dünndarmzotten zerstört, was aber nicht einer allergischen Genese entspricht.

Mario D. Richardt: Wo findet sich Gluten überall?

Kerstin Breitschwerdt: Gluten ist das Klebeeiweiß des Getreides. Es ist vor allem vorhanden in Weizen, da in großer Anzahl, aber auch in Dinkel, Roggen, Hafer und Gerste.

Mario D. Richardt: Also darf man kein Brot mehr essen?

Kerstin Breitschwerdt: Inzwischen gibt es ganz tolle glutenfreie Brotsorten, die auch an sich ganz gut schmecken. Erlaubt ist auch immer Mais, Reis, Hirse, Kartoffeln, problemlos.

Was sind die Symptome einer Gluten-Unverträglichkeit und wie stellt man diese fest?

Mario D. Richardt: Was sind eigentlich so die typischen Symptome, wenn man dieses Problem hat?

Kerstin Breitschwerdt: Die typischen Symptome bei Zöliakie gibt es an sich nicht. Die Zöliakie wird auch als Chamäleon der Gastroenterologie bezeichnet. Das bedeutet:

Es kann von diesen klassischen Unverträglichkeitssymptomen wie Blähungen und Bauchschmerzen, Durchfall reichen bis über Blutarmut, Anämie, was an sich keine Symptome macht, aber auch Knochenschmerzen, weil einfach die Bestandteile, die Nährstoffe nicht entsprechend aufgenommen werden können, Gewichtsverlust und Blähungen.

Mario D. Richardt: Wie stellen Sie ein Problem mit Gluten fest?

Kerstin Breitschwerdt: Die Anamnese des Patienten, also die Ernährungsweise, die Anamnese des Patienten, die Geschichte der Ernährung des Patienten ist in der Richtung sehr wichtig.

Der Patient beobachtet von sich aus schon, ob er Weizenprodukte, vor allem natürlich auch Nudeln, die ja sehr gerne gegessen werden, gut verträgt oder nicht. Es ist so, dass von der klassischen Zöliakie auch die nicht-gluten-sensitive Enteropathie unterschieden wird.

Das bedeutet: Der Patient hat keine Zöliakie, verträgt aber trotzdem Weizenprodukte an sich nicht gut. Das kann ausgeschlossen werden durch eine Dünndarmuntersuchung. Man macht eine Magenspiegelung, wandert vom Magen zusätzlich in den Zwölffingerdarm und entnimmt dort kleine Proben. Das ist der Goldstandard der Diagnosesicherung oder eben Widerlegung.

Zusätzlich empfehlen wir dann noch Antikörper zu bestimmen, wobei sich die Antikörper zum Beispiel beim Kind und beim Erwachsenen auch unterscheiden.

Mario D. Richardt: Wo ist noch Gluten enthalten außer jetzt in Brot und Nudeln?

Kerstin Breitschwerdt: In sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln. Das heißt, die Patienten müssen wirklich sehr streng auch die Liste bei den entsprechenden Präparaten anschauen und sich da auch wirklich sehr streng danach halten. Bei den Patienten, bei denen wirklich eine Zöliakie nachgewiesen wurde durch die genannten Biopsien, besteht wirklich eine lebenslange Aussetzung dieser Getreidestoffe.

Mario D. Richardt: Wenn man sich nicht dran hält an dieser Aussetzung, dann geht’s einem wieder schlecht.

Kerstin Breitschwerdt: Das an sich schlecht gehen ist jetzt nicht so das Problem. Das kann ja bei jedem Mal sein, dass er mal Blähungen hat. Das Problem ist dabei, dass sich diese Dünndarmzotten, die sich durch die Zöliakie verklumpen, auch wieder erholen können.

Das ist auch Sinn und Zweck dieser glutenfreien Ernährung. Und wenn sich die Patienten nicht daran halten, verklumpen die wieder. Dadurch werden wieder entsprechende Nährstoffe nicht aufgenommen und es kommt zu Mangelerscheinungen.

Mario D. Richardt: Das heißt, man muss sich ganz schön einschränken. Gibt es noch eine andere Möglichkeit, was man tun kann, wie bei der Laktoseintoleranz, dass es eine Tablette dafür gibt?

