Wer in der vergangenen Erkältungssaison Antibiotika für Kinder benötigte, der hatte oft erheblichen Mehraufwand. Laut dem aktuellen Bericht des BfArM sind 2022 und 2023, aufgrund der signifikant erhöhten Infektionszahlen, Arzneimittel für Kinder, insbesondere Antibiotika-Säfte, in Deutschland von Lieferengpässen betroffen. Wir haben mit Apothekerin Dr. Nina Unger gesprochen, um mehr über die aktuelle Situation, die Gründe und mögliche Alternativen zu erfahren.

Wie würden Sie die aktuelle Situation bezüglich der Antibiotikaknappheit für Kinder in Deutschland beschreiben?

Seit 2022 im Team, hat Dr. Nina Unger Pharmazie in Würzburg studiert und in medizinischer Chemie promoviert. Sie sammelte Erfahrung in Apotheken und als Lehrerin an einer PTA-Schule. Nebenbei gibt sie Schulungen für Apothekenpersonal.

Dr. Nina Unger: Der Lieferengpass bei Antibiotika-Säften für Kinder ist seit April 2023 durch das BMG offiziell bekannt gegeben worden. Verschiedene Maßnahmen wurden von den Gesundheitsbehörden veröffentlicht, um dem Mangel entgegenzuwirken. Auch in der aktuellen Wintersaison ist keine vollumfängliche Verbesserung der Situation absehbar.

Was sind die Hauptgründe für die derzeitige Knappheit an Antibiotika für Kinder?

Dr. Nina Unger: Zur aktuellen Situation haben verschiedene Aspekte geführt. Unter anderem stehen globale Lieferketten vor großen Herausforderungen, da seit einigen Jahren ein Rückgang von aktiven Antibiotika-herstellenden Produktionsstätten beobachtet wird bei gleichzeitig saisonal steigender Nachfrage. Zudem sind der hochregulierte Arzneimittelmarkt und die Preisvorgaben der Krankenkassen in Deutschland für viele Hersteller weniger attraktiv als in anderen Ländern. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Lieferengpässe hierzulande zusätzlich. Erschwerend für die Versorgung ist zudem, dass die lokale Verteilung der Antibiotika-Säfte in den Apotheken vor Ort äußerst unterschiedlich ist (siehe Hochrechnung der Reichweite von Antibiotika des BfArM). Das bedeutet, dass man unter Umständen bei sehr vielen Apotheken anfragen müsste, bis man eine Apotheke findet, die das erforderliche Präparat vorrätig hat. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patienten teilweise 30 bis 50 km fahren, um ein Medikament abzuholen.

Wie beeinflusst diese Knappheit die Versorgung von Kindern, die Antibiotika benötigen?

Dr. Nina Unger: Wie eben gesagt, es stellt einen großen zusätzlichen Mehraufwand dar, sich um die Beschaffung (Telefonate und weitere Wege) des dringend benötigten Medikamentes zu bemühen – neben der Versorgung eines erkrankten Kindes. Bis man das Medikament bekommen hat, verzögert es evtl. den Therapiebeginn. Hinzu kommen Anrufe bei der Kinderarzt-Praxis nach möglichen Alternativen oder erneuter Rezeptausstellung. Der Engpass belastet alle Beteiligten: die Familien, Ärzte und Ärztinnen, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Apotheken.

Kann eine Online-Apotheke im akuten Fall eine geeignete Lösung sein?

Dr. Nina Unger: In der Praxis ist es tatsächlich häufig so, dass Eltern viele Apotheken frustrierend „abklappern“, bis Sie das Medikament erhalten. Um Zeit und Nerven zu sparen, kann die Bestellung bei einer Online-Apotheke eine Lösung sein. Eltern und Erziehungsberechtigte sehen online direkt, ob das benötigte Medikament verfügbar ist. Die Bestellung erfolgt online, die Lieferung ist zuverlässig und man kann sich auf die Pflege des Kindes konzentrieren. Vor allem Versandapotheken haben ein umfangreiches Lager. Mit dem Upload eines E-Rezepts bzw. dem Scannen des QR-Codes kann Ihr Medikament unverzüglich versendet und teilweise schon am folgenden Tag deutschlandweit geliefert werden.

Fragen Sie in Ihrer Arztpraxis nach einem E-Rezept statt des klassischen Rezepts – das E-Rezept kommt verpflichtend zum 01. Januar 2024. Viele Praxen stellen jetzt schon E-Rezepte aus und können Ihnen den Ausdruck mit dem QR-Code mitgeben. Mit dem digitalen Upload des QR-Codes entfällt die postalische Einsendung des Rezeptes.

Auf www.apodiscounter.de können Eltern vorab sehen, ob der benötigte Antibiotika-Saft verfügbar ist. Auch Ärztinnen und Ärzten kann diese Funktion bei der Verschreibung helfen, verfügbare Präparate direkt aufzuschreiben und nachträgliche Änderungen oder ein Ausweichen auf Alternativen zu vermeiden.

Welche Rolle spielen Apotheken in der Bewältigung der Antibiotikaknappheit und wie unterstützen sie die Patientenversorgung in dieser Zeit?

Dr. Nina Unger: Als Versandapotheke spielen wir eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und versuchen, das Lager vorausschauend aufzubauen, um die bestmögliche Verfügbarkeit von Medikamenten für unsere Kunden zu gewährleisten. Durch unser großes Lager können wir Engpässe auffangen.

Dank unserer leistungsstarken Logistik ist das Medikament oft schon am Tag nach der Bestellung per E-Rezept bei der Patientin oder dem Patienten. Unsere Apothekerinnen und Apotheker stehen montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr für Fragen zur Verfügung. Für akute Fälle sind wir auch am Samstag von 8 bis 14 Uhr telefonisch erreichbar.

Fazit:

Auch wenn seitens der Politik an einer Lösung gearbeitet wird, kann es in der Zwischenzeit weiterhin zu Engpässen bei der Versorgung mit Antibiotika kommen. Versandapotheken können hier eine sinnvolle Alternative sein, da sich vorab prüfen lässt, ob das verschriebene Medikament vorrätig ist und die Lieferung in den meisten Fällen am Tag nach der Bestellung per E-Rezept erfolgt („Next day delivery“).

Apothekerin Dr. Nina Unger

Über die Interviewpartnerin: Dr. Nina Unger

Seit 2022 im Team, hat Dr. Nina Unger Pharmazie in Würzburg studiert und in medizinischer Chemie promoviert. Sie sammelte Erfahrung in Apotheken und als Lehrerin an einer PTA-Schule. Nebenbei gibt sie Schulungen für Apothekenpersonal.

In unserem Ratgeber erwarten Sie sorgfältig recherchierte und fachkundig verfasste Inhalte, die sämtliche Aspekte aus dem Gesundheitswesen abdecken. Unsere Experten, die alle über umfangreiche Erfahrung in der Pharmazie verfügen, haben jeden Beitrag auf Herz und Nieren geprüft, um sicherzustellen, dass Sie stets genaue und zuverlässige Informationen erhalten.

Aktualisiert am: 21. Dezember 2023