Kerstin Breitschwerdt: Seit Jahren gibt es Studien, in denen wirklich versucht wird, auch eine Art Tablette zu erfinden, die diese Problematik reduziert. Aber diese ist bis jetzt noch nicht auf dem Markt und noch nichts Überzeugendes.

Was ist eine Histamin-Intoleranz?

Mario D. Richardt: Dann geht’s jetzt bei uns weiter im Kabinett der Unverträglichkeiten. Und jetzt kommen wir mal auf das meines Erachtens unbekannteste Problem zu sprechen, das ist die Histamin-Intoleranz. Was ist das?

Kerstin Breitschwerdt: Die Histamin-Unverträglichkeit ist keine klassische Unverträglichkeit in dem Sinn. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen dem anfallenden Histamin, was über die Nahrung aufgenommen wird, und zu einem reduzierten Histamin-Abbau.

Dieser Abbau wird durch ein spezielles Enzym, genannt Diaminoxidase, erfolgen. Und dieses Enzym kann im Blut bestimmt werden. Dadurch können wir die Histamin-Intoleranz diagnostizieren.

Man kann auch das Histamin an sich im Blut bestimmen, aber der Wert ist sehr wechselhaft und nicht eindeutig.

Mario D. Richardt: Das heißt, Histamin ist automatisch sowieso im Körper?

Kerstin Breitschwerdt: Histamin ist von sich aus an sich im Körper, ja, wird aber durch fast jede Nahrung aufgenommen.

Histamin kommt vor allem bei verarbeiteten, aber auch länger gelagerten Lebensmitteln vor. Das heißt, es wird empfohlen, wenn man Fisch essen möchte, zum Beispiel den frischen Fisch zu essen, der direkt geangelt wurde, oder eben direkt eingefroren wurde.

Dabei dann bitte auch nicht den Fisch im Kühlschrank auftauen lassen, sondern wirklich direkt verarbeiten. Je länger ein Produkt liegt, desto mehr Histamin enthält es.

Mario D. Richardt: Ja, und lange liegt jetzt zum Beispiel auch Wein. Liegt das auch daran, dass ich dann vom Rotwein Kopfschmerzen bekomme.

Kerstin Breitschwerdt: Genau! Das ist die klassische Symptomtrias. Indem man Kopfschmerzen bekommt, Hitze bekommt durch Genuss von Rotwein, aber auch dem Käse, Hartkäse.

Mario D. Richardt: Wo ist noch reichlich Histamin enthalten?

Kerstin Breitschwerdt: Reichlich Histamin ist zusätzlich noch enthalten in verarbeiteten Produkten, wie genannt, in Wurstprodukten, aber auch der Thunfisch aus der Dose enthält sehr, sehr viel Histamin.

Mario D. Richardt: Was kann ich als Betroffener tun, um dem ganzen Problem Histamin zu entgehen? Weil ich glaube, auf der Liste auf den Lebensmitteln, da steht‘s gar nicht hinten drauf, oder?

Kerstin Breitschwerdt: Es steht hinten auf der Lebensmittelliste nicht drauf. Nein.

Deswegen ist es auch zu empfehlen, ebenfalls durch einen Ernährungsberater sich in der Richtung Listen zu besorgen. Selbst aber auch austesten, was wird gut vertragen, was wird nicht gut vertragen.

Alternativ gibt es auch noch die Antihistaminika, bekannt bei Heuschnupfen zum Beispiel.

Mario D. Richardt: Wie jetzt, Heuschnupfen? Das verstehe ich nicht.

Kerstin Breitschwerdt: Bei Heuschnupfen wird Histamin aus dem Körper ausgeschüttet und dadurch mit den Antihistaminika, die man bei Heuschnupfen nimmt, dieses Histamin gebunden. Und das kann auch versucht werden bei einer Histamin-Intoleranz zu nehmen.

Mario D. Richardt: Frau Dr. Breitschwerdt, vielen Dank für diesen kurzen Einblick in die Unverträglichkeiten! Wir hören uns bald wieder. Und Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, vielen Dank fürs Einschalten! Nächsten Mittwoch gibt es schon die nächste Folge „kernig & gesund“, überall dort, wo Sie gute Podcasts hören können.